
Am 28. März 2025 unternahm US-Vizepräsident J.D. Vance eine umstrittene Reise nach Grönland, die im Vorfeld bereits für Aufmerksamkeit sorgte. Die Reise führte ihn zu einem US-Militärstützpunkt in Pituffik, wo er US-Soldaten begrüßte, die an der nördlichsten Militärbasis der Vereinigten Staaten stationiert sind. Bei seiner Ankunft herrschten Temperaturen von minus 18 Grad. Vance kommentierte die extreme Kälte mit den Worten: „Es ist arschkalt hier“ und stellte damit die rauen klimatischen Bedingungen vor Ort in den Vordergrund. Diese Reise könnte als Plattform für Kritiken an europäischen Staaten genutzt werden, die auf eine verstärkte militärische Präsenz in der Arktis reagieren müssen.
Die strategische Bedeutung Grönlands ist unbestritten, insbesondere im Zusammenhang mit Klimafragen, militärischer Kontrolle über die Arktis und der Erschließung von Rohstoffen. Donald Trump hatte bereits zuvor Interesse an der Insel geäußert und behauptete, dass Grönland ein Gebiet sei, das zu den USA gehören sollte. Grönländische Politiker jedoch lehnen derartige Ansprüche vehement ab und zeigen Einheit gegen einen möglichen Einfluss der USA. Während Vance seinerseits direkten Kontakt mit der grönländischen Bevölkerung vermied und die Hauptstadt Nuuk weitgehend mied, um Protesten aus dem Weg zu gehen, blieb der offizielle Rahmen seines Besuchs auf ein Briefing zur Sicherheitslage in der Arktis und auf Treffen mit US-Soldaten beschränkt. Ursprünglich war geplant, dass Vance intensivere Kontakte zur grönländischen Bevölkerung pflegen würde, jedoch wurde dies aufgrund der angespannten politischen Lage geändert.
Politische Spannungen und militärische Strategien
Der Besuch von Vance könnte die bereits bestehenden Spannungen zwischen den USA und Europa weiter anheizen. Der Hintergrund dieser Reise reicht tief in geopolitische Überlegungen hinein, insbesondere im Kontext des Klimawandels und der globalen Rohstoffsituation. Grönland ist reich an Rohstoffen, einschließlich seltener Erden, was die geoökonomischen Interessen der Großmächte in dieser Region verstärkt.
Der Arktische Rat, gegründet 1996, und seine Mitglieder – darunter die USA, Kanada, Russland und Norwegen – haben ein gemeinsames Interesse an der Koordination von Sicherheitsfragen und dem Schutz der nördlichen Gewässer. Doch die Kooperation wird zunehmend schwieriger. Ein Außenministertreffen endete 2019 ohne eine Abschluss-Erklärung, was die Geopolitik der Arktis in ein gewisses Ungleichgewicht brachte. Vance’s Besuch könnte als eine Art Geopolitische Provokation interpretiert werden, die auf die Bemühungen Trumps um eine stärkere militärische Präsenz in der Region zurückzuführen ist.
Dass Grönland als geopolitische Broker betrachtet wird, hängt auch mit den sich verändernden klimatischen Bedingungen zusammen. Im Sommer 2020 schmolz das Meereis der Arktis in einem bisher seltenen Ausmaß, was den Zugang zu Rohstoffen und mögliche neue Transportwege erleichtert. Die militärischen Strategien der USA, die unter Trump eine Militarisierung der Arktis bedeuteten, verlangen einen umfassenden Umgang mit diesen Herausforderungen.
Die Entwicklung in Grönland ist nicht nur von lokalem Interesse, sondern hat globale Dimensionen, da auch China und Russland zusehends Interesse an der Arktis auf sich ziehen. Während die USA und Europa Russland und Kanada für ihre Ansprüche auf arktische Gewässer kritisieren, setzt Deutschland auf multilaterale Stabilität, um die geopolitischen Spannungen in Schach zu halten. Vance’s Besuch in Pituffik könnte somit nicht nur kurzfristige Effekte auf die US-Politik in der Arktis haben, sondern auch das langfristige geopolitische Klima zwischen den globalen Mächten beeinflussen.
Die geopolitischen Implikationen der Grönland-Politik sind erheblich, und die amerikanischen Entscheidungen in dieser Region werden wahrscheinlich weitreichende Folgen haben. Angesichts der politischen Komplexität benötigt der Arktische Rat mehr denn je effektive Ansätze zur Kooperation, um die Stabilität im nördlichen Raum aufrechtzuerhalten.