
In Sachsen steigen die Unternehmensinsolvenzen weiterhin, wodurch die wirtschaftliche Lage in der Region sich weiter verschärft. Im vergangenen Jahr meldeten 867 Unternehmen Insolvenz an, was einem Anstieg von fast 14 Prozent im Vergleich zu den 747 Insolvenzen des Vorjahres entspricht. Dies berichtet die Sächsische Zeitung. Besondere Sorgen macht der IHK zu Leipzig, deren Hauptgeschäftsführer Fabian Magerl vor einer weiteren Verschärfung der Krise warnt.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stellen eine erhebliche Belastung für die Unternehmen dar. Hohe Arbeits- und Energiekosten sowie eine mangelhafte Planungssicherheit setzen den Betrieben erheblich zu. Zusätzlich hinterlassen die Nachwirkungen der Corona-Pandemie ihre Spuren, da viele Unternehmen weiterhin mit Rückzahlungsverpflichtungen von Corona-Hilfen zu kämpfen haben. Die industriepolitische Lage in Sachsen und Deutschland spricht eine klare Sprache: Beide Regionen treten in das dritte Rezessionsjahr in Folge ein.
Branchen im Fokus
Die Insolvenzen betreffen vor allem die Bereiche Handel, Verkehr und Gastgewerbe (275 Insolvenzen), Unternehmensdienstleistungen (257 Verfahren) sowie das produzierende Gewerbe (237 Fälle). Seltener betroffen sind hingegen öffentliche und private Dienstleister, die nur 93 Insolvenzen aufweisen. In der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei wurden lediglich fünf Fälle registriert.
Die IHK warnt nicht nur vor dem anhaltenden Trend, sondern prognostiziert auch, dass ein weiterer Anstieg der Insolvenzen in Sachsen möglich ist, falls sich die derzeit negativen Entwicklungen nicht ändern. Dies wird durch die bundesweiten Zahlen unterstrichen: Im ersten Halbjahr 2023 registrierte Deutschland den höchsten Stand an Insolvenzen seit fast zehn Jahren, mit über 11.000 Fällen und einem Anstieg von knapp einem Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In Sachsen stieg die Zahl der Insolvenzen um 22 Prozent auf 570.
Vor dem Hintergrund steigender Verbraucherinsolvenzen
Die allgemeine finanzielle Lage verschlechtert sich auch für Verbraucher. In Deutschland stiegen die Verbraucherinsolvenzen auf 35.400, ein Anstieg von 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch in Sachsen ist ein Anstieg der Verbraucherinsolvenzen um 8 Prozent zu verzeichnen. Dies spiegelt die steigenden Ängste der Unternehmen wider, die laut einer Umfrage des Ifo-Instituts angekündigt haben, um ihre wirtschaftliche Existenz zu fürchten.
In bestimmten Branchen, darunter Einzelhandel, Automobilzulieferer und Bau, haben sich die Insolvenzen von Großunternehmen (mehr als 250 Beschäftigte) sogar verdoppelt. Kleinere Firmen mit bis zu 40 Beschäftigten sind besonders stark betroffen. Insolvenzverwalter Lucas Flöther erwartet für 2024 deutschlandweit 22.000 Insolvenzen, stellt jedoch klar, dass kein Tsunami an Insolvenzen bevorsteht, sondern ein kontinuierlicher Anstieg.
Die Kritiken an der lange ausgebliebenen Insolvenzanmeldepflicht während der Corona-Zeit häufen sich. Diese Aussetzung hatte zu der falschen Annahme geführt, dass Unternehmen sich nicht um frühzeitige Sanierungen kümmern müssten. Zusätzliche Zahlungsprobleme in der Start-up-Szene zeigen, dass auch investitionsstarke Unternehmen unter Druck geraten sind, da Investoren ihr Kapital zurückhalten. Die Zahl der Insolvenzen von Start-ups in Deutschland könnte bis Ende Oktober auf 279 anwachsen, was einer Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die wirtschaftliche Situation in Sachsen und darüber hinaus angespannt bleibt. Ein entscheidender Schritt zur Stabilisierung könnte die Verbesserung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sein. Die nächsten Monate werden zeigen, ob und wie die Unternehmen diese Herausforderungen meistern können. Weitere Informationen zu den Entwicklungen der Insolvenzen und wirtschaftlichen Lagen finden Sie auch auf Wirtschaft in Sachsen und den Statistiken von Destatis.