
In einer aktuellen Studie wird aufgezeigt, dass viele Männer in Deutschland trotz der Herausforderungen des Vaterseins weiterhin hauptberuflich arbeiten. Laut MDR verlassen sich 71 Prozent der Väter auf die positiven Aspekte von Kindern, die ihnen Glück und Freude bringen. Gleichzeitig zeigen 54 Prozent der Männer mit ungeklärtem Kinderwunsch eine große Bereitschaft, die Perspektive eines Vaters einnehmen zu wollen. Diese Tatsachen verdeutlichen, wie sehr das Bild der Vaterschaft und die Erwartungen an Vaterrollen im Wandel sind.
Johannes Thürer, der in der Studie zu Wort kommt, beschreibt seine anfängliche Überraschung, als seine Frau schwanger wurde. Trotz seiner früheren Überzeugung, kinderlos leben zu wollen, entwickelte er eine positive Einstellung zur Vaterschaft, die ihn emotional veränderte. „Die Welt durch die Augen meiner Kinder zu sehen, ist für mich ein entscheidender Grund, Vater zu sein,“ betont er. Diese sentimentale Einsicht teilen auch viele Väter, denn 50 Prozent von ihnen glauben, dass Kinder den Blick auf die Welt verändern.
Väter und Kinderwunsch
Der Einfluss der Partnerin auf den Kinderwunsch des Mannes stellt sich als zentral heraus. Es ist ein gemeinsamer Prozess, der von der Entscheidung der Frau, ein Kind zu bekommen, entscheidend geprägt wird. Der gesellschaftliche Wandel spielt hierbei eine wichtige Rolle, wie bpb erklärt. Väter binden sich zunehmend stärker in die Erziehungs- und Familienarbeit ein, was sich in der Zunahme der Männer zeigt, die Elterngeld beziehen: über 29 Prozent im Jahr 2013.
Jedoch nehmen die meisten Väter nur für kurze Zeit Elternzeit, oft für nicht mehr als ein bis zwei Monate. Diese Entwicklung steht im Widerspruch zu den Bedürfnissen von Väter und Mütter, die eine gleichmäßige Verteilung von Familie und Beruf fordern. Über 72 Prozent der Väter wünschen sich mehr Zeit für ihre Familien und sehen die Verantwortung für den finanziellen Unterhalt der Familie bei sich.
Veränderte Geschlechterrollen
Die Geschlechterrollen haben sich seit den 1960er Jahren fundamental gewandelt. Frauenanteile in der Ausbildung und im Beruf sind gestiegen, während die traditionellen Ansichten über die Verantwortung von Väter und Mütter im Wandel begriffen sind. Der Einsatz von Elterngeld und die Einführung von Partnermonaten ermöglichten eine höhere Väterbeteiligung. Diese sozialen Veränderungen sind laut IW Köln ein Gewinn für die Gleichstellung der Geschlechter und fördern eine aktivere Rolle der Väter.
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass Männer zunehmend bereit sind, weiblich konnotierte Eigenschaften in ihr Rollenverständnis zu integrieren. Gleichzeitig sehen sie sich im Kern weiterhin als Ernährer. So geben 81 Prozent der Väter an, dass Zeit mit ihren Kindern für einen guten Vater entscheidend ist. Es bleibt eine doppelte Herausforderung, diese nötige Zeit zu finden, während der Beruf weiterhin den Alltag bestimmt.
Zusammenfassend zeichnen die aktuellen Studien ein sorgsam differenziertes Bild von Vaterschaft, Kinderwunsch und der Rolle der Geschlechter in der modernen Gesellschaft. Männer finden sich in einem Spannungsfeld von Tradition und neuen Erwartungen wieder, während Frauen nach wie vor die Hauptverantwortung für die Erziehung und Hausarbeit tragen. Der Weg zur Gleichstellung in der Familie ist somit noch lang, jedoch scheinen die Zeichen auf Veränderung zu stehen.