
Tim Mälzer, der beliebte TV-Koch, hat ein mutiges Projekt gestartet, um die Lebensbedingungen in Pflegeheimen zu verbessern. Nach dem Tod seines Vaters im vergangenen Jahr initiierte Mälzer zusammen mit Schauspieler André Dietz das Projekt „Herbstresidenz“, das darauf abzielt, Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen als Alltagshelfer in Pflegeheimen zu qualifizieren. Die Caritas stellt dafür ein Pflegeheim zur Verfügung, das in die „Herbstresidenz“ umgewandelt werden soll, um einen Ort zu schaffen, in den Menschen freiwillig einziehen möchten. In der ersten Folge des Projekts, die bei VOX ausgestrahlt wurde, berichtet Mälzer über seine bewegenden Erfahrungen im Altenzentrum St. Nikolaus in Bernkastel-Kues. Er selbst zieht für eine gewisse Zeit in das Heim ein, um die Perspektive der Bewohner hautnah zu erleben.
Mälzer beschreibt sein Zimmer im Heim als „wie im Krankenhaus“, was ihm Unbehagen bereitet. Die Sterblichkeit in einem Pflegeheim wird für ihn zu einem omnipräsenten Thema. Er äußert die Befürchtung, dass der Einzug ins Heim symbolisch für den Beginn des Sterbens stehen könnte. Viele Senioren im Heim fühlen sich oft ohne Aufgaben und Perspektive und wünschen sich, einfach einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen. Der prominente Koch sieht im Heim nicht nur einen Ort des Verweilens, sondern ein Umfeld, in dem Lebensqualität und emotionale Verbindung wiederhergestellt werden müssen.
Ein neues Lebensgefühl für Senioren
Im Rahmen seines Projekts wird auch die Problematik des Essens in Pflegeheimen thematisiert. Laut Mälzer ist das Essen oft unappetitlich und geruchlos, was die Lebensqualität der Bewohner stark beeinträchtigt. Zudem vermisst er gemütliche Rückzugsorte und eine persönliche Gestaltung der Wohnräume. Zusammen mit den Auszubildenden, die frischen Wind ins Heim bringen, wird an der Atmosphäre gearbeitet: Wände werden in warmen Farben gestrichen und persönliche Fotos der Bewohner aufgehängt, um ein Gefühl von Zuhause zu schaffen.
Mälzer hat erkannt, dass die neuen Azubis, die als Alltagshelfer fungieren, das Pflegepersonal entlasten, da sie einfache Aufgaben übernehmen können. Trotz anfänglicher Berührungsängste zeigen die Auszubildenden jedoch großes Einfühlungsvermögen im Umgang mit den Senioren, insbesondere bei sensiblen Themen wie Körperpflege. Die Interaktion zwischen den Azubis und den Bewohnern entwickelt sich positiv, was nicht nur die Senioren motiviert, sondern auch den Azubis wertvolle Erfahrungen vermittelt.
Ein weiteres Kernelement des Projekts ist die Einbindung der Senioren in kreative Aktivitäten. Mälzer versucht, durch gemeinsames Kochen und andere Handlungsangebote ein neues Lebensgefühl zu erzeugen. Er motiviert beispielsweise einen ehemaligen Bäcker, wieder aktiv zu werden, was nicht nur seine Stimmung hebt, sondern auch die Gemeinschaft stärkt. Diese Ansätze zielen darauf ab, die Lebensqualität der Bewohner merklich zu verbessern und sie aktiv in den Alltag des Heims einzubinden.
Gesellschaftliches Engagement und Verantwortung
Mälzer betrachtet sich nicht als Heilsbringer, sondern als jemand, der Aufmerksamkeit auf die Probleme in Pflegeheimen lenkt. Er appelliert an die Gesellschaft, mehr Verantwortung für ältere Menschen zu übernehmen. Die Herausforderungen, die sich im Alter ergeben, werden durch persönliche Erfahrungen verstärkt. Mälzer gibt zu, dass ihn sein Aufenthalt im Pflegeheim mit Angst vor dem Älterwerden erfüllt hat, da er die Lebensbedingungen der Bewohner nun viel deutlicher versteht.
Die Notwendigkeit von Inklusion und sozialen Kontakten für die Lebensqualität älterer Menschen, insbesondere für geistig behinderte Senioren, ist ebenfalls ein zentrales Thema. Einrichtungen wie das Haus Regenbogen in Mönchengladbach bieten wertvolle Unterstützung, sind jedoch oft nicht in der Lage, die erforderliche Inklusion zu gewährleisten. Es zeigt sich, dass die Lebensqualität von Senioren, ob mit oder ohne Behinderungen, stark von ihrem sozialen Umfeld abhängt. Die gesellschaftliche Verantwortung, die Mälzer so eindringlich einfordert, bleibt eine Herausforderung, der sich die gesamte Gemeinschaft stellen muss.