
Am 6. März 2025 hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen zum sechsten Mal in Folge gesenkt. Der Einlagensatz beträgt nun 2,5 Prozent, was 2022 noch bei -0,5 Prozent lag und bis September 2023 auf 4,0 Prozent anstieg. Diese Veränderungen spiegeln die wirtschaftlichen Umbrüche wider, die durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg ausgelöst wurden. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, sind zukünftige Zinssenkungen ungewiss, beeinfluss von einem drohenden Handelskrieg mit den USA und den steigenden Staatsschulden in Deutschland.
Die Inflation in der Euro-Zone lag im Februar bei 2,4 Prozent. Dabei zeichnen sich Preisanstiege im Dienstleistungssektor und Lohnerhöhungen als maßgebliche Faktoren ab. Die EZB strebt eine Inflationsrate von 2,0 Prozent an. Die Entscheidung, ob die Leitzinsen weiter gesenkt werden können, während gleichzeitig die Inflation in Schach gehalten wird, beschäftigt die EZB intensiv.
Staatsschulden und ihre Auswirkungen
Die geplanten 500 Milliarden Euro für Infrastrukturprojekte in Deutschland könnten inflationäre Impulse auslösen. Zudem wurde angeregt, die Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben aufzuheben. Ökonomen sehen zurzeit keine unmittelbare Gefährdung der Stabilität der Euro-Zone durch steigende Staatsschulden, warnen jedoch vor der Möglichkeit einer Euro-Staatsschuldenkrise, sollten diese Schulden weiter ansteigen.
Am Finanzmarkt wurden am selben Tag die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen in Deutschland um 0,3 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent angehoben. Solche Anstiege wurden zuletzt nach der Wiedervereinigung Deutschlands beobachtet. Dies hat global Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgelöst, und höhere Renditen für deutsche Staatsanleihen könnten auch die Zinssätze für andere Euro-Staaten beeinflussen.
Zinspolitik der EZB
Die Leitzinsen der EZB, die direkt für bestimmte Geschäfte zwischen Banken und der Zentralbank gelten, beeinflussen indirekt die Zinskonditionen, die Banken ihren Kunden anbieten. Diese Zinssatzänderungen tragen dazu bei, dass Geld günstiger oder teurer wird. Eine Zinssenkung führt dazu, dass Banken Geld günstiger verleihen, jedoch weniger für Spareinlagen zahlen, was für Sparer nachteilig, für Kreditnehmer jedoch vorteilhaft ist. Umgekehrt gilt das bei Zinserhöhungen.
Bereits am 15. Dezember 2022 beschloss der EZB-Rat eine Anhebung der drei Leitzinssätze um jeweils 50 Basispunkte aufgrund erheblich nach oben korrigierter Inflationsaussichten. Die EZB hat damit ein wichtiges Instrument zur Steuerung der Geldpolitik aktiviert, um die Inflation zurück zu einem mittelfristigen Ziel von 2 % zu führen.
In Betracht der komplexen wirtschaftlichen Lage im Euroraum, die durch eine unsichere Konjunktur und verschärfte Finanzierungsbedingungen geprägt ist, bleibt die zukünftige Entwicklung der Zinsen und der Konjunktur von großer Bedeutung. Die EZB will zudem sicherstellen, dass durch ihre Maßnahmen keine ungerechtfertigten Marktdynamiken entstehen, wodurch das Transmission Protection Instrument zur Verfügung steht.
Die EZB wird auch weiterhin ihre Instrumente anpassen müssen, um wirtschaftlichen Herausforderungen zu begegnen und die Stabilität der Euro-Zone zu wahren. Die zukünftigen Monate werden entscheidend sein für die Zinspolitik und die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum.