
Die Industrie- und Handelskammern (IHK) im Rheinland haben bei einer Landespressekonferenz am 24. März 2025 erneut auf die dringenden Herausforderungen im Güterverkehr aufmerksam gemacht. Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, führte aus, dass die aktuelle Schieneninfrastruktur für den Güterverkehr in Nordrhein-Westfalen nicht dem Bedarf entspricht. Ein zentraler Punkt seiner Aussagen war, dass die Güterprognosen des Bundes die Frachtmengen, die von den Zara-Häfen in Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam durch das Rheinland transportiert werden, stark unterschätzen. Diese Erkenntnis stammt aus einer Studie, die in Kooperation mit „go.Rheinland“ erstellt wurde und die Schwachstellen der bestehenden Infrastruktur beleuchtet, insbesondere die marode Brückeninfrastruktur.
„Der Bund ignoriert die Potenziale unserer Region“, betonte Berghausen. Er kritisierte, dass die Bundesregierung eine vornehmlich auf die Seehäfen in Norddeutschland ausgerichtete Verkehrspolitik umsetze, die für die wirtschaftliche Entwicklung des Rheinlands nachteilig sei. Die IHK fordert deshalb eine Korrektur der Verkehrsprognosen und eine schnellere Umsetzung geplanter Projekte, um die Schieneninfrastruktur den aktuellen Anforderungen anzupassen. Die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit mit Belgien und den Niederlanden wurde ebenfalls hervorgehoben.
Bedeutung der Schieneninfrastruktur
In einem breiteren Kontext wurde auf den Mobilitätskongress in Köln hingewiesen, auf dem die IHK-Initiative Rheinland eine Studie zur Bedeutung des Schienengüterverkehrs im Rheinland vorstellte. Über 70 Teilnehmende, darunter Entscheidungsträger aus der Industrie, diskutierten darüber, wie die Schieneninfrastruktur effektiv verbessert werden kann. Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, machte deutlich, wie wichtig ein gut ausgebauter Schienengüterverkehr für die Industrie ist.
Steinmetz forderte die politischen Entscheidungsträger und die DB Netz AG auf, bestehende Engpässe im Schienennetz schnell zu beseitigen und Baustellen nutzerfreundlich zu managen. Markus Walke, Vorstandsvorsitzender des Logistikregion Rheinland e.V., äußerte Bedenken hinsichtlich des mangelnden politischen Rückhalts für die Bahn. Er und andere Experten appellieren an die Politik, Kräfte zu bündeln, um die Verkehrswende voranzutreiben und den Industriestandort Rheinland zu stärken.
Handlungsfelder und Zukunftsperspektiven
Die vorgelegte Studie hat mehrere Handlungsfelder identifiziert, die für die zukünftige Entwicklung des Schienengüterverkehrs im Rheinland von Bedeutung sind:
- Kurzfristige Beseitigung von Engpässen im Schienennetz durch Reparaturen und Kapazitätserweiterungen.
- Schnelle Umsetzung wichtiger Projekte, wie dem 3RX-Projekt, das ein zweites Gleis zwischen Kaldenkirchen und Dülken sowie eine Direktverbindung zwischen Venlo, Viersen und Krefeld vorsieht.
- Das Projekt Revierbahn soll eine durchgehend zweigleisige, elektrifizierte Verbindung zwischen Neuss und Aachen schaffen, was nicht nur die Pendlermobilität, sondern auch den Güterverkehr zwischen der Rheinschiene und den belgischen/niederländischen Häfen verbessern könnte.
Zusätzlich fordern die IHKs im Rheinland eine Vereinfachung des geltenden Baurechts für Bahnanlagen, den Erhalt und die Ausweisung zusätzlicher Logistikflächen sowie eine Trennung von Netz und Betrieb im DB-Konzern zur Effizienzsteigerung. Auch eine nachhaltige und auskömmliche Finanzierung der Schieneninfrastruktur gehört zu den Forderungen, die zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Rheinland und zur Förderung des Klimaschutzes beitragen sollen.
Die Herausforderungen im Güterverkehr und die Rolle der Schieneninfrastruktur stehen im Mittelpunkt der aktuellen Diskussionen, die auf eine entscheidende Wende in der Verkehrspolitik hoffen lassen. Tag24 berichtet, dass der Handlungsdruck steigt, um eine moderne und leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur zu gewährleisten, die sowohl den ökonomischen als auch den ökologischen Herausforderungen gewachsen ist. Weitere Einblicke zur Thematik erhalten Sie auf IHK Mittlerer Niederrhein.