
Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass die Rentenlücke für Durchschnittsverdiener in Deutschland alarmierende Ausmaße annimmt. Laut einer Umfrage von Innofact im Auftrag von Finanztip, die 1.023 Teilnehmer im Januar 2025 repräsentierte, kann die Rentenlücke bis zu einer Million Euro betragen. Dies ist der Unterschied zwischen dem gewohnten Einkommen und der gesetzlichen Rente, die oft nicht ausreicht, um den Lebensstandard im Alter zu halten. Für viele Senioren stellen sich dadurch finanzielle Probleme im Ruhestand als weit verbreitet heraus. Der Sozialverband Deutschland bezeichnet diese Entwicklung als „furchtbar“.
Die Studie simulierte rund 900 Musterfälle von Personen im Alter von 20 bis 55 Jahren. Besonders betroffen sind Menschen mit geringen Einkommen, Selbstständige ohne Pflichtversicherung und Frauen, die häufig weniger für das Alter sparen. Statistiken zeigen, dass 64% der Frauen und 48% der Männer befürchten, im Alter von Altersarmut betroffen zu sein. Nur 4% der Befragten fühlen sich gänzlich sorgenfrei hinsichtlich ihrer Rentenplanung.
Besorgniserregende Zahlen über die Altersvorsorge
Die Befragung ergab, dass 25% der Nicht-Ruheständler gar nicht für die Altersvorsorge sparen. Von denjenigen, die sparen, legen 27% monatlich zwischen 100 und 249 Euro zurück. Besonders alarmierend ist, dass 30% der Befragten komplett auf Sparmaßnahmen verzichten. Die beliebtesten Sparformen sind Tages- und Festgeldkonten, die jeweils von 30% der Befragten genutzt werden, gefolgt von Lebens- und Rentenversicherungen sowie betrieblicher Altersvorsorge (je 26%). Lediglich 21% investieren in Aktien-ETFs, obwohl Experten empfehlen, 15% des Nettogehalts in einen global gestreuten Aktien-ETF zu investieren, um langfristig die Inflation auszugleichen.
Ein Beispiel: Eine 30-jährige Frau mit einem Nettogehalt von 2.700 Euro müsste monatlich etwa 430 Euro in Aktien-ETFs investieren, um ihre Rentenlücke zu schließen. Bei einem Start mit 35 Jahren wären es bereits 540 Euro und bei 40 Jahren sogar 690 Euro monatlich.
Die wachsende Gefahr der Altersarmut
Altersarmut wird zunehmend zu einer gesellschaftlichen Herausforderung in Deutschland. Laut aktuellen Zahlen beziehen im Juni 2024 mehr als 728.990 Menschen Grundsicherung im Alter, was einen Anstieg um 37.000 im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Seit 2015 stieg die Zahl der Grundsicherungsempfänger um rund 39 Prozent. Die Armutsgefährdungsquote bei Senioren betrug 2023 18,1%, wobei 20,2% der Frauen betroffen sind. Regionale Unterschiede zeigen, dass in Bayern 21,4% der über 65-Jährigen als armutsgefährdet gelten.
Die Ursachen für die Altersarmut sind vielschichtig. Demografische Entwicklungen, niedrige Löhne und unterbrochene Erwerbsbiografien spielen eine entscheidende Rolle. Experten argumentieren, dass trotz jahrzehntelanger Einzahlung in die Rentenversicherung viele Senioren mit niedrigen Renten auskommen müssen. Beispielsweise erhielten über 33% der Personen mit 40 Versicherungsjahren eine Rente unter 1.250 Euro; bei 45 Versicherungsjahren waren es fast 25%.
Um die Altersarmut zu verhindern, fordern zahlreiche Experten umfassende Reformen in der Renten- und Sozialpolitik. Eine mögliche Lösung wäre die Einführung einer solidarischen Mindestrente von 1.250 Euro sowie eine Reform der gesetzlichen Rentenversicherung hin zu einer Bürgerversicherung mit Mindestrentenelementen, um allen Senioren ein würdiges Leben zu ermöglichen.
Insgesamt verdeutlichen die aktuellen Zahlen die dringende Notwendigkeit, aktiv für die Altersvorsorge zu handeln und sich auf die Herausforderungen, die der demografische Wandel mit sich bringt, vorzubereiten.