
In den letzten Jahren hat der Kaffeepreis weltweit einen dramatischen Anstieg erlebt, der sowohl Konsumenten als auch Kleinröster vor Herausforderungen stellt. Sebastian Pilu, Inhaber der „Caffè Pilu“-Kaffeemanufaktur, die er seit 2016 betreibt, berichtet von den Schwierigkeiten, die Erhöhung der Rohkaffeepreise zu bewältigen. „Die Preise sind seit etwa vier Jahren gestiegen, und es wird immer schwieriger, die besten Bohnen zu beschaffen“, erklärt Pilu. Sein Unternehmen befindet sich in Waiblingen-Hegnach, nachdem er 2020 von Bittenfeld dorthin umgezogen ist. Zudem betreibt er seit 2018 einen Kaffeeladen in der Waiblinger Altstadt, wo er seine Kunden persönlich berät.
Die aktuelle Preisentwicklung ist alarmierend. Laut einem Bericht von SWR sind die Rohkaffeepreise im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent gestiegen. Diese Preissprünge sind nicht nur auf die steigende Nachfrage, sondern auch auf den Klimawandel zurückzuführen, der die Kaffeeanbauflächen weltweit gefährdet. Besonders in Brasilien und Vietnam, den größten Kaffee-Exportländern, sind die Bedingungen für den Anbau durch extremwarmes Wetter und Schädlinge belastet.
Der Einfluss des Klimawandels
Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen bereits jetzt deutliche Folgen. Experten warnen, dass bis 2050 die Anbauflächen für Kaffee um bis zu 50 Prozent schrumpfen könnten. In Deutschland trinken Verbraucher im Durchschnitt vier Tassen Kaffee pro Tag, wodurch Kaffee zum beliebtesten Getränk avanciert ist. Aber die steigenden Preise führen dazu, dass Konsumenten ihren Kaffeekonsum überdenken: Eine Umfrage ergab, dass ein Viertel der Deutschen aufgrund der Preisentwicklung weniger Kaffee konsumiert.
Ein bedeutender Aspekt dieser Preissteigerungen betrifft die Kaffeekapseln und -pads, die seit 2020 um etwa 25 Prozent teurer geworden sind. Für 2025 wird ein weiterer Anstieg der Preise für Großpackungen von bis zu 30 Prozent prognostiziert, was den Preis pro Pfund gemahlenen Markenkaffee aktuell bei etwa sieben Euro ansiedelt, der jedoch auf über neun Euro steigen könnte.
Die Herausforderung für Kleinröster
Kleinere Kaffeeröster wie Pilu stehen unter immensem Druck. „Die Branche ist durch diese Preissteigerungen stark betroffen“, kommentiert er. Pilu muss häufig um die besten Preise verhandeln und dabei die Qualität der Bohnen im Auge behalten. Tchibo, einer der großen Anbieter, hat bereits rechtliche Schritte gegen Aldi Süd unternommen, um günstige Kaffeeangebote zu unterbinden. Diese Klage wurde abgewiesen, doch Tchibo plant dennoch eine Preiserhöhung von 50 Cent bis einem Euro pro Pfund. Solche Entwicklungen erschweren es kleinen Röstern, wettbewerbsfähig zu bleiben.
In diesem Zusammenhang ist auch der Trend zu fair gehandeltem Kaffee bedeutend. Im Jahr 2022 haben mehr Menschen in Deutschland auf fair gehandelte Produkte gesetzt, was den Umsatz mit fairen Produkten auf über zwei Milliarden Euro ansteigen ließ. Kaffee bleibt das meistverkaufte faire Produkt in Deutschland. Der Anstieg des Interesses an Fairtrade-Kaffee könnte Kleinröstern wie Pilu eine Chance bieten, sich auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung zu konzentrieren.
Nachhaltigkeit und neue Ansätze
Die Diskussion über Nachhaltigkeit im Kaffeeanbau gewinnt zunehmend an Bedeutung. Fairtrade unterstützt Kleinbauern, indem es Investitionen in nachhaltige Praktiken und Bildungsangebote fördert. Gleichzeitig warnen Experten, dass der konventionelle Kaffeeanbau stark umweltschädlich ist, besonders durch den Einsatz von Pestiziden und die Belastung der Böden mit Stickstoffen. Die Forschung an neuen Kaffeearbeiten wie Liberica, die resistenter gegen Dürre und Schädlinge sind, könnte eine Lösung für die zukünftigen Herausforderungen im Kaffeeanbau darstellen.
Obwohl der Kaffeekonsum in Deutschland einen hohen Stellenwert hat, zeigt die aktuelle Preisentwicklung, dass Verbraucher bereit sind, bewusster und nachhaltiger zu konsumieren. Die Herausforderungen, die sowohl der Klimawandel als auch die stark steigenden Preise mit sich bringen, erfordern neue Lösungen und ein Umdenken in der Kaffeeindustrie.