
Im Skandal um die VR Bank Bad Salzungen hat der ehemalige Vorstandsvorsitzende Andreas Siebert unter erheblichem Druck gestanden. Wie MDR berichtet, legte Siebert bereits im November 2023 sein Amt nieder. Der Grund dafür sind umfangreiche Ungereimtheiten in der Bilanz der Bank, die durch Wirtschaftsprüfer festgestellt wurden. Diese zeigten erwartete Verluste für das Jahr 2022, die die Bank in eine prekäre Lage versetzen.
Obwohl Siebert seinen Rücktritt erklärte, bleibt er weiterhin bei der Bank angestellt, hat sich jedoch krankgemeldet. Der neue Vorstand macht ihn für Bilanzverluste von rund 280 Millionen Euro verantwortlich. Diese Verluste sind hauptsächlich auf Abschreibungen bei Immobilien und Firmenbeteiligungen zurückzuführen. Vor allem die Überbewertung dieser Posten während seiner Amtszeit steht zur Diskussion.
Schadenersatzforderungen gegen Ex-Vorstände
Die VR Bank forderte Ende 2024 schriftlich Schadenersatz von Siebert sowie drei weiteren Ex-Vorständen: Ulrich Fröhlich-Abrecht, Jan Wettstein und Christof Wehrum. Es handelt sich um Forderungen im mittleren einstelligen Millionenbereich. Die ehemaligen Vorstandsmitglieder sind jedoch bisher nicht auf die Forderungen eingegangen, was die Bank dazu veranlasst, ihre Ansprüche einklagen zu wollen.
Um der finanziellen Schieflage entgegenzuwirken, wurde die VR Bank im Dezember 2023 unter Kuratel der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gestellt. Ein Sonderbeauftragter, Christian Gervais, übernahm bis Ende November 2024 die Geschäfte und wurde anschließend zum Vorstandsvorsitzenden bestellt.
Regulierungsmaßnahmen der BaFin
Die BaFin hat seit dem 1. Januar 2022 die alleinige Verantwortung für die Prüfung der Finanzberichte von börsennotierten Unternehmen übernommen. Ein einstufiger Prozess ersetzt den vorher bestehenden zweistufigen. Diese Veränderungen sind Teil eines umfassenden Reformprogramms, um die Finanzberichterstattung transparenter zu gestalten und Missstände schneller aufdecken zu können. Der neuen Direktion für Finanzberichterstattung wurden erweiterte Befugnisse zugewiesen, die es ermöglichen, ad-hoc-Prüfungen durchzuführen, wenn konkrete Hinweise auf Verstöße vorliegen, wie BaFin berichtet.
Um die Integrität der Finanzberichte sicherzustellen, müssen Unternehmen umfassende Pflichten einhalten, die mit der Veröffentlichung von Hinweisen und Berichten verbunden sind. Diese Regelungen wurden eingerichtet, um die Finanzberichterstattung zu standardisieren und die Verantwortlichkeit der Emittenten zu erhöhen. Dazu zählt auch die Notwendigkeit, Jahresfinanz- und Halbjahresberichte innerhalb festgelegter Fristen zu veröffentlichen und die entsprechenden Hinweisbekanntmachungen an die BaFin zu übermitteln, wie in weiteren Details auf BaFin ersichtlich ist.
Die VR Bank Bad Salzungen steht nun vor der Herausforderung, die internen Strukturen zu reformieren und gleichzeitig das Vertrauen der Kunden und der Aufsichtsbehörden zurückzugewinnen. Die eingeleiteten rechtlichen Schritte gegen die Ex-Vorstände könnten dabei ein entscheidendes Element in der Wiederherstellung der finanziellen Integrität der Bank darstellen.