
In Deutschland bereitet man sich auf eine der größten Feierlichkeiten des Jahres vor: den Karneval. Doch die Vorfreude wird von drängenden Sicherheitsbedenken überschattet. An Weiberfastnacht in Köln wurde aufgrund akuter Terrorgefahr ein zusätzliches Sicherheitsrisiko wahrgenommen. Der Islamische Staat hat offen zu Anschlägen aufgerufen, und die Behörden warnen, dass potenzielle Täter bereits gut vorbereitet sein könnten. In vielen Städten haben die Stadtverwaltungen deshalb die Sicherheitsmaßnahmen drastisch erhöht, was zu enormen finanziellen Belastungen für die Karnevalsvereine führt. Bislang wurden bereits mehrere Umzüge abgesagt, und zusätzliche Auflagen zwingen die Organisatoren, voraussichtlich noch mehr Veranstaltungen abzusagen, wenn die Kosten weiterhin steigen.
Besonders in den großen Karnevalsstädten Köln, Düsseldorf und Mainz, wo Millionen Menschen zum Feiern erwartet werden, hat die Polizei umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Diese beinhalten unter anderem massive Polizeipräsenz, Taschenkontrollen sowie Betonbarrieren, um die Sicherheit der Festivitäten zu gewährleisten. Klaus-Ludwig Fess, Präsident des Bundes Deutscher Karneval, merkt an, dass die Anforderungen an Sicherheit im Vergleich zum Vorjahr erheblich verschärft wurden. „Wir müssen uns an diese neuen Gegebenheiten anpassen“, so Fess, der die kulturelle Bedeutung von Fasching und Fastnacht hervorhebt und die politischen Institutionen um Unterstützung bittet.
Unsicherheit schreckt Karnevalsvereine ab
Die Angst vor möglichen terroristischen Angriffen hat viele Karnevalsvereine in Deutschland gezwungen, Krisensitzungen abzuhalten. Karneval findet nicht mehr in der gewohnten Form statt. Anstatt traditioneller Umzüge wurden alternative Formate wie Stadtfeste inszeniert. So muss beispielsweise der Wagenumzug in Marburg ausfallen, während am Rosenmontag „Hessens längste Polonaise“ stattfinden soll, die ohne Motivwagen auskommt. Auch in Erfurt ist die Durchführung des Umzugs noch ungewiss, da er auf eine verkürzte Route reduziert wurde.
Die Bundesbehörden betonen jedoch, dass alles unternommen wird, um die Sicherheit der Feierlichkeiten zu gewährleisten. Bundeskanzler Olaf Scholz hat zusichern lassen, dass die Polizeibehörden intensiver auf die bevorstehenden Karnevalsveranstaltungen vorbereitet sind. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul appellierte an die Bürger, trotz der erhöhten Sicherheitsvorgaben den Karneval zu feiern und sich nicht einschüchtern zu lassen.
Steigende Kosten und ungleiche Vorgaben
Die Herausforderungen für die Karnevalsvereine gehen über die Sicherheitsvorkehrungen hinaus. Die hohen Sicherheitsauflagen führen dazu, dass die Organisation von Umzügen teurer wird. Fess warnte, dass einige Vereine möglicherweise die Veranstaltungen aufgrund dieser hohen finanziellen Belastungen absagen müssten. Laut Berichten können die Kosten für die Umsetzung der neuen Sicherheitsmaßnahmen bis zu 200.000 Euro betragen.
Zudem kritisieren viele Karnevalsvereine die unterschiedlichen Sicherheitsvorgaben in den einzelnen Regionen, was die Planung der Umzüge weiter erschwert. Eine Umfrage zeigt, dass an vielen Orten die Sicherheitsanforderungen tatsächlich nachgeschärft wurden, was zu einer zusätzlichen Unsicherheit bei der Durchführung von Festlichkeiten führt. Die aktuellen Ereignisse, darunter auch der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg im vergangenen Jahr, haben das Sicherheitsgefühl zusätzlich belastet und machen den wichtigen kulturellen Anlass zu einem gefahrvollen Unterfangen.
Derzeit sind bis Aschermittwoch, dem 5. März, bundesweit etwa 3.500 Umzüge geplant. Doch die steigenden Sicherheitsanforderungen und finanziellen Herausforderungen könnten dazu führen, dass viele dieser Feierlichkeiten nicht stattfinden können. Karnevalisten in Deutschland stehen vor der Herausforderung, das Fest in einer unsicheren Umgebung zu feiern, während die traditionellen Werte des Kurzweils und der Gemeinschaft weiterhin hochgehalten werden müssen.