
Die aktuelle ENTRANCE-Regionaltagung an der Universität Bonn hat die zentrale Rolle Chinas in globalen Forschungsnetzwerken ins Licht gerückt. Expert*innen aus der Wissenschaft und dem Wissenschaftsmanagement diskutierten die geopolitischen Entwicklungen, die sich auf Universitäten weltweit auswirken. Ziel der Tagung war es, die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit China aufzuzeigen, insbesondere im Bereich der Medizinforschung.
Die Prorektorin der Universität Bonn, Prof. Dr. Birgit Ulrike Münch, betonte in ihrem Eröffnungsstatement die Notwendigkeit, die „China-Kompetenzen“ in Forschung, Lehre und Verwaltung zu erweitern. Ein bedeutender Teil der Diskussionen konzentrierte sich auf digitale Sicherheitsanforderungen sowie die Herausforderungen der IT- und Datensicherheit in internationalen Kooperationen. Dies ist besonders relevant, da die Zusammenarbeit mit China in der Medizinforschung großes Potenzial für Innovation und Fortschritt birgt.
Internationale Zusammenarbeit und Sicherheitsaspekte
Die Tagung bot auch Einblicke in das chinesische Wissenschaftssystem und thematisierte die internationale akademische Zusammenarbeit mit China. Hierbei wurden regulatorische Herausforderungen im Umgang mit Patientendaten angesprochen sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen, die bei der Zusammenarbeit mit chinesischen Partner*innen berücksichtigt werden müssen. Ethisch fundierte und rechtlich sichere Forschung ist unerlässlich, um komplexe Bedingungen zu verstehen und zu berücksichtigen.
Die Diskussion wurde durch Erkenntnisse der EU-Politik zu China ergänzt. Im Jahr 2019 veröffentlichte die EU die „Elements for a new EU Strategy on China“ und die „Council Conclusions EU Strategy on China“, in denen ein vielschichtiger Ansatz zur Förderung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten dargelegt wird. Die EU verfolgt das Ziel, gegenseitige Vorteile in den politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu erzielen und setzt dabei auf eine gemeinsame Roadmap für die zukünftige Kooperation in Wissenschaft, Technologie und Innovation.
Forschungs- und Innovationsprogramme der EU
Die Rahmenprogramme für Forschung und Innovation der EU, insbesondere das laufende Programm „Horizon Europe“, haben eine entscheidende Bedeutung für die Zusammenarbeit im Bereich Wissenschaft. Dieses Programm läuft von 2021 bis 2027 und hat ein Gesamtbudget von etwa 95,5 Milliarden Euro. Im Rahmen von Horizon Europe wird auch die Flagship-Initiative zu Klimawandel und Biodiversität gefördert, die gemeinsam mit China durchgeführt wird.
Allerdings ist Chinas Teilnahme an Innovationsaktionen im Horizon Europe Work Programme 2023-2024 eingeschränkt, was auf Ungleichgewichte in der EU-China-Zusammenarbeit zurückzuführen ist. Diese Herausforderungen verdeutlichen die Notwendigkeit, die Netzwerkarbeit und Informationssicherheit sowohl in Deutschland als auch in der EU zu stärken.
Zusammenfassend zeigt die ENTRANCE-Regionaltagung an der Universität Bonn deutlich, dass trotz der bestehenden Herausforderungen und Sicherheitsbedenken eine fundierte und kooperative Beziehung zwischen europäischen und chinesischen Forschungseinrichtungen von großem Wert für die globale Wissenschaftslandschaft ist.