
Der Europa-Park in Rust, der größte Freizeitpark Deutschlands und Arbeitgeber für über 5.000 Mitarbeiter, sieht sich derzeit mit kritischen Rückmeldungen hinsichtlich seiner Arbeitsbedingungen konfrontiert. Berichte über unzureichende Bezahlung und unfaire Behandlung machen die Runde und belasten den Ruf des renommierten Freizeitparks. Diese negativen Erfahrungen stammen häufig von Beschäftigten, die anonym bleiben möchten, und betreffen verschiedene Bereiche wie Attraktionen, Gastronomie, Verwaltung und die Wasserwelt „Rulantica“.
Mitarbeiter kritisieren vor allem die unzureichenden Nachtzuschläge und die hohe Anzahl an Überstunden. Diese Anliegen werden von einem hohen Druck begleitet, der oft zu einer Angst vor Sanktionen führt. Frederik Mack, der Personalchef des Parks, räumt ein, dass es in der Vergangenheit Fehler gegeben hat, die inzwischen korrigiert wurden. Eine Mitarbeiterin, die nur als Anna auftritt, berichtet über das unrechtmäßige Zurückhalten eines Teils ihres Weihnachtsgeldes, welches ihr schließlich erst nach Medienberichten ausgezahlt wurde. Rund 150 Beschäftigte erhielten nachträglich das ihnen zustehende Weihnachtsgeld.
Gefährdete Mitarbeiterzufriedenheit
Auf der Plattform „Kununu“ haben seit 2013 insgesamt 325 Mitarbeiter und Bewerber den Europa-Park bewertet, was ein gemischtes Gesamtbild liefert. Mit einer Durchschnittsbewertung von 3,3 von 5 Sternen liegt der Park unter dem Branchendurchschnitt von 3,5 Punkten. Die Bewertungen umfassen sowohl positive Aspekte wie Rabatte und abwechslungsreiche Arbeit als auch ernsthafte Vorwürfe, darunter Mobbing und sexuelle Belästigung. Es wird bemängelt, dass Beschwerden oft nicht ernst genommen werden, was die Mitarbeiterzufriedenheit gefährdet.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten hat zudem kritisiert, dass es im Europa-Park keinen Betriebsrat gibt. Sven Hildebrandt, Gewerkschaftssekretär, äußert offen, dass der Arbeitgeber keine Demokratie im Unternehmen wolle. Während einige Mitarbeiter, wie Markus, gegen einen Betriebsrat sind und negative Erfahrungen früherer Versuche anführen, bleibt der Ruf nach einer besseren Vertretung der Arbeitnehmer laut.
Personalmangel und Wettbewerb um Fachkräfte
Die Problematik des Personalmangels in der Freizeitbranche ist nicht nur auf den Europa-Park beschränkt. Laut einer Studie des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung kämpfen Freizeitparks und -unternehmen allgemein mit der Rekrutierung von Mitarbeitern für saisonale, un- und angelernten Tätigkeiten. Besonders in der aktuellen wirtschaftlichen Lage, die durch die Corona-Pandemie belastet ist, wird es für Arbeitgeber schwieriger, angemessene Löhne zu zahlen und gleichzeitig ein gutes Arbeitsklima zu schaffen.
Die Studie zeigt, dass ein verbessertes Arbeitsklima und eine offene Kommunikation entscheidend zur Mitarbeiterbindung beitragen können. Arbeitgeber, die die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Angestellten – von Geringqualifizierten bis hin zu Rentnern – berücksichtigen, bieten die besten Chancen darauf, Mitarbeiter langfristig zu halten. Dazu gehört auch, flexible Arbeitsbedingungen anzubieten, um den verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden.
Mit Blick auf die Zukunft wird es für den Europa-Park und ähnliche Unternehmen entscheidend sein, die angesprochenen Mängel zu beheben, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern und die Mitarbeiterbindung zu fördern. Die Reaktion auf negative Bewertungen und die Zusicherung, dass Vorfälle ernst genommen und untersucht werden, sind wichtige Schritte in diese Richtung. Zusätzliche Kontaktmöglichkeiten bieten Mitarbeitern einen Raum, um ihre Anliegen zu äußern und aktiv zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen beizutragen.
Insgesamt bleibt zu beobachten, wie sich die Situation im Europa-Park entwickelt und ob die Management-Strategie ausreichend ist, um die Zufriedenheit der Mitarbeiter langfristig zu sichern und dem Personalmangel entgegenzuwirken.
Für weiterführende Informationen über die aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen können die Berichte auf SWR und Merkur eingesehen werden.