
Massive Proteste erschüttern Serbien, die von Studenten und anderen Bevölkerungsgruppen organisiert werden. Diese Unruhen richten sich gegen die Regierung von Präsident Aleksandar Vučić und sind eine Reaktion auf den tragischen Einsturz eines Bahnhofsvordachs in Novi Sad, bei dem am 1. November 2024 tragischerweise 15 Menschen starben. Die Bewegung verlangt nach Rechenschaft und fordert die Aufklärung von Korruptionsvorwürfen, die mit dem Bau des Bahnhofs in Verbindung stehen. Dies gab unser-mitteleuropa.com bekannt.
Der Protest wuchs aus dem Unmut über die Serbische Fortschrittspartei (SNS) und das autoritäre Regime von Vučić. Lehrer, Studierende sowie Anwälte, Bauern und Dozenten schließen sich an und rufen zu einem Generalstreik auf. Der Widerstand zeigt, dass mehr als 60% der Bevölkerung hinter den Forderungen steht, während nur ein Viertel Vučić vertraut. Seit Beginn der Proteste haben bereits Rücktritte von zwei Ministern und mehrere Festnahmen stattgefunden, doch die Protestierenden sind entschlossen, ihre Stimme zu erheben. Präsident Vučić selbst, der mit massiven Drohungen auf die Demonstrationen reagierte, hat Schwierigkeiten, die Kontrolle über die Situation zu behalten, wie zdf.de berichtet.
Protestbewegung und geopolitische Spannungen
Die Protestbewegung wird von Ex-Reuters-Journalist Milan Timotić als der größte politische Volksaufstand seit dem Sturz von Slobodan Milošević eingeordnet. Damit wird ein historischer Rahmen deutlich, in dem die Proteste angesiedelt sind. Es ist interessant zu bemerken, dass die Proteststrategien von OTPOR!, die 2000 zum Sturz Milošević führten, eine wesentliche Rolle spielen. Diese wurden an sechs Säulen der Macht orientiert: Polizei, Bürokratie, Bildung, religiöse Organisationen, Medien und Wirtschaft.
Der Angstmoment, den die Protestierenden erleben, verstärkt sich durch die Anwesenheit von regierungstreuen Gegendemonstranten, inklusive früherer Mitglieder von Miloševićs Spezialeinheiten. Diese Gruppierungen protestieren gegen die Demonstrationen und versuchen, die öffentliche Meinung zugunsten der Regierung zu beeinflussen. Es wird berichtet, dass Traktoren das Präsidentenamt blockieren, wobei die Fahrer behaupten, Vučić vor einer “Farbrevolution” schützen zu wollen. Allerdings ist auch die Angst vor gewaltsamen Konflikten zwischen den beiden Lagern sichtbar; Präsident Vučić selbst warnt vor möglicher Eskalation, wie merkur.de feststellt.
Korruption und Forderungen nach Verantwortung
Die Protestierenden richten ihren Unmut nicht nur gegen die Regierung, sondern fordern auch eine umfassende Untersuchung des Korruptionsskandals, der mit der Renovierung des Bahnhofs in Novi Sad verbunden ist. Die Kosten dafür stiegen von 15 Millionen Euro auf 65 Millionen Euro, was Fragen zu den fehlenden 50 Millionen Euro aufwirft. Dieser Missstand hat die Wut der Bürger entfacht, die fordern, dass die Verantwortlichen endlich zur Rechenschaft gezogen werden.
Die Proteste ziehen immer mehr Menschen auf die Straßen Belgrads und anderer Städte. Während Präsident Vučić die Demonstrationen als ein Ergebnis ausländischer Einmischung beschuldigt, wächst der Druck auf ihn und seine Regierung. Der Rücktritt von Ministerpräsident Miloš Vučević Ende Januar und die unbeständige Lage scheinen das Bild der Unruhe in Serbien nur zu verstärken.