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Standortdaten-Skandal: Nutzer im Visier von Datenhändlern!

In einer umfassenden Untersuchung haben der Bayerische Rundfunk (BR) und internationale Partnermedien alarmierende Ergebnisse über den Handel mit Standortdaten von Smartphone-Apps veröffentlicht. Laut den Recherchen sind Millionen von Standortdaten in die Hände von Datenhändlern gelangt, wobei fast 800.000 Nutzer in Deutschland betroffen sind. Diese Daten stammen aus rund 40.000 Apps, die sowohl für Apple- als auch für Android-Geräte verfügbar sind. Besonders besorgniserregend ist, dass einige dieser Anwendungen präzise Informationen zu Wohn- und Arbeitsorten der Nutzer bereitstellen. Betroffene Apps wie Wetter Online, Flightradar24, Kleinanzeigen und Focus Online zeigen, wie weitreichend der Zugriff auf persönliche Standortdaten ist. Die Informationen wurden vom US-Datenhändler Datastream als kostenloses Anschauungsmaterial bereitgestellt, was auf das Geschäft mit personalisierter Werbung hindeutet. Die App-Anbieter übermitteln in Echtzeit detaillierte Informationen, einschließlich Aufenthaltsort und Handymodell, an Vermarkter. Wetter Online allein teilt Daten mit über 800 Unternehmen, darunter auch solche außerhalb der Europäischen Union. Datenschutzexperte Martin Baumann kritisiert diesen Umstand als einen erheblichen Kontrollverlust für Nutzer.

Ein herausragendes Beispiel für die Problematik zeigt ein Vorfall aus den USA, bei dem eine Hackergruppe Daten eines amerikanischen Datenhändlers kompromittiert hat. Dies verdeutlicht die potenzielle Verwundbarkeit solcher sensibler Daten, was auch in Deutschland zu einem weiteren Kontrollverlust führen könnte. Der untersuchte Datensatz umfasst 380 Millionen Standortdaten von 47 Millionen Nutzern, die an einem einzigen Tag im Juli 2024 gesammelt wurden. In vielen Fällen blieben die Betreiber der betroffenen Apps auf Anfragen unbeantwortet, was die Besorgnis über den Datenschutz weiter verstärkt.

Gesetzliche Rahmenbedingungen und Datenschutz

Die vorliegenden Recherchen werfen auch größere rechtliche Fragen auf. Datenschutzbehörden haben bereits angekündigt, Prüfungen einzuleiten. Der Präsident des Bayerischen Landesamts für Datenschutzaufsicht spricht von einem massiven Vertrauensbruch gegenüber den Nutzern. Das Bundesverbraucherschutzministerium fordert dringend einen effektiven EU-weiten Schutz gegen die Praktiken der personalisierten Werbung, die auf solchen Daten basieren. Die Verbraucherzentrale-Bundesverband sieht die Verantwortung sowohl bei den Datenhändlern als auch bei den App-Anbietern und их Praktiken als kritisch an.

Die Problematik wird zusätzlich durch einen weiteren Datenleck deutlich, das journalistischen Recherchen zufolge im Juli 2024 veröffentlicht wurde. Ein Datensatz mit 3,6 Milliarden Standortdaten wurde kostenlos von einem US-Händler auf dem deutschen Marktplatz Datarade angeboten. Die Daten sollten als „Vorschau“ für ein kostenpflichtiges Abonnement dienen, das monatlich aktualisierte Standortdaten aus bis zu 163 Ländern beinhaltete.

  • Beweismittel für die Risiken: Die Bewegungsprofile aus den Daten ermöglichen Rückschlüsse auf private Informationen, einschließlich Wohn- und Arbeitsorte und Aufenthalte an besonders sensiblen Orten wie Suchtkliniken oder psychiatrischen Einrichtungen.
  • Regulierungsmängel: Der Handel mit Standortdaten findet in einem weitgehend unregulierten Rahmen statt, der auch potenzielle nationale Sicherheitsrisiken birgt, da er Informationen über militärische oder geheimdienstliche Standorte liefern kann.

Die Grundsätze der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) wie „Zweckbindung“ und „Datenminimierung“ stehen im Widerspruch zu den beobachteten Praktiken. Daten dürfen nur für festgelegte Zwecke verarbeitet werden, und es sind klare Einwilligungen erforderlich. Diese müssten freiwillig und informativ sein, was in vielen Fällen fraglich bleibt. Nutzer können Nachteile erfahren, wenn sie die Einwilligung zur Standortabfrage ablehnen oder zurückziehen.

Angesichts dieser Entwicklungen sind die Nutzer mehr denn je gefordert, ihre Rechte aktiv in Anspruch zu nehmen. Unter anderem stehen ihnen folgende Rechte zu:

  • Recht auf Information und Auskunft: Verbraucher können über die Verwendung ihrer Daten informiert werden und stets den Zugriff auf gespeicherte Informationen anfordern.
  • Recht auf Berichtigung und Löschung: Falsche oder unrechtmäßig erhobene Daten können berichtigt oder gelöscht werden.
  • Recht auf Widerruf: Einwilligungen zur Datenverarbeitung können jederzeit widerrufen werden.

Die wiederholte Besorgnis über die Praktiken im Zusammenhang mit Standortdaten erfordert dringend Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre. Die Forderung nach umfassenderen und strenger durchgesetzten Datenschutzbestimmungen wird lauter, um den Bedürfnissen und Rechten der Verbraucher gerecht zu werden. Die Entwicklungen der letzten Monate müssen als Weckruf für alle Beteiligten angesehen werden.

Statistische Auswertung

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