
In Wildeshausen erregt die geplante Dämmung des Ida-Nieberding-Hauses die Gemüter. Die geschätzten Gesamtkosten für die Dämmungsmaßnahmen und die Installation neuer Beleuchtung belaufen sich auf rund 75.000 Euro. Die jährlichen Einsparungen, die durch diese Maßnahmen erzielt werden können, werden auf etwa 2.000 Euro geschätzt. Kämmerer Thomas Eilers äußert jedoch Bedenken und erklärt, dass sich die Dachdämmung wirtschaftlich nicht rechnen würde. Dies wirft Fragen auf, insbesondere vor dem Hintergrund der finanziell angespannten Lage der Stiftung, die das Gebäude besitzt und an die Stadt vermietet.
Die Kostenschätzung für das Projekt sieht eine Verteilung der Ausgaben vor: 16.000 Euro für das Jugendzentrum, 8.000 Euro für die Dachdämmung der Kunstschule, 24.000 Euro für neue Decken und 27.000 Euro für LED-Beleuchtung. Verzögerungen oder fehlende Einsparungen aufgrund externer Faktoren wie Witterung und Verbrauchsverhalten sind ebenfalls zu berücksichtigen. Die Stiftung hat bereits 185.000 Euro in die Dachsanierung und die Alarmanlage investiert, und eine zusätzliche Investition würde nahezu alle liquiden Mittel aufbrauchen.
Politische Weichenstellungen
Der Wunsch nach einer Befreiung von den Verpflichtungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) wurde von der Politik abgelehnt. Jens-Peter Hennken (CDW) äußert Zweifel an der Argumentation zur wirtschaftlichen Härte und hebt die Wichtigkeit des Klimaschutzes hervor. Kritiker des GEG befürchten, dass der bestehende Druck zur Gebäudedämmung in der Baubranche zu negativen Reaktionen führt. Sie argumentieren, dass eine Reduktion des Energieverbrauchs zur Erreichung der Klimaziele nur durch eine Verbesserung der Gebäudehülle erzielt werden kann. Barbara Metz von der Deutschen Umwelthilfe fordert daher eine Rücknahme und Nachbesserung des GEG.
Im Rahmen der aktuellen Diskussion über die Dämmung und deren Notwendigkeit wird auch die jüngste Bauministerkonferenz erwähnt. Diese spricht sich dafür aus, die einseitige Ausrichtung auf die Gebäudedämmung aufzugeben und eine breitere Palette an energieeffizienten Maßnahmen in Betracht zu ziehen. Derzeit sieht das GEG vor, dass bei Sanierungen mit einem Anteil über einem bestimmten Prozentsatz eine GEG-konforme Dämmung zwingend erforderlich ist, andernfalls drohen Bußgelder bis zu 50.000 Euro.
Kontext der Energiewende
Der Kontext dieser Diskussion wird durch die kürzlich beschlossene überarbeitete Richtlinie zur Energieeffizienz von Gebäuden in der EU erweitert. Diese Richtlinie zielt darauf ab, die Emissionen und den Energieverbrauch von Gebäuden deutlich zu reduzieren. Zu den Vorgaben gehört, dass Mitgliedstaaten bis 2030 den durchschnittlichen Primärenergieverbrauch von Wohngebäuden um 16 % senken müssen. Bestimmte Gebäude, wie historische oder Ferienhäuser, können von diesen Verpflichtungen ausgenommen werden.
Die Maßnahmen, die im Rahmen der neuen Regelungen umgesetzt werden, müssen nicht nur die Dämmung beinhalten, sondern auch alternative Lösungen wie Photovoltaik und Solarthermie in Betracht ziehen. Der künftige Standard für Neubauten wird Nullemissionsgebäude sein, die solarfähig sein müssen. Zudem wird ab dem 1. Januar 2025 die Subventionierung von fossilen Heizkesseln nicht mehr zulässig sein, was die Dringlichkeit von Investitionen in nachhaltige Energien unterstreicht.
Der Druck zur Verbesserung der Energieeffizienz in Gebäuden ist groß. Gebäude machen rund 40 % des Energieverbrauchs der EU aus und sind für etwa 35 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich. In Anbetracht dieser Faktoren wird die Debatte um Dämmung und Klimaschutz in Wildeshausen und darüber hinaus weiterhin an Bedeutung gewinnen.