
Am Sonntag, dem 10. März 2025, feierte die Oper Köln die Premiere von Cecilia Ligorio’s Neuinszenierung von Mozarts „Don Giovanni“. Die Inszenierung fand im Saal 2 des Staatenhauses statt und stellt einen neuen Ansatz für das bekannte Werk dar. Die musikalische Leitung hatte Tomáš Netopil inne, während die eindrucksvolle Bühne von Gregorio Zurla gestaltet wurde.
Dieter Borchmeyer hat zu dieser Aufführung eine tiefgehende Abhandlung mit dem Titel „Um einen Don Giovanni ohne 19. Jahrhundert bittend“ veröffentlicht. In diesem Werk interpretiert Borchmeyer die Figur der Donna Anna als Opfer eines Vergewaltigungsversuchs. Don Ottavio wird als empfindsamer Liebender dargestellt, was die emotionalen Konflikte der Oper in den Vordergrund rückt.
Mythologische Dimensionen und Bühnenkonzept
Ligorio betont in ihrer Inszenierung die überhistorisch-mythische Dimension der Figuren und des Geschehens. Das Schlussbild, in dem Don Giovanni mit einer Stiermaske umgeben von Bacchanten erscheint, verweist auf antike Mythen. Insbesondere werden Mensch-Tier-Hybriden wie Minotaurus und Pan thematisiert. Die Bühne erinnert an ein Labyrinth, das die Verwirrung der Charaktere symbolisiert.
Durch die Verwendung nachvollziehbarer Details in der Personenführung, wie beispielsweise Don Giovannis Gesten in der Elvira-Szene, gelingt es Ligorio, die Dramaturgie dicht, schlüssig und temporeich zu gestalten. Ihre Entscheidung, Ottavios Arie „Il mio tesoro“ zu streichen, unterstützt diese Dynamik und sorgt dafür, dass die Aufführung ohne Durchhänger verläuft.
Darsteller und musikalische Darbietung
Die künstlerische Leistung der Darsteller war bemerkenswert. Seth Carico als Don Giovanni zeigte eine starke Präsenz und eine beeindruckende stimmliche Leistung. Adrian Sâmpetrean als Leporello überzeugte mit einer Mischung aus Zynismus und rebellischem Groll. Valentina Mastrangelo überragte als Elvira mit ihrer starken stimmlichen Darbietung, während Kathrin Zukowski als Donna Anna Jugendlichkeit mit Dramatik verband.
Dmitry Ivanchey, der als Ottavio auftrat, präsentierte ein schönes Tenor-Legato. Wolfgang Stefan Schwaiger als Masetto hatte darstellerische Durchsetzungskraft, auch wenn seine raumklangliche Wirkung etwas hinter der musikalischen Stärke der anderen zurückblieb. Christoph Seidl als Komtur beeindruckte mit einem eindrucksvollen Timbre. Das Gürzenich-Orchester unter der Leitung von Tomáš Netopil lieferte einen fokussierten Mozartklang, obwohl einige kleine Inhomogenitäten zwischen Bühne und Orchester zu verzeichnen waren.
Der Schlussbeifall für alle Beteiligten war lebhaft. Die nächsten Aufführungen sind für den 12., 14., 16., 20., 22. und 26. März angesetzt, was das Interesse an dieser innovativen Inszenierung weiter steigern dürfte. Die Oper Köln bringt mit „Don Giovanni“ ein Stück auf die Bühne, das sowohl auf historischen als auch auf mythischen Ebenen wirkt und gleichzeitig der Relevanz seines Themas gerecht wird. Weitere Informationen zu den Perspektiven auf Opernanalysen sind auf vdoc.pub verfügbar.