
Am 11. Januar 2025 jährt sich ein einschneidendes Ereignis in der Geschichte der Heilbronner Waldheide zum 40. Mal. An diesem Tag, vor genau 40 Jahren, kam es zu einer verheerenden Raketenexplosion, die drei US-Soldaten das Leben kostete und 16 weitere teilweise schwer verletzte. Der Unfall wurde durch eine elektrische Entladung ausgelöst, welche den Raketentreibstoff entzündete, und er führte zu intensiven Protestaktionen der Heilbronner Bevölkerung gegen die atomare Bedrohung in der Region. Besonders aktiv war Wolf Theilacker, der erste Grünen-Stadtrat von Heilbronn, der bereits vor dem Unglück gegen die Stationierung von Atomraketen protestierte. Viele Menschen hatten den Mut, ihrer Angst und Wut über die Gefahr, die von den Raketen ausging, Ausdruck zu verleihen, wozu zahlreiche Demonstrationen und Protestaktionen gehörten.
Günter Baumann, ein Feuerwehrmann, der als einer der ersten am Unglücksort eintraf, berichtete, dass die gesamte Heilbronner Feuerwehr sofort ausrückte, um die brennende Raketenlafette zu löschen. Diese Einsätze waren äußerst riskant, da sich weitere Raketen in unmittelbarer Nähe befanden. Baumann dokumentierte heimlich die Löscharbeiten, während er sich nicht an den politischen Protesten beteiligte, sondern voll und ganz auf die Bekämpfung des Feuers konzentrierte. Nachdem die US-Truppen 1991 aus Heilbronn abzogen, wurde die Waldheide renaturiert und ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet.
Gedenken an die Opfer
Die Stadt Heilbronn plant umfassende Gedenkveranstaltungen, um an die Opfer und die Ereignisse von 1985 zu erinnern. Am 11. Januar 2025, um 11 Uhr, wird Oberbürgermeister Harry Mergel am Gedenkstein der Waldheide eine Ansprache halten. Darüber hinaus wird das Stadtarchiv Informationen zur Geschichte der Waldheide anbieten, und im Theater Heilbronn wird der Dokumentarfilm „1983: Am atomaren Abgrund“ gezeigt. Diese Veranstaltungen sollen nicht nur das Gedenken an die Opfer, sondern auch eine Reflexion über die Friedensbewegung in den 80er-Jahren anstoßen.
Die Proteste der Heilbronner Bürger gegen die Stationierung von Atomraketen waren Teil einer breiteren Bewegung, die in Westdeutschland während des Kalten Krieges entstand. Diese Bewegung umfasste Friedensgebete, Mahnwachen und großflächige Demonstrationen, bei denen beispielsweise am 10. Oktober 1981 bis zu 300.000 Menschen in Bonn für den Frieden eintraten. Mit dem Abzug der US-Truppen und der atomaren Abrüstung in der Region sehen Theilacker und Baumann den Erfolg dieser Proteste, äußern jedoch Bedenken hinsichtlich der heutigen geopolitischen Situation und der möglichen Wiederbelebung ähnlicher Raketenstationierungen in Deutschland.
Die Lehren aus der Vergangenheit
Vier Jahrzehnte nach der Tragödie sind sich beide Zeitzeugen einig, dass die Bedrohungen für den Frieden heute möglicherweise größer sind als damals. Theilacker äußert die Befürchtung, dass auch aktuelle geopolitische Spannungen zu ähnlichen Reaktionen und Ängsten führen könnten. In einem Expertengespräch zur historischen Perspektive am 11. Januar wird die Rolle der Friedensbewegung diskutiert, während am Folgetag ein Zeitzeugengespräch zur Geschichte dieser Bewegung stattfinden wird. Die Veranstaltungen sind darauf ausgelegt, die Lehren aus der Vergangenheit sichtbar zu machen und die Bedeutung von Frieden aktiv in den Fokus zu rücken.
Die Waldheide bleibt ein Symbol für den Wandel von einem militärischen Standort hin zu einem Ort der Erholung und des Gedenkens. Das Gemeindeengagement und die fortdauernde Reflexion über die damaligen Ereignisse sind entscheidend für die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und der Sicherung eines friedlichen Miteinanders in der Gegenwart.
Für die Zukunft ist außerdem ein Dokumentartheaterstück mit dem Titel „Pershing“ geplant, dessen Premiere am 31. Mai 2025 stattfinden soll. Dieses Projekt soll untersuchen, welche Auswirkungen das Unglück auf die Heilbronner Zivilgesellschaft hatte und wird sicher dazu beitragen, die Geschichte lebendig zu halten.