
In der kleinen Gemeinde Malkwitz, gelegen im Herzen von Nordsachsen, wird die Tradition des Osteranspritzens zu einem unverwechselbaren Teil des Osterfestes. Während in vielen anderen Regionen die Osterfeierlichkeiten mit dem Entzünden von Feuern verbunden sind, bleibt Malkwitz der besonderen und etwas eigenartigen Tradition treu: dem Anspritzen. Dieses Ereignis, welches am Ostermontag gefeiert wird, hat eine lange Geschichte und wird bereits seit über 120 Jahren die Dorfgemeinschaft zusammenbringen.
Am Ostermontag versammeln sich die Feuerwehrleute in Malkwitz zur ersten Nassübung des Jahres, ein zentrales Element der Tradition. Die erste dokumentierte Übung fand schon im Jahr 1899 statt, wo die Feuerwehr nach den Wintermonaten mit Wasser zu den ersten Trainingseinheiten zurückkehrte. Wehrleiter Lutz Frenzel hebt die Strenge der Tradition hervor: Keine Wasserübung darf vor diesem besonderen Tag stattfinden. So sind auch unabhängige Wetterbedingungen kein Hindernis, das Anspritzen wird jährlich durchgeführt, seit 1990 sogar unabhängig vom Wetter.
Gemeinschaftsgeist und Kinderfreude
Jede Einheit der Feuerwehr errichtet eine Wasserstrecke und zapft Wasser aus dem örtlichen Fluss, der Luppa. Hierbei führen die aktiven Kameraden gemeinsam mit der Jugendwehr einen Löschangriff auf Dosen durch, was nicht nur Training ist, sondern auch ein Wettbewerb um Geschicklichkeit. Einer der Höhepunkte der Veranstaltung ist es, wenn die Kinder in einem Wettbewerb ihre Fähigkeiten zeigen. So wird das Anspritzen nicht nur zu einem Freilufttraining, sondern auch zu einem großen Fest für die Dorfgemeinschaft.
Die Veranstaltung zieht zahlreiche Zuschauer an, darunter auch der zuständige Bürgermeister Matthias Müller. Die Dorfbewohner sowie die umliegenden Nachbarorte kommen zusammen, um diesen besonderen Tag zu feiern. Anders als in vielen anderen Regionen, in denen das Anspritzen eher zu einer Wasserschlacht ausartet, bleibt man in Malkwitz bei dieser Tradition gemütlich und familienfreundlich.
Parallelen zu polnischen Traditionen
In Polen, einem Land, dessen Osterfest ebenfalls stark religiös geprägt ist, gibt es zu Ostern ähnliche Bräuche. Dort feiert man unter anderem am Ostermontag das traditionelle „Śmigus-Dyngus“, wo junge Männer junge Frauen mit Wasser bespritzen. Dieser Brauch hat sich in den letzten Jahren zu einer regelrechten Wasserschlacht entwickelt, bei der sich die Jugendlichen mit Wasserpistolen, Eimern und Wasserbomben vergnügen. Im Gegensatz zur beschaulichen Feier in Malkwitz, bei der es familiärer zugeht, ist der Ostermontag in Polen oft von spritziger Fröhlichkeit geprägt. Hierbei geht es mitunter auch um die Zurschaustellung von Charme und Jugend.
Traditionen im Zusammenhang mit Ostern sind sowohl in Malkwitz als auch in Polen eng mit dem kirchlichen Glauben verbunden. Sie symbolisieren Hoffnung, neues Leben und die Auferstehung Jesu Christi. Die Vorbereitung auf das Fest beginnt für viele Familien in Polen bereits am Ostersamstag, wenn Korb mit symbolhaften Osterspeisen, den sogenannten „Święconki“, gefüllt wird. Diese Speisen, die auch am Ostersonntag verzehrt werden, zeichnen das österliche Fest in Polen ebenso aus wie das Anspritzen in Malkwitz eine unverwechselbare lokale Tradition darstellt.
Wie die verschiedenen Bräuche zeigen, ist Ostern ein Fest, das nicht nur im kirchlichen Sinn gefeiert wird, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl und die kulturellen Ursprünge in den Vordergrund rückt. In Malkwitz und Polen zeigt sich, dass die Verbindung von alten Traditionen mit modernem Feiern ein wichtiger Bestandteil des Osterfestes ist. So bleibt das Anspritzen in Malkwitz ein Treffpunkt für generationenübergreifende Feierlichkeiten, während in Polen das „Śmigus-Dyngus“ für Freude und spritzige Aufregung sorgt.