
Am vergangenen Wochenende kam es erneut zu einem Zwischenfall mit einem Tanker in der Ostsee, wobei der russische Tanker „Jazz“ vor der Küste Rügens mechanische Probleme meldete. Der Vorfall ereignete sich, als die „Jazz“ eingehend über ihre Maschinenprobleme informierte und daraufhin die Geschwindigkeit reduzieren musste. Die Verkehrszentrale Warnemünde wurde alarmiert, woraufhin zur Sicherheit der Notschlepper „Baltic“ aktiviert wurde, der jedoch nicht eingreifen musste, da die Besatzung der „Jazz“ in der Lage war, die Probleme eigenständig zu beheben. Der Tanker transportierte auf seiner Fahrt nach Skagen, Dänemark, bis zu 50.000 Tonnen Öl, was eine nicht unerhebliche Menge darstellt. Es ist zudem bemerkenswert, dass die „Jazz“ in den letzten zwei Jahren mehrere Häfen in Russland, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Türkei anlief.
Im Kontrast dazu steht der Tanker „Eventin“, der ebenfalls in der Ostsee geladen war und mit fast 100.000 Tonnen Öl beladen war, als sämtliche Systeme ausfielen. Rettungsteams konnten am Freitagnachmittag Schleppverbindungen herstellen und die „Eventin“ in den Hafen von Sassnitz schleppen, was jedoch die Notwendigkeit einer umfassenderen Diskussion über die Sicherheit und den Zustand von Tankern in dieser Region aufwirft. Greenpeace weist begrüßenswerterweise darauf hin, dass die „Jazz“ nicht auf ihrer Liste der gefährlichen Öltanker steht, die Teil der sogenannten russischen Schattenflotte sind, die eine erhebliche Bedrohung für die Umwelt darstellt.
Die Schattenflotte und ihre Risiken
Insgesamt sind laut Greenpeace weltweit 192 alte und marode Tanker im Einsatz, die russisches Öl transportieren und eine ernsthafte Umweltbedrohung darstellen. Ein erschreckender Aspekt ist, dass 171 dieser Schiffe in den letzten zwei Jahren durch die deutsche Ostsee und insbesondere durch die Kadetrinne in der Mecklenburger Bucht gefahren sind. Diese Tanker sind nicht nur überaltert, sondern viele von ihnen haben technische Mängel, die durch unzureichende Wartung und nicht ausreichend geschultes Personal noch verstärkt werden. Greenpeace warnt, dass das Ausfallen von Systemen bei einer Havarie massive Auswirkungen auf die gesamte deutsche Ostseeküste haben könnte und die Steuerzahler die Kosten für die Beseitigung der Schäden tragen müssten.
Aktuelle Umfragen belegen, dass die Bevölkerung besorgt ist: 87% der Befragten befürworten eine Lotsenpflicht, und 84% sprechen sich für ein Verbot für unzureichend versicherte Tanker aus. Über 70% betrachten den Transport von russischem Öl entlang der deutschen Küste als ein großes Problem, was die Dringlichkeit zeigt, die Sicherheitsstandards zu überprüfen und zu erhöhen. Aktivisten von Greenpeace setzen GPS-Bojen ein, um die potenzielle Gefährdung durch mögliche Ölteppiche in der Ostsee zu dokumentieren.
Politische Reaktionen und Maßnahmen
Die politische Diskussion um die Schattenflotte hat an Fahrt gewonnen. Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges hat Russland durch den Betrieb dieser Tanker sein Ölgeschäft trotz umfassender westlicher Sanktionen aufrechterhalten können. Das Europäische Parlament und sogar G7-Staaten fordern ein schärferes Vorgehen gegen diese Tanker, die häufig über unklare Eigentumsverhältnisse verfügen und als Teil eines Systems betrachtet werden, das darauf abzielt, Sanktionsmaßnahmen zu unterlaufen. Greenpeace schreibt, dass das Durchschnittsalter der Tanker 17 Jahre beträgt, was in Kombination mit unzureichend ausgebildetem Personal und fehlenden Versicherungen das Risiko von Umweltkatastrophen massiv erhöht.
Besonders alarmierend ist, dass nach Schätzungen der Rating-Agentur S&P Global etwa 591 Tanker zur Schattenflotte gehören, viele von ihnen operieren in sensiblen Naturschutzgebieten, ohne ausreichende Sicherheitsvorkehrungen. Diese Entwicklungen werfen ernsthafte Fragen auf, wie in Zukunft die Sicherheit der Ostsee und der umliegenden Küstenregionen gesichert werden kann, um katastrophale Umweltschäden zu verhindern.