
Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt hat gemeinsam mit Spitzenvertretern der Handwerkskammern bei einer Veranstaltung zur aktuellen politischen Lage und den Herausforderungen des Handwerks in Europa Stellung bezogen. Ein zentrales Anliegen ist die bürokratische Entlastung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), welche in Rheinland-Pfalz eine erhebliche Rolle spielen. Schmitt betonte die Bedeutung des Handwerks: Mit rund 56.000 Betrieben und über 260.000 Beschäftigten erzielt die Branche einen Jahresumsatz von 38 Milliarden Euro. Sie fordert praxistaugliche Lösungen und einen weniger komplexen bürokratischen Rahmen für die Unternehmungen im Land. Dies ist besonders wichtig, da über ein Drittel der bürokratischen Hürden in Europa für KMU abgebaut werden soll, was die EU in ihrem Arbeitsprogramm für 2025 festgelegt hat, wie deutsche-handwerks-zeitung.de berichtet.
Besonders im Fokus stehen die Herausforderungen, die durch neue EU-Vorschriften entstehen. Die geplante EU-Entwaldungsverordnung, die am 30. Dezember 2025 in Kraft tritt, zwingt Unternehmen dazu, ihre Lieferketten zu überprüfen. Diese Verordnung verlangt, dass alle Rohstoffe, die in die EU eingeführt werden, nachweisen müssen, dass sie nicht von entwaldeten Flächen stammen. Die Notwendigkeit, diese Sorgfaltspflichten zu erfüllen, betrifft schätzungsweise 370.000 Marktteilnehmer. Unternehmen, die mit Rohstoffen wie Soja, Ölpalme, Rinder, Kaffee, Kakao, Kautschuk und Holz handeln, müssen sicherstellen, dass diese Rohstoffe den gesetzlichen Bestimmungen des Erzeugerlandes entsprechen und nach dem 31. Dezember 2020 nicht von entwaldeten Flächen stammen, so kpmg-law.de.
Politische Reaktionen und Forderungen
Kurt Krautscheid, Sprecher der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern, verdeutlichte die Dringlichkeit der Angelegenheit. Er wies darauf hin, dass 99 Prozent der europäischen Wirtschaft im KMU-Sektor angesiedelt sind und daher deren Belange bei der Schaffung neuer Regeln und Gesetze unbedingt berücksichtigt werden müssen. Die Handwerkskammern bringen drei zentrale Forderungen in den Dialog mit der EU ein: erstens die Überprüfung neuer Rechtsakte auf ihre Auswirkungen für KMU, zweitens die Durchführung eines repräsentativen KMU-Tests bei der Bewertung von Gesetzesfolgen und drittens einen Praxis-Check für realistische Anforderungen.
Um den Bedürfnissen der Unternehmen gerecht zu werden, fordert Schmitt, dass die EU klare Regeln für Importeure schafft und weniger Bürokratie für die Handwerker einführt. Ein weiterer Punkt, den die Ministerin hervorhob, betrifft die Förderstrukturen, die für KMU und das Handwerk erhalten bleiben müssen, insbesondere der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
Zukunftsaussichten für das Handwerk
Schmitt versicherte den Vertretern des Handwerks Unterstützung auf nationaler und europäischer Ebene, um ein handlungsfähiges und transparentes rechtliches Umfeld für Unternehmen im europäischen Binnenmarkt zu schaffen. Die Veranstaltung diente nicht nur dem Austausch zwischen Politik und Handwerk, sondern auch dazu, die Interessen der Handwerksbetriebe deutlich zu artikulieren. Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), äußerte große Erwartungen an das EU-Arbeitsprogramm und die angekündigten Erleichterungen bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie den Sorgfaltspflichten in der Lieferkette.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um die oben genannten Herausforderungen anzugehen und Lösungen zu finden, die das Handwerk in Rheinland-Pfalz stärken und unterstützen.