
In der Kölner Überlebensstation Gulliver findet derzeit die erste Solo-Ausstellung der Künstlerin Leni Linzenich unter dem Titel „Lensch“ statt. Die Ausstellung, die bis zum 20. Juli 2025 läuft, zeigt eine facettenreiche Auswahl ihrer Arbeiten. Linzenich nutzt verschiedene Materialien wie Öl, Bleistift, Aluminium, Glas, Leinwand, Pappe, Acryl, Rauhfaser und Briefpapier, um ihre Kunst zu gestalten. Ihre Werke zeichnen sich durch leuchtende Farben und eindrucksvolle Schwarz-Weiß-Expressionen aus und setzen sich sowohl mit abstrakten Kompositionen als auch mit figürlichen Motiven auseinander. Themen wie Einsamkeit, Seelenglück sowie die Sehnsucht nach Ankommen und Abschied prägen ihr Schaffen.
Die Vernissage fand am 9. April 2025 statt und wurde von Pfarrer i.R. Karl-Heinz Iffland, dem evangelischen Obdachlosenseelsorger und Vorsitzenden des Kölner Arbeitslosen-Zentrums (KALZ e.V.), eröffnet. Grußworte kamen unter anderem von Jörg Detjen, MdR, von der Fraktion DIE LINKE im Rat der Stadt Köln. Elvira Reith führte in die Ausstellung ein und hob die expressive und erzählerische Maltechnik der Künstlerin hervor, die in ihren Arbeiten verschiedene Welten zusammenführt.
Kultur und Hilfe in der Überlebensstation
Die Überlebensstation Gulliver ist ein wichtiger Anlaufpunkt für obdachlose Menschen in Köln. Neben der Möglichkeit, ein warmes Essen zu erhalten, bietet die Einrichtung Duschmöglichkeiten, eine Kleiderkammer und Beratungsgespräche an. Die Organisation, die seit mehr als 20 Jahren besteht und ihren Standort unter der Hohenzollernbrücke hat, versteht sich nicht nur als Dienstleistungs- und Beschäftigungsprojekt, sondern auch als kultureller Ort, an dem regelmäßig Veranstaltungen stattfinden.
Die Überlebensstation engagiert sich stark im Bereich sozialer Gerechtigkeit und gegen prekäre Arbeitsverhältnisse. Sie ist ebenfalls Teil des Projekts „Housing First“, das darauf abzielt, Wohnungslosigkeit zu reduzieren. Hierbei wird Menschen in Notlagen unabhängig von ihrem Gesundheits- oder Beschäftigungsstatus sofort eine Wohnung vermittelt. Peter Mück, ein Kölner Künstler und Unterstützer des Projekts, hat zusätzlich die Idee entwickelt, gespendete Kunstwerke zur Ausstattung der Wohnungen ehemaliger Obdachloser beizutragen. Diese Verbindung von Kunst und sozialer Unterstützung steht auch im Fokus von Linzenichs Arbeiten.
Der Weg zur Kunst
Leni Linzenich kam ungeplant zur Professionalisierung als Künstlerin, nachdem sie ein Lehramtsstudium begonnen hatte. Ihre Begegnung mit der Kunst war hingegen tief geprägt von der Neugier auf verschiedene Ausdrücke und Materialien. Linzenich gestaltet ihre Werke ohne feste Konzepte, was zu der spontane Vielfalt führt, die ihre Kunst auszeichnet. Ihre explorative Herangehensweise spiegelt sich in den literarischen Anspielungen wieder, die sie in einigen ihrer Werke verwendet, beispielsweise auf Heinrich Hoffmanns „Hanns Guck-in-die-Luft“.
Die Kunstszene in Köln, insbesondere an Orten wie Gulliver, bietet eine Plattform für Künstler wie Linzenich, die die Themen der Gesellschaft aufgreifen und durch ihre Werke einem breiten Publikum zugänglich machen. Die Ausstellung „Lensch“ ist somit nicht nur eine Präsentation von Kunst, sondern auch ein wichtiger Beitrag zu den Diskussionen über soziale Themen und die Lebensrealitäten vieler Menschen.
Die Überlebensstation Gulliver ist unter der Adresse Trankgasse 20, 50667 Köln zu finden und hat von montags bis sonntags von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen zur Ausstellung sind auf der Website www.lensch.art verfügbar.