
Im Ökodorf Brodowin, einem Pionier der biologischen Landwirtschaft in Brandenburg, hat die drastische Entscheidung gefallen, die Milchviehhaltung aufzugeben. Der Betrieb, der 1991 aus einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft gegründet wurde, steht vor wirtschaftlichen Herausforderungen. Geschäftsführer Ludolf von Maltzan äußerte sich besorgt über die Rentabilität der Milchviehhaltung. Der Boom pflanzlicher Milchprodukte, insbesondere von Hafermilch, hat zu einem Rückgang der Nachfrage nach Kuhmilch geführt. Tatsächlich wurde der Verbrauch von Kuhmilch auf den niedrigsten Stand seit 1991 zurückgeführt, was die wirtschaftliche Lage des Ökodorfes zusätzlich belastet, so rbb24.
Besonders aufschlussreich ist der pro Kopf-Anstieg des Absatzes von Milchersatzprodukten, der sich zwischen 2018 und 2022 mehr als verdoppelt hat. Hafermilch allein macht fast zwei Drittel des Umsatzes mit Milchersatzprodukten aus. Das Ökodorf Brodowin reagiert auf diese Trends und wird künftig nicht mehr die eigene Kühe und Ziegen halten, deren Milch zuletzt kaum Abnehmer fand. 2024 wurden bereits die 250 Ziegen des Betriebs verkauft, und nun wird die benötigte tierische Milch von umliegenden Biolandwirten zukauft, berichten Berliner Kurier und rbb24.
Ein neuer Fokus auf pflanzliche Produkte
Das Ökodorf plant, sich künftig intensiver auf den Gemüse- und Ackerbau zu konzentrieren und wird auch ein Lieferservice sowie einen Hofladen etablieren. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der zukünftigen Produktion von Biofleisch aus einer Angus-Rinder-Herde mit 30 Tieren, die in die Produktpalette integriert werden sollen. Um den Trends der Zeit gerecht zu werden, wird die Hafermilchproduktion ausgebaut, jedoch wird der Betrieb weiterhin tierische Milch für die Käseproduktion von Nachbarn beziehen.
Die Entscheidung, die Milchviehhaltung aufzugeben, ist nicht nur eine unternehmerische Notwendigkeit, sondern spiegelt auch den gesellschaftlichen Wandel wider. Wie Berichte nahelegen, ist der Trend zu pflanzlichen Milchalternativen in Deutschland unverkennbar. Beispielsweise stieg der Umsatz mit Veganermilch 2023 im Vergleich zu 2020 um bemerkenswerte 85 Prozent, und die Branche überstieg 600 Millionen Euro. Dieser Trend zu pflanzlichen Lebensmitteln wird stark durch Werte wie Tierwohl, Gesundheit und Umweltschutz beeinflusst.
Ein Besuch mit royaler Note
Ein herausragendes Ereignis in der Geschichte des Ökodorfes war der Besuch von König Charles III. im Jahr 2023. Der Monarch half bei der Käseproduktion und nutzte dazu die Milch der Kühe und Ziegen von Brodowin. Das Interesse an den biologischen Produkten und deren handwerklicher Herstellung hat nicht nur lokal, sondern auch international Beachtung gefunden, was dem Ökodorf zusätzliche Sichtbarkeit verschafft hat.
Analysen zeigen, dass Deutschland der aktivste Markt für pflanzliche Milchalternativen in Europa ist. Eine Studie der Universität Hohenheim hat gezeigt, dass Verbraucher in Deutschland großen Wert auf Gesundheit und Tierwohl legen. Diese Trends werfen ein Licht auf die Entwicklungen in der Landwirtschaft und deuten auf die Herausforderungen hin, vor denen traditionelle Betriebe stehen. Um im Wettbewerb mithalten zu können, müssen Biobauern wie das Ökodorf Brodowin innovative Wege finden, um ihre Produkte anzupassen und den sich wandelnden Verbraucherbedürfnissen gerecht zu werden, wie auch vegconomist analysiert hat.