
Dänemark hat entschieden, die Wehrpflicht auf Frauen auszuweiten. Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen kündigte diese Maßnahme während einer Pressekonferenz an. Ab dem Jahr 2026 können Frauen, die nach dem 1. Juli 2023 18 Jahre alt werden, zum Wehrdienst einberufen werden. Bisher galt die Wehrpflicht nur für Männer ab 18 Jahren, wobei lediglich ein Teil eines Jahrgangs tatsächlich zum Dienst einberufen wurde. Die Ankündigung folgt auf einen umfassenden Reformprozess, der auf die aktuelle sicherheitspolitische Lage reagiert, insbesondere im Hinblick auf die Risiken, die sich aus dem Konflikt in der Ukraine und den aggressiven Taktiken Russlands ergeben.
Außerdem wird der Grundwehrdienst ab August 2026 verlängert. Er dauert künftig nicht mehr vier, sondern elf Monate. Diese Regelung betrifft sowohl Männer als auch Frauen, was als bedeutender Schritt zur Gleichberechtigung im dänischen Militär angesehen wird. Dänemark wird damit das zweite EU-Land sein, das eine Wehrpflicht für Frauen einführt, nach Schweden, das seit 2017 ähnliche Regelungen hat.
Erhöhung der Wehrpflichtigen und Herausforderungen
Im Rahmen dieser Reform plant die dänische Regierung, die Zahl der Wehrpflichtigen auf 5.000 pro Jahr zu erhöhen. Diese Zahl wird zugleich in einer Zeit angestrebt, in der die dänische Armee bereits mit Personalengpässen kämpft. Aktuell verzeichnet Dänemark mehr Freiwillige für den Militärdienst als verfügbare Ausbildungsplätze. Im Jahr 2023 waren bereits etwa ein Viertel der Rekrutierten Frauen. Verteidigungsminister Poulsen erwartet jedoch, dass sich durch die Verlängerung des Wehrdienstes weniger Freiwillige melden werden, was zu einer erhöhten Notwendigkeit führen könnte, die Einberufung per Losverfahren zu regeln.
Die aktuelle Wehrpflicht galt bisher nur für Männer, alle Frauen der relevanten Jahrgänge werden jedoch zum nationalen Verteidigungstag eingeladen, wo sie Informationen über den Militärdienst erhalten. Dieser Schritt wird von Experten wie Jacob Svendsen, einem Journalist und Verteidigungsexperten, als nötige Nutzung ungenutzten Potenzials junger Frauen im Militär betrachtet. Dennoch gibt es auch Kritiker innerhalb der Streitkräfte, die vor Herausforderungen aufgrund von Personalmangel und unzureichender Ausrüstung warnen. So meldete die dänische Armee im Herbst, dass sie nur drei Viertel der benötigten Unteroffiziere hatte.
Ökonomische Bedenken und gesellschaftliche Auswirkungen
Die Pläne zur Einführung der Wehrpflicht für Frauen werden auch aus wirtschaftlicher Perspektive kritisch betrachtet. Wirtschaftsvertreter warnen, dass eine solche Regelung den Eintritt junger Dänen in den Arbeitsmarkt verzögern könnte. Dansk Industri (DI) schätzt, dass die Umsetzung der Wehrpflicht für Frauen bis zum Jahr 2100 potenziell bis zu 2.100 Vollzeitstellen kosten könnte. Angesichts eines bereits bestehenden Arbeitskräftemangels aufgrund der alternden Bevölkerung Dänemarks könnten die Auswirkungen besonders gravierend sein.
Die Regierung hat die Reform als Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets zur Stärkung der Streitkräfte und zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent des Bruttoinlandprodukts vorgestellt. Diese Vorgehensweise wird als notwendig erachtet, um den sicherheitspolitischen Herausforderungen zu begegnen. Die dänischen Streitkräfte planen Investitionen in moderne Verteidigungssysteme, einschließlich U-Boot-Abwehr und Luftverteidigung.
Die Entscheidung für eine erweiterte Wehrpflicht wird somit sowohl als militärischer Schritt als auch als Zeichen für gesellschaftliche Gleichstellung gewertet, und der Erfolg der Implementierung hängt entscheidend von der Mobilisierung ausreichender personeller Ressourcen ab. Die kommenden Monate werden zeigen, wie Dänemark diese Ambitionen mit den realen Herausforderungen in der Verteidigungspolitik in Einklang bringen kann.
Mehr über die Einführung der Wehrpflicht für Frauen in Dänemark erfahren Sie in den Artikeln von ksta.de, deutschlandfunk.de und nzz.ch.