
Die Gastronomie steht nach der Corona-Pandemie und den Herausforderungen des Ukraine-Kriegs vor erheblichen Veränderungen. Besonders in Gelsenkirchen-Buer, wo das beliebte Café „Dorfkrug“ in den letzten Jahren seine Pforten oft schließen musste, ist diese Entwicklung spürbar. Kader Gül, Betreiber der Einrichtung, plant nun konkrete Änderungen in der Speisekarte und den Preisen, um Gäste zurückzugewinnen.
Seit dem Wiedereröffnen nach dem Lockdown ist der Besucherstrom in vielen Restaurants und Kneipen gesunken. Preissteigerungen und unsichere wirtschaftliche Verhältnisse haben dazu geführt, dass viele Gäste die Lokalitäten meiden. „Dorfkrug“ feiert nun sein zehnjähriges Jubiläum mit der Rückkehr zur Speisekarte aus dem Jahr 2015 und einer Preissenkung, um die Attraktivität zu steigern. Ab April 2025 wird die Schweinshaxe beispielsweise für 14,90 Euro statt regulär 20,90 Euro angeboten, während das Jägerschnitzel nun bei 12,90 Euro (inklusive Beilagensalat) liegt und auch andere beliebte Gerichte zurückkehren könnten, abhängig von der Nachfrage.
Herausforderungen für die Gastronomie
Die Hintergründe dieser Preisanpassungen sind vielschichtig. Neben den ökonomischen Folgen des Ukraine-Kriegs haben Inflation und gestiegene Energiekosten einen starken Einfluss auf die wirtschaftliche Situation der Gastronomie. In Hessen zeigen Umfragen, dass 90 Prozent der Gastronomen und Hoteliers mit steigenden Kosten für Lebensmittel, Energie und Personal kämpfen müssen, vor allem seit Beginn des Krieges und während der Corona-Krise. Die wichtigste Herausforderung liegt dabei nicht nur in der Kostensteigerung selbst, sondern in der Frage, wie viel dieser zusätzlichen Kosten an die Gäste weitergegeben werden können.
Der Branchenverband Dehoga Hessen warnt, dass die Preise für essentielle Lebensmittel um bis zu 80 Prozent gestiegen sind. 35 Prozent der betroffenen Gastronomen meldeten eine Preiserhöhung von 5-10 Prozent, während rund 20 Prozent sogar von Erhöhungen über 15 oder 20 Prozent berichten.
Kader Gül wünscht sich, dass die Gäste mehr Verständnis für die schwierige Lage der Gastronomiebetriebe aufbringen. Trotz der Preisanpassungen beabsichtigt er, den „Dorfkrug“ als Ort des gesellschaftlichen Lebens zu erhalten und die Menschen wieder zum Ausgehen zu animieren. „Wir müssen die Balance zwischen unseren Mehrausgaben und der Kundenakzeptanz finden“, so Gül.
Adaptation der Gastronomie
Um nachhaltige Lösungen zu finden, müssen Gastronomen sowohl ihre Kalkulationen anpassen als auch strategische Entscheidungen treffen. Dazu gehören beispielsweise Überprüfungen der Betriebs- und Lieferantenverhältnisse. Der Bedarf an qualifiziertem Personal wächst, doch viele Gastronomien müssen auch hier die Herausforderungen der Inflation meistern. Eine Verbesserung der Mitarbeiterbedingungen könnte dazu beitragen, die Branche nachhaltig zu stabilisieren.
Die Wichtigkeit der Kommunikation seitens der Gastronomen an die Kunden kann ebenfalls nicht unterschätzt werden. Transparente Informationen über Preisanpassungen und die Begründung dafür könnten dazu beitragen, das Verständnis der Gäste zu fördern und sie langfristig an die Lokale zu binden.
Insgesamt zeigt sich, dass die Gastronomie in einer Phase der Anpassung ist. Werden die richtigen Schritte gegangen, könnte dies nicht nur das Überleben vieler Betriebe sichern, sondern auch helfen, in Zukunft die Zufriedenheit der Gäste zu garantieren.