
Der Tanker „Eventin“, der im Januar manövrierunfähig mit 100.000 Tonnen Öl vor Rügen trieb, ist nun Gegenstand einer Beschlagnahmung durch den deutschen Zoll. Grund dafür ist der Verdacht, dass das Schiff möglicherweise verbotenerweise russisches Öl geladen hatte. Die Maßnahmen gegen die „Eventin“ verdeutlichen die zunehmende Besorgnis in Deutschland über die Umgehung internationaler Sanktionen durch Russland und dessen Schattenflotte, die sich seit der Invasion der Ukraine im Jahr 2022 gebildet hat. Experten warnen, dass diese Maßnahmen auch rechtliche Risiken bergen, insbesondere für die Bundesrepublik, die nun als Eigentümerin des Schiffes verantwortlich ist. Mopo berichtet zudem von möglichen rechtlichen Schritten, die von den bisherigen Eigentümern des Öls oder des Schiffes eingeleitet werden könnten, was die Lage weiter kompliziert.
Die Sanktionen, die nach dem Ukraine-Konflikt verhängt wurden, zielten ursprünglich darauf ab, die russische Ölausfuhr zu reduzieren. Seit 2022 hat sich diese Ausfuhr jedoch über die Ostsee gesteigert, wobei Schätzungen zufolge etwa ein Drittel des russischen Ölexports über diese Route abgewickelt wird. Die Gewinne aus dem Verkauf des russischen Öls fließen unter anderem in die Kriegsfinanzierung, was die Dringlichkeit der Situation verdeutlicht. Experten wie Sascha Lohmann warnen, dass die Beschlagnahmung des Tankers ein Risiko darstellt, da sie möglicherweise gegen bestehende Sanktionen verstoßen könnte und unklar bleibt, wie Russland auf diese Maßnahme reagieren wird.
Die Schattenflotte und ihre Risiken
Russland hat eine sogenannte „Schattenflotte“ etabliert, um internationale Sanktionen zu umgehen. Diese Flotte setzt sich aus älteren, oft schlecht gewarteten Öltankern zusammen, deren Eigentumsverhältnisse oft unklar sind. Laut Tagesschau umfasst die Schattenflotte zwischen 400 und 460 Tankern, was etwa 10 bis 15 % der weltweiten Tankerkapazitäten entspricht. Um die Schiffe für den Warenschmuggel einzusetzen, haben russische Ölfirmen Strohmänner und Offshore-Firmen genutzt, um veraltete Tanker zu erwerben. Laut Schätzungen hat Russland bereits bis zu 10 Milliarden Dollar in diese Flotte investiert.
Die Schattenflotte hat den Transport russischen Öls erheblich erhöht, mit täglich 4,1 Millionen Barrel Öl, die im Juni 2024 durch diese Schiffe befördert wurden. Der Großteil dieses Öls wurde in Länder wie China und Indien geliefert. Gleichzeitig haben EU-Staaten im Sommer 2024 begonnen, gezielt Tanker zu sanktionieren, die dieser Schattenflotte zugeordnet werden. Bis dato wurden fast 80 Schiffe von der EU, über 50 von Großbritannien und 183 von den USA sanktioniert. Diese Schiffe sind oft auf Transportmissionen involviert, die sowohl den russischen Energiesektor als auch die Kriegsanstrengungen unterstützen, was die Sicherheitslage auf den Meeren weiter verschärft.
Reaktionen und mögliche Umweltgefahren
Die Zukunft der „Eventin“ ist besonders brisant, da ein geplanter Schritt der Abtransport des geladenen Öls im Wert von 40 Millionen Euro ist. Dieses Öl muss allerdings zunächst erhitzt werden, was eine ruhige See erfordert, um das Umladen auf dem Wasser durchzuführen. Es bestehen ernsthafte Bedenken, dass die „Eventin“ als Ziel hybrider Kriegsführung genutzt werden könnte, indem eine Umweltkatastrophe provoziert wird. Diese Risiken verdeutlichen die Gefahren, die aus den Handlungen Russlands und der unsicheren rechtlichen Lage entstehen, wie von Deutsche Flagge berichtet.
Zusammengefasst stehen wir vor einer komplexen und besorgniserregenden Lage, in der die Herausforderungen der europäischen Sicherheitsarchitektur und die Risiken von Umweltkatastrophen eng miteinander verknüpft sind. Die internationale Gemeinschaft wird weiterhin wachsam beobachten müssen, wie sich die Entwicklungen rund um die Schattenflotte und die Beschlagnahmung der „Eventin“ entfalten.