
In einem erschütternden Vorfall besuchte eine Gruppe von Schülern aus Bielefeld die KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen im Landkreis Celle und sang nach einer Führung ein rassistisches Lied mit dem Text „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“. Der Vorfall fand bereits im Juli 2024 statt, wurde jedoch erst kürzlich durch Veröffentlichungen in den sozialen Medien wieder in den Fokus gerückt. Die Schüler, die zum neunten Jahrgang eines Gymnasiums gehören, bewegten sich auf dem zentralen Platz der Gedenkstätte, während Lehrkräfte in der Nähe mit administrative Aufgaben beschäftigt waren.
Das umgedichtete Lied ist eine Version des Hits „L’Amour Toujours“ von Gigi d’Agostino. Aufsichtspersonal der Gedenkstätte griff schnell ein und stoppte die Schüler. Der Schulleiter, Joachim Held, der nach dem Vorfall Disziplinierungsmaßnahmen anordnete, brachte das Verhalten zur Anzeige. Er erklärte, dass es nicht zielführend wäre, die Schüler von der Schule zu werfen, da sie teilweise selbst Migrationshintergrund haben. Held sieht das Verhalten als Teil eines gesamtgesellschaftlichen Problems, das durch den Einfluss von Social Media verstärkt wird, in denen solche Hetze oft als Teil der freien Meinungsäußerung verstanden wird, so die Analyse von Demokratiezentrum.org.
Ein gesamtgesellschaftliches Problem
Die sozialen Medien haben sich als ein Nährboden für rassistische Äußerungen etabliert, wo Nutzer oft unter Klarnamen Hasskommentare abgeben. Dieser Anstieg von Hasskommentaren wird häufig auf gesellschaftliche Veränderungen seit der Flüchtlingswelle 2015 zurückgeführt. Schüler und Medienpädagogen kommen in Projekttagen zusammen, um das Thema Rassismus im Internet zu besprechen und verschiedene Formen von Rassismus zu erkennen. Dies soll den Jugendlichen helfen, Inhalte kritisch zu hinterfragen und sich gegen rassistische Aussagen zur Wehr zu setzen.
Nach dem Vorfall in Bergen-Belsen seien die Jugendlichen nie wieder auffällig geworden, berichtet WDR. Jedoch bleibt die Frage, welche langfristigen Auswirkungen solche Vorfälle auf die Schüler und die Gesellschaft insgesamt haben. Der Schulleiter und andere Lehrkräfte arbeiten daran, mit gezielten Maßnahmen einen positiven Einfluss auszuüben und parallele Antirassismus-Projekte an der Schule zu installieren.
Videoaufnahmen, die den Vorfall in Bergen-Belsen dokumentieren, sowie ähnliche Vorfälle auf einer Pfingst-Party in Kampen und am Elite-Internat Louisenlund, haben bundesweit für Aufsehen gesorgt. Gigi d’Agostino selbst betont, dass sein Lied „L’Amour Toujours“ einzig und allein von Liebe handelt, und es zeigt sich einmal mehr, wie Worte aus ihrem Kontext gerissen und missbraucht werden können.