
Am 30. Januar 2025 wurde in Kassel der Förderpreis der Bauwirtschaft für eine herausragende Masterarbeit zur Wärmegewinnung aus Abwasser verliehen. Der Preisträger, Lukas Höft, erhielt die Auszeichnung für seine detaillierte Analyse der Wärmepotenziale hessischer Kläranlagen, die von 2019 bis 2022 durchgeführt wurde. Kläranlagen verfügen über große Mengen thermischer Energie, die zurzeit nicht optimal genutzt werden. Abwasser, mit ganzjährigen Temperaturen über 10 °C, stellt eine vielversprechende Niedertemperatur-Wärmequelle dar, die als erneuerbare Energie in Wärmenetze eingespeist werden kann, wie uni-kassel.de berichtet.
Höfts Masterarbeit, betreut von Prof. Tobias Morck, befasste sich mit der Identifikation und Quantifizierung der übertragbaren Wärmeleistung von Kläranlagen. Seine Ergebnisse zeigten, dass das Potenzial zur Wärmerückgewinnung oftmals den Eigenbedarf übersteigt. Dies könnte hessischen Kommunen helfen, ihre Klimaneutralitätsziele zu erreichen. Der Förderpreis, gestiftet von der Arbeitsgemeinschaft Stufenausbildung (Bau) Kassel, ist mit 3.000 Euro dotiert und wird jährlich an Studierende für herausragende Abschlussarbeiten vergeben.
Technologische Perspektiven der Abwasserwärme
Die Relevanz der Abwasserwärme beschränkt sich jedoch nicht nur auf Hessen. Auch in Nordrhein-Westfalen wird auf diese nachhaltige Wärmequelle gesetzt. Am 11. Oktober 2023 wurde eine Grundsatzerklärung in Düsseldorf von Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur unterzeichnet, welche die Nutzung von Abwasserwärme zur Beschleunigung der Wärmewende vorsieht. Die Initiative, unterstützt von ingenieur.de, zielt darauf ab, bis 2030 mindestens 1 TWh Wärme aus Abwasser und bis 2045 insgesamt 4 TWh zu gewinnen.
Abwasser in Nordrhein-Westfalen hat Temperaturen von 10 bis 20 °C, die für Wärmeübertrager und -pumpen ideal sind. DWA-Präsident Uli Paetzel betont, dass bis zu 15 % der urbanen Gebäude in Deutschland mit dieser Wärme versorgt werden könnten. Um diese Ziele zu erreichen, plant die Landesregierung rechtliche und technische Hürden abzubauen sowie Genehmigungsprozesse zu vereinfachen.
Praxisbeispiele und Zukunftsperspektiven
Ein konkretes Beispiel für die praxisnahe Umsetzung ist das Wohnquartier Lück in Köln-Ehrenfeld. Hier wird städtisches Abwasser verwendet, um Wärme für vier Mehrparteienhäuser zu gewinnen. Der Bau des Projekts begann 2023 auf einem ehemaligen Fabrikgelände und umfasst auch eine Großtagespflege. Eine Wärmepumpe nutzt nicht nur die Wärme aus dem Abwasser, sondern auch Solarstrom von Photovoltaikanlagen.
Insgesamt wird die Initiative in Nordrhein-Westfalen von mehreren Verbänden und kommunalen Vertretern unterstützt. Um die Implementierung und den Zugang zuZahlen, Daten und Fakten zu fördern, wurden Informationsbroschüren veröffentlicht, die rechtliche und technische Rahmenbedingungen erläutern. DWA und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) haben gemeinsam daran gearbeitet, diese Informationen sowohl für Kommunen als auch für Planer zugänglich zu machen.