
Im April 1945 erlebte die Stadt Ellwangen eine besorgniserregende Zeit, da das Ende des Dritten Reiches näher rückte. Die Auswirkungen des Krieges waren für die Zivilbevölkerung gravierend. Wie die Schwäbische Post berichtet, wurden in der Stadt fünf Lazarette mit verwundeten Soldaten eingerichtet. Der Krieg hatte viele Männer an die Front geschickt, und viele von ihnen waren gefallen oder vermisst. Die Frauen, Alten und Versehrten übernahmen das tägliche Leben und die Arbeit in der Stadt, während die berufstätigen Männer nicht zurückkehren konnten.
Ein besorgniserregendes Zeichen der Verzweiflung war die wachsende Unterstützung des Regimes, die teilweise durch den Einsatz von Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen aufrechterhalten wurde. Landwirtschaftliche Produkte wurden an die Front oder die SS weitergegeben, was die Not der Zivilbevölkerung zusätzlich verschärfte. Proteste gegen das Regime waren gefährlich, vor allem nach dem gescheiterten Hitlerattentat.
Religiöse Praktiken und Hoffnung
Angesichts der unsicheren Lage begannen ab dem 2. April 1945 tägliche Bittgebete auf dem Schönenberg, in der Hoffnung, dass sich die Situation bessern würde. Doch die Zivilbevölkerung hatte kaum noch große Hoffnungen auf den „Endsieg“. Vielmehr waren sie mit der Realität konfrontiert, dass die Luftkämpfe über Ellwangen erbittert anliefen. Josef Deininger schildert, dass er im März 1945 selbst einen Luftkampf beobachten konnte.
Ein weiteres Zeichen für die Ausnahmesituation war der Feuerschein von Heilbronn, der nach der Bombardierung am 4. Dezember 1944 am Nachthimmel sichtbar war. Parallel wurden die Kapazitäten des Ellwanger Reservelazarettes auf fünf Teil-Lazarette mit insgesamt 800 Betten erweitert. Diese Entwicklung verdeutlicht nicht nur die hohe Zahl der verwundeten Soldaten, sondern auch die dringende Notwendigkeit, die medizinische Versorgung sicherzustellen.
Kriegsgefangene im Fokus
Die Situation der Kriegsgefangenen machte umso mehr deutlich, wie tiefgreifend die Folgen des Krieges waren. Die Berichterstattung über die schwierigen Umstände, unter denen viele sowjetische Soldaten in Gefangenschaft gerieten, zeigt die Dramatik dieser Zeit. Informationen von der Bundeszentrale für politische Bildung heben hervor, dass diese Soldaten unter großem politischen Misstrauen und Repressionen litten, selbst nachdem sie aus der Gefangenschaft befreit wurden.
Sie wurden oft ohne Gerichtsverfahren degradiert, und ihre Familien erhielten keine finanziellen Hilfen. Der Beschluss des Zentralkomitees der KPdSU vom 29. Juni 1956 befasste sich mit groben Gesetzesverstößen gegen diese ehemaligen Soldaten. Es wurde festgelegt, dass die Gefangenschaft nicht als Fehlverhalten angesehen werden durfte. Dies zeigt, wie komplex die Nachwirkungen des Krieges waren, die weit über das unmittelbare Geschehen hinausgingen und die gesellschaftliche Struktur der damaligen Zeit beeinflussten.
Die Erlebnisse der Zivilbevölkerung in Ellwangen und die Situation der Kriegsgefangenen sind ein eindrückliches Zeugnis der Schrecken des Zweiten Weltkriegs und verdeutlichen die Tragik der Zeit, in der viele Menschen unter extrem schwierigen Bedingungen lebten und kämpfen mussten.