
Am 4. Februar 2025 gab die KME Group die Entscheidung bekannt, ihr Werk in Stolberg, Nordrhein-Westfalen, zu schließen. Diese verantwortungsvolle Maßnahme wird 114 Arbeitsplätze betreffen, die bis zum 30. September 2025 verloren gehen. Mit dieser Schließung geht ein weiteres Kapitel der stolzen Industriegeschichte Stolbergs zu Ende, die über 450 Jahre zurückreicht. Über die betrieblichen Änderungen wurden die Mitarbeiter bei einer Betriebsversammlung um 13 Uhr informiert. Die Konzernleitung kam dazu mit hochrangigen Vertretern aus Italien und Osnabrück, darunter der europäische Personalleiter und mehrere Unternehmensanwälte.
Die Schließankündigung sorgt unter den Beschäftigten für Entsetzen. Gewerkschaften und Betriebsrat hatten gehofft, dass es zu einem Kurswechsel kommen könnte, warnten aber gleichzeitig vor den schwerwiegenden Folgen dieser Entscheidung. Bereits im Juni 2024 musste das Walzwerk in Stolberg geschlossen werden, was 65 Mitarbeitern ihre Stellen kostete. Protestaktionen der Belegschaft und deren Familien konnten die Schließung nicht aufhalten. Diese Situation trägt zur Ungewissheit über die Zukunft der betroffenen Mitarbeiter bei, da die Unternehmensleitung bisher keine konkreten Lösungen oder Hilfsangebote für die entlassenen Beschäftigten vorgelegt hat.
Fachkräftemangel und Herausforderungen der Branche
Diese Entwicklung erfolgt vor dem Hintergrund einer angespannten Lage im deutschen Arbeitsmarkt, insbesondere in den Metall- und Elektroberufen. Laut KOFAS besteht bereits seit 2010 ein flächendeckender Fachkräftemangel in diesen Sektoren. Zwischen Juli 2021 und Juni 2022 fehlten über 110.000 Fachkräfte allein in der Metallerzeugung und -bearbeitung, Metallbauberufen und Maschinen- und Fahrzeugtechnik. Besonders kritisch ist die Lage in den Bereichen Mechatronik, Energie und Elektro, wo über 56.000 Fachkräfte fehlen.
Die Schließung der KME-Werke könnte die bereits prekäre Situation weiter verschärfen. In Anbetracht der rückläufigen Ausbildungszahlen in der Branche, die 2019 noch bei 138.000 neuen Ausbildungsverträgen lagen, aber auf 121.000 im Jahr 2020 sanken, wird die Knappheit an qualifizierten Arbeitnehmern zu einer ernsten Herausforderung. Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze in den Metall- und Elektroberufen gestiegen ist, was die Situation weiter verkompliziert.
Ungeachtet der schwierigen Rahmenbedingungen bleibt die KME Group jedoch als Unternehmen aktiv und betreibt weitere Standorte in anderen Städten und Regionen. Die unsichere Zukunft der Mitarbeiter in Stolberg steht weiterhin im Raum. Damit endet nicht nur ein Teil der industriellen Tradition Stolbergs, sondern auch die berufliche Perspektive vieler Fachkräfte, die in der Region hofften, in der aufblühenden Metallindustrie einen Platz zu finden.