
In Leverkusen ist die Resilienz der Menschen merklich gesunken, wie Pfarrer Detlev Prößdorf, der seit über 20 Jahren in Wiesdorf tätig ist, beobachtet. Er spricht von einem „Grundrauschen“ an schlechten Nachrichten, das die Bevölkerung zunehmend belastet. Laut ihm gelingt es vielen, insbesondere den tiefgläubigen Menschen, eine Trennung zwischen weltlichen Herausforderungen und ihrem persönlichen Glauben zu finden. Doch der Druck durch globale Probleme, insbesondere die Klimakrise, hat zugenommen.
Die Corona-Pandemie hat nicht nur das Gesundheitswesen, sondern auch die psychische Widerstandskraft der Menschen stark beansprucht. „Die Verunsicherung im Umgang mit multikulturellen und multireligiösen Themen“ ist in der Stadtgesellschaft spürbar, so Prößdorf. Er kritisiert die passive Haltung Leverkusens in Bezug auf Klima- und Umweltschutz und hebt hervor, dass die Gemeinde sich klar zu Frieden, Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung positioniert hat.
Gemeindliche Initiativen und Herausforderungen
Die Leverkusener Gemeinde unterstützt aktiv umweltfreundliche Maßnahmen durch einen engagierten Arbeitskreis Klima. Das Ziel ist eine Zertifizierung nach dem Umweltmanagementsystem „grüner Hahn“. Diese Anstrengungen sind besonders relevant in einer Zeit, in der sich die Stadtgesellschaft rasant verändert, was sich auch in Schulen zeigt, wo ein erheblicher Anteil der Schüler Migrationshintergrund hat.
Allerdings gibt es auch besorgniserregende Trends innerhalb der Gemeinde selbst. So ist die Zahl der Mitglieder erstmals unter 3000 gefallen, während das Durchschnittsalter der Gemeindemitglieder ansteigt. Der Pfarrer vermeldet, dass die Zuwanderung nicht durch Taufen ausgeglichen wird, da viele Migranten keiner christlichen Konfession angehören. Diese Entwicklungen machen die Förderung interkulturellen Austauschs, wie etwa bei einem ökumenischen Pfingstfest, umso wichtiger.
Öffentliche Wahrnehmung und Protestkultur
Die Herausforderungen, vor denen Leverkusen steht, sind nicht isoliert. In den letzten Jahren hat in Deutschland und anderen europäischen Ländern die Zahl kollektiver Protestaktionen zugenommen. Diese Proteste, beginnend mit Friday for Future, wurden anfangs positiv aufgenommen, erleiden jedoch zunehmend Widerstand aufgrund radikalerer Formen. Wissen über den Klimawandel ist weit verbreitet, und der Veränderungsdruck wächst.
Ein Beispiel dafür ist die kommende Humboldtn-Ringvorlesung im Wintersemester 2024/2025, die die Reaktionen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen auf die Klimakrise beleuchten wird. Die Vorlesung bietet multidisziplinäre Einblicke und diskutiert Strategien für einen lösungsorientierten Umgang mit dieser globalen Herausforderung.
Kulturerbe und der Klimawandel
Ein weiterer Aspekt, der in der gegenwärtigen Debatte nicht vernachlässigt werden sollte, ist der Einfluss des Klimawandels auf das Kulturerbe in Europa. Ein Abschlussbericht der Europäischen Kommission hebt hervor, dass der Klimawandel sowohl direkt als auch indirekt alle Formen des Kulturerbes bedroht. Diese Gefahren müssen ernstgenommen werden, denn in vielen Fällen führen sie zu Verlusten oder Schäden, die durch parallellaufende Katastrophenereignisse verstärkt werden.
Unter diesen bedrohlichen Umständen sollte das Kulturerbe nicht nur als verletzlich betrachtet werden, sondern auch als Bestandteil eines Lösungsansatzes für eine grüne, klimaneutrale Zukunft. Der Bericht dokumentiert 83 bewährte Verfahren aus 26 Ländern, die Inspiration für zukünftige Maßnahmen bieten.
In Leverkusen erweist sich der Druck durch die klimatischen und gesellschaftlichen Veränderungen als Herausforderung, die sowohl individuelle als auch gemeinschaftliche Resilienz erfordert. Die Osterbotschaft, dass das Leben stärker ist als der Tod, könnte in diesen unruhigen Zeiten eine stärkende Perspektive bieten.