
Am 19. Januar 2024 trat ein Abkommen zur Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas in Kraft, nachdem am 15. Januar 2024 eine Einigung erzielt wurde. Dieses Abkommen ermöglicht nun die Lieferung einer signifikanten Menge an humanitären Hilfsgütern in den Gazastreifen. Laut Berichten von Merkur erreichten am Donnerstag 653 Lastwagen mit Hilfsgütern den Gazastreifen über die Grenzübergänge Erez, Zikim und Kerem Shalom. Diese Lieferungen sind ein Lichtblick in einer humanitären Lage, die bereits vor dem Krieg, der im Oktober 2023 begann, äußerst kritisch war.
Die UN-Ocha berichtet, dass die humanitäre Lage im Gazastreifen nach wie vor ernst bleibt. Über 90% der 2 Millionen Einwohner leiden unter starkem Hunger, und der Mangel an Trinkwasser, Notunterkünften und Medikamenten ist gravierend. Die Hilfsorganisationen haben nun Zugang zu zuvor schwer erreichbaren Gebieten, was die Rahmenbedingungen für ihre humanitäre Arbeit verbessert. Der Großteil der gelieferten Hilfsgüter besteht aus Nahrungsmitteln, aber es werden auch Medikamente, Materialien für Unterkünfte sowie Sanitär- und Hygieneartikel erwartet.
Die Hintergründe der Waffenruhe
Die Waffenruhe umfasst mehrere Phasen. In der ersten Phase, die sechs Wochen dauern soll, sind die Freilassungen von 33 Geiseln vorgesehen, die hauptsächlich Frauen, Kinder, Soldatinnen und kranke Menschen umfassen. Israel hat sich zudem verpflichtet, über 1700 palästinensische Häftlinge freizulassen, darunter Häftlinge mit lebenslangen Haftstrafen. Diese Vereinbarungen wurden unter Vermittlung der USA, Katars, Ägyptens und der Türkei ausgehandelt, nachdem bei einem Überfall von Hamas am 7. Oktober 2023 etwa 251 Geiseln genommen wurden, von denen einige während einer Feuerpause im November 2023 freigelassen wurden.
Für jedes weibliche Kind, das befreit wird, plant Israel die Freilassung von 30 palästinensischen Frauen und Kindern; für gehobene Ränge wie Soldatinnen sollen 50 Häftlinge freigelassen werden. Trotz dieser Entwicklungen befinden sich noch 95 Geiseln in der Gewalt der Hamas, und 36 wurden bereits für tot erklärt. Dies stellt die komplexen Realitäten dar, die mit dem Abkommen einhergehen, da die israelischen Streitkräfte (IDF) aus dicht besiedelten Gebieten des Gazastreifens abziehen sollen und ein Nezarim-Korridor zur Erleichterung des Hilfstransports geöffnet werden soll.
Die Zukunft der humanitären Hilfe und Sicherheit
Die erleichterten Hilfslieferungen sind für den Gazastreifen von enormer Bedeutung, wo laut UN-Angaben nahezu die gesamte Bevölkerung vertrieben wurde, und dies in einem Kontext politischer Unsicherheit. Die IDF plant, die Rückkehr von Palästinensern in den Norden des Gazastreifens zu erleichtern und den Grenzübergang von Rafah zu öffnen, um verwundeten Palästinensern den Zugang zu medizinischer Behandlung zu ermöglichen. Diese Entwicklungen sind essentiell, um die katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen zu verbessern.
Politikwissenschaftler Johannes Thimm bezeichnete die Verhandlungen als „geteilten Erfolg“. Dies deutet darauf hin, dass die Verhandlungen auch künftig schwierig bleiben könnten. Während Joe Biden und Donald Trump den Verhandlungserfolg für sich beanspruchen, bleibt die nachhaltige Lösung im Bereich Sicherheit und humanitäre Unterstützung weiterhin ungewiss. NZZ berichtet zudem, dass die Hilfslieferungen auf 600 Lastwagen pro Tag erhöht werden sollen, wobei 50 Lastwagen auch Treibstoff transportieren werden.
Insgesamt ist die Waffenruhe ein Hoffnungsschimmer inmitten der andauernden Krise, doch die Herausforderungen sind beträchtlich und verlangen weitere diplomatische Bemühungen, um eine nachhaltige Lösung zu finden.