
Der Immobilienmarkt in Deutschland zeigt derzeit gemischte Entwicklungen. Nachdem Käufer von Häusern und Wohnungen in den letzten Jahren mit steigenden Preisen und Bauzinsen konfrontiert waren, zeigt sich nun ein diffuses Bild, das sowohl positive als auch negative Trends aufweist. In den Großstädten steigen die Preise für Häuser und Eigentumswohnungen weniger stark, während in einigen Regionen die Immobilienpreise seit 2023 gesunken sind. Diese Entwicklungen werden von der Instabilität der Bauzinsen begleitet, die nun erneut ansteigen.
Die erste Märzhälfte 2023 brachte wieder steigende Bauzinsen mit sich. Diese Erhöhung ist vor allem auf ein geplantes Schuldenpaket der Bundesregierung zurückzuführen, welches sich stark auf den Markt der Baukredite auswirkt. Analysten wie Michael Voigtländer vom IW Köln berichten von einem Anstieg der Kreditzinsen um 30 Basispunkte, was den Durchschnitszins von 3,1% auf 3,4% hebt. Außerdem wird erwartet, dass die Renditen von zehnjährigen Bundesanleihen um einen Prozentpunkt ansteigen – von knapp 3% auf 4%. Dies hat zur Folge, dass die Hypothekenzinsen direkt an diese Entwicklungen gekoppelt sind, was Käufer vor zusätzliche Herausforderungen stellt, wie rp-online.de berichtet.
Baugenehmigungen steigen
Im Kontrast zu den steigenden Preisen und Zinsen steht die positive Nachricht über die Baugenehmigungen. Im Januar 2025 wurden insgesamt 18.000 Wohnungen genehmigt, was einem Anstieg von 6,9 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Besonders stark erhöhten sich die Genehmigungen für Einfamilienhäuser um 21,7 %, während der Anstieg bei Mehrfamilienhäusern 5,8 % betrug. Dies stellt eine Trendwende dar, nachdem im Jahr 2024 die Zahl der Baugenehmigungen um knapp 17 % auf den niedrigsten Stand seit 2010 gefallen war.
Dennoch warnen einige Experten. Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands HDB, äußert Bedenken in Bezug auf die Rahmenbedingungen, die viele Investoren zurückhaltend machen. Der Markt leidet zudem unter hohen Baukosten, die die Nachfrage nach Baufinanzierungen erheblich beeinträchtigen. Voigtländer fordert daher eine Deregulierung, um die Baukosten zu senken. Ein Vorschlag sieht vor, die Baukosten pro Quadratmeter um bis zu 2.000 Euro zu reduzieren, um mehr und günstigeren Wohnraum zu schaffen.
Marktanalysen und Prognosen
Die Unsicherheit auf dem Immobilienmarkt ist groß, insbesondere angesichts des geplanten milliardenschweren Finanzpakets der Bundesregierung, welches die Zinsen weiter in die Höhe treibt. Aktuell liegen die Zinsen für Baufinanzierungen mit einer Laufzeit von zehn Jahren bei etwa 3,7 %, was einen signifikanten Anstieg innerhalb kürzester Zeit darstellt. So berichtete Barkow Consulting über den größten Wochenanstieg der Bauzinsen seit der Finanzkrise vor 18 Jahren.
Analyst Ascan Iredi von Plutos weist darauf hin, dass die Angst vor einer großen Schuldenaufnahme die Zinsen bei längeren Hypothekenlaufzeiten weiter nach oben treiben wird. Trotz der Herausforderungen sieht Voigtländer die Investitionen in Immobilien weiterhin als attraktiv an, er glaubt jedoch, dass eine nachhaltige Lösung gefunden werden muss, um die Marktentwicklung langfristig zu stabilisieren. Am Ende bleibt die Frage, ob die Kombination aus steigenden Bauzinsen und Baukosten die Nachfrage nach Immobilien auf Dauer dämpfen kann, oder ob die recenten Preisrückgänge in einigen Regionen eine Trendwende signalisieren.