
In vielen deutschen Städten zeichnet sich ein besorgniserregendes Bild von Leerständen und Rückgängen in der Besuchermagnetik von Innenstädten ab. Ein aktueller Bericht aus Sigmaringen beschreibt eine besorgniserregende Entwicklung auf dem Marktplatz, wo die Schließung des einst beliebten Café Seelos und das vorläufige Schließen des Gasthauses Traube stark zu spüren sind. Der Marktplatz selbst präsentiert sich kaum besucht und karg, was umso alarmierender ist, da das Café Seelos viele Jahre ein Anziehungspunkt für Gäste war. Die Sorge um die weitere Entwicklung ist groß: Ein Leerstand sollte so schnell wie möglich behoben werden, um das drohende Sterben der Innenstadt zu verhindern.
Ein Vergleich mit Nachbarstädten wie Mengen und Pfullendorf zeigt, dass trotz attraktiver Stadtkernangebote wenig Besucher angezogen werden. Dies wirft Zukunftsängste auf, da auch hier die Bedenken laut werden, dass künftige Nutzungen für die leerstehenden Lokale nicht den ursprünglichen Charme zurückbringen könnten – mögliche Alternativen wären Beispiele wie Kebabladen, Steuerberater oder sogar ein Thai-Massage-Studio, allesamt Angebote, die sich in einer Innenstadt nicht gerade ideal präsentieren.
Leerstände nehmen zu
In der Oststraße von Hamm ist die Situation ähnlich angespannt. Auch hier wird ein besorgniserregender Anstieg der Leerstände festgestellt, besonders in der Nähe der Pauluskirche, wie Berichte zeigen. Betreiber tradierter Geschäfte wie Pfaff Bröker und Frek sehen sich einem unaufhaltsamen Trend gegenüber, wobei jährlich weitere Leerstände hinzukommen. Unweit wird mit dem Schließen des ehemaligen Ladenlokals von Pelz Walter sowie von Mode-Wäsche Hirschel die Negativentwicklung weiter intensiviert.
Margret Holota, Inhaberin einer Buchhandlung und Vorsitzende des Vereins City Ost, beschreibt die aufkommende Sorgen über die „unsichtbare Wand“, die das Einkaufserlebnis in der Oststraße beeinflusst. Maßnahmen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität, wie eine neue Weihnachtsbeleuchtung, wurden zwar angeschafft, doch bleibt die Frage, ob diese Einrichtungen die Attraktivität der Straße wirklich steigern können. Ein Vorschlag zur Wiederbelebung in Form eines Woll- und Stoffgeschäfts kommt auf, doch die Unsicherheit bleibt.
Ursachen und Lösungen für den Leerstand
Die Ursachen für den anhaltenden Leerstand sind vielfältig: Wie Analysen zeigen, resultieren diese Entwicklungen aus einem strukturellen Wandel im Einzelhandel, dem zunehmenden Einfluss von E-Commerce sowie wirtschaftlichen und demografischen Veränderungen. Auch die COVID-19-Pandemie hat zu einem deutlichen Rückgang der Besucherzahlen geführt, was die Innenstädte enorm belastet. Innovative Lösungen sind gefragt, und es wird erwartet, dass die Shopflächen in vielen österreichischen Städten, ähnlich wie in Deutschland, schrumpfen werden.
Die potentielle Umnutzung leerstehender Geschäftsflächen für Büros oder soziale Einrichtungen ist ein Weg, um dem Problem Herr zu werden. Zudem wird ein Anstieg der leerstehenden Lokale auf dem Immobilienmarkt beobachtet, der einen tiefgreifenden Wandel in den Bedingungen des stationären Handels signalisiert. Stadtmanager und Gemeinden stehen vor der Herausforderung, Strategien zur Steigerung der Attraktivität ihrer Innenstädte zu entwickeln, wobei Initiativen wie Pop-up-Stores und Co-Working-Spaces gefordert sind.
Das Schicksal der Innenstädte scheint ungewiss, und es bleibt die Hoffnung, dass mit einem kollektiven Handeln von Stadtplanern, Geschäftsinhabern und der Gemeinschaft, die Attraktivität und Lebensqualität in diesen ehemals pulsierenden Zentren wiederhergestellt werden kann.