Ouzo, das traditionsreiche Getränk aus Griechenland, hat sich als fester Bestandteil der kulinarischen Kultur besonders auf der Insel Lesbos etabliert. Dort wird es nicht nur in kleinen Schnapsgläsern genossen, wie es in Deutschland üblich ist, sondern begleitet die gesamte Mahlzeit. In Griechenland wird Ouzo als Teil des Essens betrachtet und oft zusammen mit einer Vielzahl von Vorspeisen serviert. Typische Beilagen sind Auberginen, Bohnen, Hackbällchen, Tsatsiki und verschiedene Käsesorten wie Schafskäse oder Ladotyri. Diese Weise, Ouzo zu genießen, wird auch als Ausdruck der griechischen Gastfreundschaft verstanden.
Lesbos, die drittgrößte Insel Griechenlands, produziert etwa die Hälfte der gesamten Ouzo-Produktion des Landes. Auf der Insel gibt es zahlreiche Brennereien, die überwiegend von Familien betrieben werden. Besonders hervorzuheben ist die Destillerie Kouroumichali in Petra, die jährlich etwa 1.000 Flaschen Ouzo herstellt und ihre Produkte mit liebevoll signierten Etiketten für Touristen anbietet. Des Weiteren befindet sich die Firma Matis in Mytilini, deren Verkaufsstelle mit Medaillen und Zertifikaten die hohe Qualität ihrer Produkte unterstreicht.
Plomari – Die Ouzo-Hauptstadt
Plomari gilt als die „Welthauptstadt des Ouzos“ mit vier ansässigen Destillerien. Die älteste ist die Familie Varvayiannis, die seit 1860 Ouzo produziert. Ein weiterer bemerkenswerter Fakt: Der älteste Kupferkessel der Destillerie stammt aus dem Jahr 1858 und wurde in Konstantinopel gefertigt. Ouzo Plomari, der größte Ouzo-Produzent Griechenlands, bringt jährlich über 10 Millionen Flaschen auf den Markt, zumeist für den Export. Der Herstellungsprozess des Ouzos in Plomari erfolgt in handgefertigten Kupferkesseln und dauert beeindruckende neun Stunden, in denen der Ouzo zweimal destilliert wird.
Die Herstellung von Ouzo erfolgt meist aus reinem Alkohol, der aus Traubenresten gewonnen wird, und ist stark aromatisiert mit Anis und weiteren aromatischen Pflanzen. Um Qualität zu gewährleisten, orientieren sich viele Destillerien an traditionellen Verfahren. Der Alkoholgehalt liegt zwischen 37,5 und 48 Volumenprozent, wobei auch hier strenge EU-Vorgaben zu beachten sind. Ouzo Plomari beispielsweise hat einen Alkoholgehalt von 40% und besticht durch seinen kräftigen Geschmack, während Ouzo 12, der seit über 100 Jahren hergestellt wird, einen milderen Geschmack aufweist.
Cocktails und Trinkrituale
In der griechischen Kultur hat Ouzo auch eine Bedeutung als Verdauungshilfe nach schwerem Essen. Anders als in Deutschland, wo Ouzo häufig pur getrunken wird, wird in Griechenland das Getränk traditionell mit Wasser oder Eis kombiniert, was zu der charakteristischen milchigen Färbung führt. Ouzo sollte nicht im Kühlschrank gelagert werden und wird bestenfalls aus kleinen Karaffen serviert, um das gesellige Trinken zu betonen. Neuere Varianten des Konsums beinhalten Longdrinks, bei denen Ouzo mit fruchtigen Zutaten oder sogar Kaffeespezialitäten kombiniert wird.
Die geschichtliche Herkunft des Ouzos ist jedoch nicht eindeutig geklärt. Theorien über den Namen belegen mögliche Ableitungen vom griechischen „Ózó“, was „Geruch“ bedeutet, oder vom italienischen „uso Massalia“. Zudem wird vermutet, dass Ouzo aus dem türkischen Raki und dem griechischen Tsipouro entstanden sein könnte. Trotz dieser unklaren Ursprünge hat Ouzo in der heutigen Zeit seinen Platz in der internationalen Getränkekultur gefunden und bleibt ein Symbol der griechischen Identität.
Die Besucher von Lesbos haben die Gelegenheit, die Herstellung des traditionellen Getränks im „World of Ouzo“-Museum zu besichtigen, wo die Geschichte und die Artefakte dieses einzigartigen Getränks präsentiert werden. Der Eintritt ist mit zwei Euro vergleichsweise günstig, während die Destillerie Varvayiannis sogar freien Zugang bietet.
Insgesamt ist Ouzo mehr als nur ein Getränk; es repräsentiert den Lebensstil und die Traditionspflege der Griechen und lädt dazu ein, die kulturellen und kulinarischen Nuancen Griechenlands zu entdecken.
