
Am 15. Januar 2025 wird Donald Trump als neuer US-Präsident sowohl in Moskau als auch in Kiew mit Spannung erwartet. Während des Wahlkampfs versprach Trump, den Krieg in der Ukraine in Rekordzeit zu beenden, ohne jedoch spezifische Details zu seiner Strategie offenzulegen. Seine guten Beziehungen zu Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj wurden als potenzielle Vorteile bei der Beendigung des Konflikts hervorgehoben. Dennoch gibt es zunehmend Bedenken, dass Trump die militärische Unterstützung für die Ukraine verringern könnte, was als ein Mittel zum Zweck der Verhandlungen interpretiert wird. Innerhalb der Republikanischen Partei ist die Unterstützung für die Ukraine umstritten, was zu unterschiedlichen Meinungen führt. Nach seinem Wahlsieg äußerte Trump zunehmend Zurückhaltung und hofft, den Krieg innerhalb von sechs Monaten zu beenden, während sein designierter Ukraine-Beauftragter Keith Kellogg bereits ein Einfrieren der Kämpfe an der Front plant.
Die Beziehung zwischen Selenskyj und Trump ist angespannt, insbesondere im Nachgang eines zuvor veröffentlichten Telefonats aus dem Jahr 2019. Selenskyj betrachtet Trump als eine Möglichkeit, den Krieg zu beenden, hat jedoch auch Sorgen über mögliche Kürzungen der US-Hilfe geäußert. In der Ukraine selbst unterliegt die Lage an allen Fronten erheblichem Druck. Insbesondere im Osten, im Gebiet Donezk, wird erwartet, dass Städte wie Torezk und Tschassiw Jar bald fallen könnten, während die Situation in Pokrowsk kritisch ist. Im Norden wird die Lage um Kupjansk als prekär eingeschätzt, während russische Truppen, unterstützt von nordkoreanischen Soldaten, ihre Offensive fortsetzen.
Ungewisse Perspektiven und Friedenspläne
Michael Waltz, Trumps designierter Nationaler Sicherheitsberater, hat betont, dass ein Waffenstillstand ernsthaft in Betracht gezogen werden sollte. John Herbst, ein ehemaliger Botschafter in der Ukraine, hebt hervor, dass Trump und sein Team eine realistische Einschätzung der Lage entwickeln müssen, um handlungsfähig zu sein. Herbst ist optimistisch, dass die Ukraine-Hilfe nicht eingestellt wird, weil alle nominierten Personen Russland als ernsthafte Bedrohung betrachten. Als Teil eines möglichen Friedensplans könnten vier Kernpunkte diskutiert werden, wobei zwei davon für die Ukraine schwer akzeptabel wären: die De-facto-Übertragung von ukrainischem Territorium an Russland und der Verzicht auf die NATO-Mitgliedschaft für 20 Jahre. Auf der anderen Seite wären für Russland einige der Forderungen ebenfalls unangenehm, wie die Errichtung einer entmilitarisierten Zone und eine verbesserte Aufrüstung der Ukraine.
Sicherheitsgarantien aus den USA spielen eine zentrale Rolle in den Verhandlungen, wobei eine militärische Präsenz amerikanischer Soldaten vor Ort vermieden werden soll. Experten schätzen, dass zwischen der ersten Kontaktaufnahme mit Putin und einer möglichen Reaktion zwei bis drei Monate vergehen könnten. Mark Katz, ein Politikwissenschaftler, äußert dennoch Vorbehalte und nennt das Vorgehen sowohl von Trump als auch von Putin unberechenbar. Er gibt jedoch zu bedenken, dass Trump die Ukraine nicht im Stich lassen wird, da eine Niederlage für die Ukraine auch eine persönliche Niederlage für ihn bedeutete.
Europäische Dynamik und Herausforderung
Der Ukraine-Krieg stellt nicht nur Amerika, sondern auch Europa vor immense Herausforderungen. Während Europa jetzt finanzielle und militärische Unterstützung leistet, wird die Frage aufgeworfen, ob der Kontinent in dieser Krise effektiver verfahren kann als in der Vergangenheit. Die US-amerikanischen Entscheidungen unter Trump und Biden haben die Dynamik des Konflikts erheblich beeinflusst. Vor dem Hintergrund steigender Spannungen und ungewisser Perspektiven bleibt die internationale Gemeinschaft gespannt auf die kommenden Entwicklungen und die Position der Vereinigten Staaten in dieser Krisensituation.