
Die Spannungen rund um die US-Truppenstationierung in Europa nehmen zu, nachdem der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth im Februar 2025 andeutete, dass ein Abzug der US-Truppen aus Europa möglich sei. Laut Merkur besuchte Hegseth Polen und erklärte, dass die US-Regierung die weltweite Lage der Streitkräfte überprüfen werde. Diese Andeutungen haben in Europa Besorgnis ausgelöst, insbesondere in Bezug auf das 80 Jahre alte Sicherheitsabkommen zwischen Europa und den USA.
Finnlands Verteidigungsminister Antti Häkkänen forderte daraufhin einen „klaren Fahrplan“ für die europäischen NATO-Verbündeten, falls es tatsächlich zu einem Abzug der US-Truppen kommen sollte. Häkkänen betonte die Notwendigkeit eines gemeinsamen Konzepts mit den USA, um Zeitfenster für Russland zu vermeiden. Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius bat Hegseth um einen ähnlichen Fahrplan, erhielt jedoch keine Antwort. Derzeit sind schätzungsweise 80.000 US-Soldaten in Europa stationiert, davon etwa 38.000 in Deutschland.
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen
Ein möglicher Abzug der US-Truppen hätte weitreichende wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen, insbesondere in Deutschland. Die US-Truppenstandorte haben über Jahre Infrastrukturen geschaffen, die in lokale Wirtschaftskreisläufe eingebettet sind. Daten von t-online zeigen, dass die US-Regierung 2020 die Standorte mit etwa 7,2 Milliarden Dollar unterstützte. Deutschland zahlt jährlich rund 130 Millionen Euro für die Kosten der US-Truppenstationierung, was direkte wirtschaftliche Vorteile für die betroffenen Regionen zur Folge hat.
US-Soldaten tragen aktiv zur lokalen Wirtschaft bei, indem sie einen Großteil ihres Einkommens in Deutschland ausgeben. Eine Studie ergab, dass die US-Stützpunkte in Rheinland-Pfalz eine Wirtschaftskraft von etwa 2,3 Milliarden Dollar generieren. Hochgerechnet auf die Gesamttruppenstärke in Deutschland beläuft sich dieser Betrag auf rund vier Milliarden Dollar. Zudem haben US-Streitkräfte gesellschaftliche und kulturelle Auswirkungen, indem sie enge Verflechtungen mit den lokalen Gemeinden aufbauen.
Reaktionen und Perspektiven
Die bevorstehenden EU-Staats- und Regierungschefs sollen im Juni 2025 zu den Verteidigungsvorschlägen Stellung nehmen. Vor dem Hintergrund der Unberechenbarkeit der US-Militärstrategie reagiert die EU mit massiven Aufrüstungsplänen. So sind Verteidigungskredite in Höhe von 150 Milliarden Euro vorgesehen, und die EU plant, bis 2030 bis zu 800 Milliarden Euro für Militärausgaben freizusetzen. Diese Initiative könnte als Antwort auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gewertet werden, der auch die militärische Präsenz der USA in Europa verstärkt hat.
US-Präsident Joe Biden hatte ursprünglich angekündigt, die militärische Präsenz zu erhöhen und zusätzliche Soldaten in den Osteuropa zu entsenden, als Reaktion auf steigende Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit Russlands aggressiver Außenpolitik. Diese Entwicklungen stellen die NATO vor neue Herausforderungen und werfen Fragen über die zukünftige Sicherheitsarchitektur in Europa auf.