
Die anhaltenden Kämpfe um die rohstoffreiche Stadt Masisi im Osten der Demokratischen Republik Kongo haben alarmierende humanitäre Konsequenzen zur Folge. Über 100.000 Menschen sind aufgrund der Gewalt auf der Flucht, wie das UN-Nothilfebüro berichtet. Insbesondere die Rebellengruppe M23 hat in den letzten Tagen das Stadtzentrum von Masisi erobert, was die Unsicherheit in der Region weiter verstärkt. Kongolesische Streitkräfte gaben an, die Kontrolle über das Gebiet zurückerlangt zu haben, während Regierungssprecher Patrick Muyaya von einer Wiedererlangung der Initiative nach einer Sitzung des Verteidigungsrates in Kinshasa berichtet.Tagesspiegel
Im Hintergrund werfen die kongolesische Regierung und UN-Experten Ruanda vor, die M23 zu unterstützen. Diese Militärpräsenz wird von Ruanda zwar nicht offiziell zugegeben, doch die M23 hat ihre militärischen Aktivitäten im Ostkongo kontinuierlich verstärkt. Ein UN-Bericht vom Dezember hat auf ein „Parallelsystem“ hingewiesen, das die M23 in den von ihr kontrollierten Gebieten etabliert hat. Dieses umfasst die Kontrolle über Bergbau, Handel, Transport und Besteuerung von Mineralien. Zu den wertvollsten Ressourcen gehört Koltan, das nach der Eroberung von Rubaya in großen Mengen nach Ruanda exportiert wurde. Koltan ist entscheidend für die Herstellung von Smartphones und anderen elektronischen Geräten.Le Monde
Humanitäre Krise und internationale Besorgnis
Die humanitäre Lage in der Region ist katastrophal. Der UN zufolge leben in der Demokratischen Republik Kongo insgesamt 6,29 Millionen Binnenflüchtlinge, und die Bedingungen in den Flüchtlingscamps sind alarmierend. Jüngst flohen 135.000 Menschen nach Goma, um den Kämpfen zu entkommen. Humanitäre Organisationen fordern dringend Unterstützung, während internationale Stimmen, darunter die EU und die USA, die Konfliktparteien zur Einstellung der Kämpfe und zur Wiederaufnahme eines Dialogs auffordern. Sanktionen gegen kongolesische und ruandische Akteure wegen Menschenrechtsverletzungen werden ebenfalls diskutiert.IPG Journal
Trotz internationaler Bemühungen bleibt die Situation angespannt. Der kongolesische Verteidigungsminister Jean Pierre Bemba hat bekräftigt, dass alles getan werde, um Goma vor der M23 zu schützen, während die UN-Friedensmission MONUSCO aufgrund ihrer Ineffizienz und auf Wunsch der kongolesischen Regierung bis Ende 2024 schrittweise beendet werden soll. Dieser Abzug könnte die humanitäre Hilfe und wichtige Entwicklungsprojekte gefährden.
Mineralienhandel und Konfliktverflechtungen
Der illegale Handel mit Mineralien aus der Region ist ein weiterer kritischer Aspekt des Konflikts. Die USA haben kürzlich Bedenken über den sogenannten „Blutmineralien“-Handel geäußert, bei dem Mineralien wie Gold und Tantal zur Finanzierung von Konflikten verwendet werden. Ruanda und Uganda sind als Hauptabnehmer dieser Mineralien genannt worden. Der Mangel an Transparenz und die fehlende Rückverfolgbarkeit von Koltan machen die angespannten Verhältnisse in der Region noch komplexer, was die Bekämpfung von Menschenrechtsverletzungen und die Sicherstellung einer verantwortungsvollen Ressourcenproduktion erschwert.Le Monde
In Anbetracht der derzeitigen Situation bleibt die Herausforderung, eine friedliche Lösung zu finden und die Kontrolle über die mineralreichen Gebiete zurückzugewinnen, unerledigt. Internationale Beobachter fordern eine verstärkte Zusammenarbeit aller Beteiligten, um den Kreislauf von Gewalt und Ausbeutung zu durchbrechen.