
Die aktuelle Lage der Energiewende in Deutschland wird zunehmend komplexer. Sebastian Maier, technischer Vorstand der EnBW ODR, äußerte sich besorgt über die Veränderungen bei der Einspeisevergütung für Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen). Seit Februar 2025 erhalten Betreiber von Neuanlagen keine EEG-Vergütung mehr, wenn die Börsenstrompreise unter null Euro liegen. Dies stellt eine erhebliche wirtschaftliche Herausforderung für die Betreiber dar, die auf diese Vergütungen angewiesen sind, um ihre Investitionen zu amortisieren. Die Einspeisevergütung beträgt derzeit 7,95 ct/kWh, jedoch könnte die fehlende Vergütung bei negativen Strompreisen eine Maschinenbremsung für den nachhaltigen Ausbau der Solarenergie bedeuten. Schwäbische Post berichtet, dass diese Thematik nicht nur im derzeitigen politischen Diskurs eine Rolle spielt, sondern auch während des Wahlkampfs breit diskutiert wurde.
Maier warnt, dass ohne Speichersysteme der Eigenverbrauch von erzeugtem Solarstrom stark limitiert ist. Bei Anwesenheit tagsüber können Betreiber lediglich etwa 40 % des erzeugten Stroms selbst nutzen, während dieser Wert bei Abwesenheit auf rund 10 % sinkt. Um die Rentabilität der PV-Anlagen zu gewährleisten, sehen Experten den Einsatz von Stromspeichern als unerlässlich an, auch wenn dies die Investitionskosten verdoppelt. Das bedeutet, dass die Amortisationsdauer der Anlagen sich auf 15-20 Jahre verlängert, während sie ohne Vergütung noch höher ausfällt.
Neue Vergütungsregeln und deren Auswirkungen
Seit der Einführung der neuen Vergütungsregelungen können Betreiber bestehender PV-Anlagen, die mit intelligenten Messsystemen ausgestattet sind, freiwillig in die Neuregelung wechseln. Hierbei profitieren sie von einer Vergütungserhöhung von 0,6 ct/kWh. Diese Änderungen sind Teil eines umfassenden Plans, um den Eigenverbrauch von Solarstrom attraktiver zu gestalten und die Netze zu entlasten. Der Kompensationsmechanismus sichert jedoch die Rentabilität der Anlagen, da nicht vergütete Einspeisungen bei negativen Börsenstrompreisen nachgeholt werden können, was eine wichtige Erleichterung für die Betreiber darstellt. Energie-Experten erläutern, dass dies für Betreiber von PV-Anlagen eine essentielle Anpassung darstellt.
Die neue Regelung gilt für PV-Anlagen bis zu einer Leistung von 100 kWp und brachte bereits im Jahr 2023 über 300 Stunden mit negativen Strompreisen hervor, ein Trend, der sich auch 2024 fortsetzte, als über 450 Stunden registriert wurden. Diese Stunden repräsentieren mehr als 5 % der gesamten Betriebszeit der Anlagen. Die bislang gültige Einspeisevergütung bleibt in den Zeiten mit positiven Strompreisen bestehen, was den Betreibern während der 20-jährigen Förderperiode weiterhin Vorteile bietet. Die gesetzlich festgelegte Regelung sorgt dafür, dass Betreiber von Bestandsanlagen nicht den Unsicherheiten der Neuregelungen unterworfen sind.
Herausforderungen und notwendige Strategien
Maier hebt hervor, dass die Problematik nicht nur im finanziellen Rahmen liegt, sondern auch strukturelle Hürden beim Netzausbau sich zeigen. Aktuell führen Fachkräftemangel und fehlende Bauteile zu langen Wartezeiten auf Netzanschlüsse, die in manchen Regionen bis zu acht Wochen betragen können. Experten schätzen, dass der Umbau der Netz-Infrastruktur mit Kosten von etwa 100 Milliarden Euro verbunden ist, die letztlich von den Verbrauchern getragen werden müssen. Memodo sieht in diesem Kontext auch die Notwendigkeit eines effektiven Netzausbaus, um die bereits ambitionierten Ziele der Klimaneutralität bis 2045 erreichen zu können.
Ein langfristiger, sozialverträglicher Transformationsplan wird als entscheidend erachtet, um die Herausforderungen der Energiewende zu meistern. Neben der Diskussion um Kernkraft, die als überflüssig gilt, da es keine Lösungen für die Endlagerung und den Bau neuer Kraftwerke gibt, betont Maier die Notwendigkeit von Transparenz und Planbarkeit in der gesamten Strategie. Dies sind unerlässliche Schritte, um die Energieversorgung zukünftigen Generationen nachhaltig zu gewährleisten.