
In der Europäischen Union ist der Trend zum Verzehr von Insekten als Lebensmittel nicht mehr zu ignorieren. Zahlreiche Insektenarten wurden in den letzten Jahren für den menschlichen Verzehr zugelassen. Die neueste Zulassung gilt dem UV-behandelten Insektenpulver aus Larven des Mehlkäfers. Während Insekten in vielen Teilen der Welt als Nahrungsmittel etabliert sind, bleibt die Akzeptanz in Deutschland überraschend gering. Eine Umfrage zeigt, dass 83 Prozent der Deutschen noch nie Insekten gegessen haben, während lediglich 10 Prozent dies bereits ausprobiert haben und nur 18 Prozent offen für einen Versuch wären.
In Deutschland verkaufen große Supermarktketten wie Rewe, Edeka und Aldi bis jetzt keine Produkte mit Insektenbestandteilen. Dabei sind Insekten nicht nur nahrhaft, sondern auch klimafreundlicher in der Erzeugung als traditionelles Fleisch. Der Proteinanteil von Insekten entspricht dem von Schweine-, Rind- und Putenfleisch und sie sind reich an ungesättigten Fettsäuren, B-Vitaminen und Mineralstoffen. Dennoch steht dem Verzehr oft Ekel entgegen, was 62 Prozent der Befragten als Hauptgrund angaben, warum sie Insekten vermeiden.
Die aktuelle Lage der Insektenzucht
Die Produktion von Insekten für den menschlichen Verzehr in der EU stieg 2023 auf über 800 Tonnen, mit einer Prognose, die für 2024 auf 2.755 Tonnen ansteigt. Zum Vergleich: Die Fleischerzeugung aus Schweinen betrug 2023 über 20 Millionen Tonnen, aus Geflügel 13,3 Millionen Tonnen. Zukünftige Entwicklungen in der Insektenzucht könnten demnach eine ernstzunehmende Alternative zur herkömmlichen Tierhaltung darstellen. Trotz der wachsenden Produktion bleiben genaue Marktinformationen zu insektenhaltigen Lebensmitteln in Deutschland jedoch aus.
Laut einer Untersuchung der Verbraucherzentralen aus dem Jahr 2020 waren in den Supermärkten nur 32 Insektenprodukte zu finden. Online bieten sich allerdings deutlich mehr Alternativen: Frittierte Heuschrecken, Schokoladen mit Insektenanteilen oder auch Insektenmehl sind verbreitet. Frischware oder lebende Speiseinsekten gibt es in Deutschland hingegen nicht.
Gesetzliche Vorgaben und Kennzeichnung
In der EU müssen Lebensmittel mit Insekten den Vorgaben der „Novel-Food-Verordnung“ entsprechen. Dies umfasst eine wissenschaftliche Bewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), bevor ein Insektenprodukt zugelassen wird. In Deutschland sind derzeit die folgenden Insekten als Lebensmittel zugelassen:
Insektenart | Zulassungsdatum | Form |
---|---|---|
Mehlkäfer (Tenebrio molitor) | Mai 2021 | Getrocknet im Larvenstadium |
Wanderheuschrecke (Locusta migratoria) | November 2021 | Gefroren, getrocknet, pulverförmig |
Hausgrille (Acheta domesticus) | Februar 2022 / Januar 2023 | Gefroren, getrocknet, pulverförmig |
Buffalowurm / Getreideschimmelkäfer (Alphitobius diaperinus) | Januar 2023 | Gefroren, pastenartig, getrocknet, pulverisiert |
Lebensmittel, die Insekten enthalten, müssen diese in der Zutatenliste klar und verständlich aufführen, sowohl unter ihrem lateinischen als auch ihrem geläufigen Namen. Zudem sind spezielle Allergiehinweise für Menschen mit Allergien gegen Krebstiere, Weichtiere und Hausstaubmilben erforderlich.
Angesichts der positiven ökologischen Bilanz und der ernährungsphysiologischen Vorteile könnten Insekten tatsächlich einen bedeutenden Platz in der zukünftigen deutschen Küche einnehmen. Solange jedoch kulturelle Bedenken und eine unzureichende Produktverfügbarkeit bestehen, bleibt dies abzuwarten. Die Entwicklung auf diesem Gebiet könnte die Sichtweise vieler Verbraucher nachhaltig verändern.