
Die weltweite Pflanzenvielfalt steht unter Druck: Rund 40 Prozent gelten als gefährdet. In diesem Kontext gewinnen Botanische Gärten als wichtige Quellen für die Arterhaltung zunehmend an Bedeutung. Eine internationale Studie, an der Dr. Cornelia Löhne von der Universität Bonn beteiligt ist, untersucht die Bestandslisten von 50 wissenschaftlichen Gärten weltweit. Dabei wurden 1,9 Millionen Datensätze analysiert, die über 40 % der globalen Pflanzenvielfalt abdecken. Doch die Herausforderungen wachsen.
Forschende haben festgestellt, dass es zunehmend schwierig wird, neues Pflanzenmaterial aus der Natur zu entnehmen. Lebende Pflanzen haben eine durchschnittliche Lebensdauer von etwa 15 Jahren, was Neubeschaffungen notwendig macht. Seit 1993 sind die Neubeschaffungen nicht-heimischer Pflanzen global um 38 % rückläufig. Diese Entwicklung wird durch die internationale Biodiversitätskonvention weiter erschwert, die den Austausch von Wissen und Material limitiert.
Rolle der Botanischen Gärten in der Biodiversität
Die Studie zeigt klar, dass Botanische Gärten offenbar die Grenzen ihrer Kapazitäten erreicht haben. Es wird empfohlen, ein globales Netzwerk von Lebendsammlungen auszubauen. Dafür ist eine transparente Dokumentation der Sammlungen Voraussetzung für den Austausch von Pflanzenmaterial. Die Botanischen Gärten der Universität Bonn dokumentieren seit den 1980er Jahren alle Daten in einer Datenbank.
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die Notwendigkeit einer fundierten Priorisierung beim Management der Pflanzensammlungen. Die wissenschaftliche und gärtnerische Expertise sind entscheidend für die Entwicklung dieser Sammlungen. Zukünftig sollen in Bonn besondere Schwerpunkte auf Silberbaumgewächse, regionale Nutzpflanzen und Geophyten gelegt werden. Michael Neumann, ein erfahrener Gärtner, gibt sein Wissen an die nächste Generation weiter und trägt so zur Nachhaltigkeit der Pflanzenvielfalt bei.
Urbane Gärten fördern Biodiversität
Parallel zu den Herausforderungen, mit denen Botanische Gärten konfrontiert sind, entwickeln sich urbane Gärten immer mehr zu einem wichtigen Instrument zur Förderung der biologischen Vielfalt. In vielen Teilen der Welt führt die Urbanisierung zu Veränderungen der Landschaftsstrukturen, wodurch natürliche Lebensräume zurückgedrängt werden. Urbane Gärten bieten jedoch nicht nur ästhetische und soziale Vorteile, sondern fungieren auch als Lebensräume für Pflanzen- und Tierarten.
Urbane Gärten bieten ideale Lebensräume für bedrohte Arten, indem sie die Integration heimischer Pflanzen fördern, die an lokale klimatische Bedingungen angepasst sind. Solche Gärten ziehen eine höhere Anzahl von Insekten an und bieten Nistplätze sowie Futterquellen. Außerdem unterstützen sie Tiere, indem sie Korridore zwischen fragmentierten Lebensräumen schaffen.
Durch gezielte Maßnahmen, wie die Bereitstellung von Insektenhotels und Wasserstellen, können urbane Gärten die Biodiversität signifikant steigern. Ein weiterer Pluspunkt ist die Verbesserung der Bodenqualität und des Mikroklimas. Diese Gärten tragen zur Regulation der Temperaturen bei, verbessern die Luftqualität und erhöhen die Luftfeuchtigkeit. Auch die Gestaltung des Gärten spielt eine wichtige Rolle: Pflanzenvielfalt ist entscheidend für die Resilienz gegenüber Umweltveränderungen.
Bildung und Bewusstsein für Biodiversität
Urbane Gärten fördern auch das Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge „Gemeinschaftsgärten“ bieten nicht nur Platz zum Gärtnern, sondern fördern das soziale Engagement und die Verantwortung für die Umwelt. Politische Rahmenbedingungen, die Biodiversitätsziele in die Stadtplanung integrieren, unterstützen die Schaffung und Pflege solcher Gärten. Finanzielle Anreize und Bildungsangebote spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sowohl Botanische Gärten als auch urbane Gärten eine zentrale Rolle im Kampf um den Erhalt der Pflanzenvielfalt spielen. Mit gezielten Maßnahmen und Kooperationen kann die Biodiversität in städtischen Räumen gefördert und gleichzeitig das Bewusstsein für ökologisches Handeln gestärkt werden. Ein solcher Ansatz ist dringend notwendig, um den Herausforderungen durch Urbanisierung und Klimawandel wirksam zu begegnen.
Die Integration biodiversitätsfördernder Maßnahmen in die Gestaltung urbaner Gärten kann dabei helfen, die negativen Auswirkungen der Urbanisierung zu mildern und einen Beitrag zur Erhaltung der globalen Pflanzenvielfalt zu leisten. Die Zusammenarbeit zwischen Botanischen Gärten und urbanen Gartenprojekten wird somit immer wichtiger. Die Zukunft unserer Biodiversität könnte entscheidend davon abhängen.