
Grönland steht vor entscheidenden Veränderungen, wie Múte B. Egede, der Regierungschef der Insel, in seiner Neujahrsansprache betonte. Für 2025 kündigt er wichtige Parlamentswahlen an, bei denen die grönländische Bevölkerung die Möglichkeit hat, die zukünftige Richtung des selbstverwalteten Gebiets innerhalb des Königreichs Dänemark mitzugestalten. Egede, der eine weitere Amtszeit anstrebt, erklärte: „Diese Wahlen sind wichtig für die weitere Entwicklung Grönlands.“ Sein Ziel ist es, den Einfluss Dänemarks zu reduzieren und mehr Eigenständigkeit anzustreben, mit dem eventualen Ziel, sich vollständig von der dänischen Kolonialherrschaft zu lösen. Múte B. Egede rief seine Landsleute auf: „Die Zukunft und das Land gehören uns.“
Die Diskussionen um die Unabhängigkeit Grönlands sind in den letzten Jahren intensiver geworden. In seiner Ansprache unterstrich Egede die Notwendigkeit, „wichtige Schritte in Richtung eines unabhängigen Landes“ zu unternehmen. Besonders im Kontext der Aussagen des designierten US-Präsidenten Donald Trump, der kurz vor Weihnachten erklärt hatte, dass die USA eine Kontrolle über Grönland als „absolute Notwendigkeit“ erachten, sehen Unterstützer der Unabhängigkeit weiteren Rückenwind für ihre Bestrebungen. Trumps Äußerungen scheinen die grönländische Politik in ihrer Ambition nach mehr Selbstbestimmung zu bestärken. Erik Jensen, Finanzminister und Vorsitzender der Siumut-Partei, bemerkte, dass „das Interesse von Großmächten wie den USA gut genutzt werden kann, um Grönlands Weg zur Unabhängigkeit zu stärken“.
Aktuelle Lage der Beziehungen zwischen Dänemark und Grönland
Die Beziehungen zwischen Grönland und Dänemark sindfragil und haben sich in jüngster Zeit weiter verschlechtert. Egede erklärte, dass die grönländische Regierung am „Gefrierpunkt“ angelangt sei und mit ihrer Geduld am Ende. Dies steht im Zusammenhang mit den Enthüllungen über das Ausmaß der Zwangsprogramme zur Schwangerschaftsverhütung in den 1960er Jahren, die als Völkermord bezeichnet werden. Diese Umstände haben den Druck auf Dänemark erhöht, sich formal zu entschuldigen und mögliche Entschädigungen anzubieten, was bislang ausgeblieben ist.
Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hat sich bislang nicht zu Trumps Grönland-Forderung geäußert, möglicherweise um weitere Spannungen zu vermeiden. Egede äußerte zudem den Wunsch, dass Grönland in der Frage seiner zukünftigen Zusammenarbeit und Handelspartner selbst die Initiative ergreifen sollte. In seiner Neujahrsansprache hob er hervor, dass „es an den Bewohnern Grönlands, über eine Unabhängigkeit zu entscheiden“ sei.
Die Unabhängigkeitsdiskussion ist tief in der Geschichte verwurzelt. Grönland war bis 1953 eine dänische Kolonie und erhielt 1979 Autonomie. Seit dem Referendum über die grönländische Selbstverwaltung 2008 hat die Bevölkerung das Recht, sich für unabhängig zu erklären. Die Mehrheit der Grönländer spricht sich für eine Unabhängigkeit aus, wobei jedoch unterschiedliche Meinungen zu Zeitplan und Folgen für den Lebensstandard bestehen. Trotz des Potenzials reichhaltiger Bodenschätze ist die grönländische Wirtschaft fragil und stark von dänischen Zuwendungen sowie dem Fischfang abhängig.
In diesem Kontext kündigte Dänemark an, die militärische Präsenz in der Arktis zu verstärken und Milliarden in die Region zu investieren. Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen betonte, dass Dänemark langfristig auf eine enge Zusammenarbeit mit den USA hinarbeiten müsse, um Grönland zu schützen. Angesichts dieser Entwicklungen könnte Grönland bald eine Volksabstimmung über den Verfassungsentwurf ansetzen, um den Weg zur Unabhängigkeit weiter zu ebnen.