
Im Jahr 2025 hat sich die Asylpolitik in der Europäischen Union erheblich verändert. Deutschland hat im ersten Quartal 2025 seine Spitzenstellung als wichtigstes Zielland für Asylsuchende in der EU verloren. Laut einem Bericht der EU-Kommission wurden zwischen Januar und März 37.387 Asylanträge in Deutschland gestellt. Dies entspricht einem Rückgang von 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Neuer Spitzenreiter ist Frankreich mit 40.871 Anträgen, gefolgt von Spanien mit 39.318 Anträgen.
Insgesamt wurden in der EU sowie in Norwegen und der Schweiz 210.641 Asylanträge verzeichnet, was einen Rückgang um 19 Prozent bedeutet. Die wenigsten Anträge wurden in Ungarn (22) und der Slowakei (37) festgestellt. Die Rückgänge sind auch im Kontext der weltweiten Zunahme von Fluchtbewegungen zu verstehen, die seit 2013, insbesondere aufgrund von Konflikten in Syrien, Irak und Afghanistan, anhalten.
Demografische Verteilung der Asylanträge
Die meisten Asylsuchenden kamen im ersten Quartal 2025 aus Venezuela, Afghanistan und Syrien. Insbesondere die Anträge von Venezolanern stiegen um 44 Prozent. Auch bei den Ukrainern wurde ein Anstieg um 84 Prozent festgestellt. Hingegen gab es signifikante Rückgänge bei Anträgen aus Syrien, der Türkei und Kolumbien.
Über die Hälfte der Asylanträge von Syrern innerhalb der EU wurden in Deutschland eingereicht, wobei insgesamt ein Viertel aller Anträge aus Deutschland von Syrern stammte. Weitere wesentliche Nationalitäten sind Afghanen mit 16 Prozent und Türken mit 11 Prozent.
Frankreich hat sich zudem als wichtigster Zufluchtsort für ukrainische Schutzsuchende etabliert. Die Zunahme der Anträge wird im Zusammenhang mit den politischen Entwicklungen in den Herkunftsländern der Migranten gesehen. Dies umfasst unter anderem die Festnahme des Bürgermeisters von Istanbul sowie die anhaltend instabile Lage im Nahen Osten.
EU-Politik und Asylverfahren
Mit Blick auf die Zukunft wird eine Zunahme der Asylanträge in den kommenden Monaten als möglich eingeschätzt. Die EU plant, die Asyl- und Migrationspolitik zu reformieren, darunter die Einführung schnellerer Grenzverfahren bis Juni 2026. Ungarn hat jedoch eine Beteiligung an den geplanten Einrichtungen für Schutzsuchende abgelehnt, was die Umsetzung erschwert. Zudem verzögert sich die Implementierung des neuen Ein- und Ausreisesystems (EES) auf Oktober 2025, ursprünglich für 2024 vorgesehen. Ziel des EES ist die Automatisierung der Grenzkontrollen für Drittstaatsangehörige.
In den letzten zwei Jahrzehnten hat die EU versucht, die Asylverfahren zu harmonisieren, doch bestehen weiterhin erhebliche Unterschiede im Umgang mit Asylsuchenden. Bei den Harmonisierungsversuchen des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) konnten sich die Mitgliedstaaten nicht auf Lösungen zur Verantwortungsteilung und zu legalen Einreisemöglichkeiten einigen. Dies hat zu Spannungen zwischen verschiedenen EU-Staaten geführt, insbesondere nach den Zuzügen von Asylsuchenden in den Jahren 2015 und 2016.
2015 kamen 1,32 Millionen Asylanträge hinzu, während die Anträge seitdem gesunken sind. Deutschland, Italien, Frankreich, Schweden und Ungarn verzeichneten dabei die meisten Anträge.
Ein Relocation-Programm zur Umverteilung von Asylbewerbern wurde beschlossen, jedoch nur teilweise umgesetzt. Trotz der politischen Versprechungen bleibt die Reform der europäischen Asylpolitik angesichts der unterschiedlichen Positionen der Mitgliedstaaten ungewiss, während die Anzahl der Flüchtlinge weltweit – derzeit 117,3 Millionen – weiterhin hoch bleibt. EC