
In einem erschütternden Bericht über die humanitäre Krise im Gazastreifen beschreibt die Geschichte von Yousef, einem palästinensischen Vater, die Verzweiflung und die Gewalt, die in der Region mittlerweile alltäglich geworden sind. Am 19. Oktober, während Hunderte von vertriebenen Palästinensern in der Hamad School in Beit Lahiya Schutz suchten, wurden sie von israelischen Panzertruppen umzingelt, wie Al Jazeera berichtet. Die Situation eskalierte schnell, als Quadcopter die versammelten Menschen aufforderten, sich mit Ausweisen und erhobenen Händen zu zeigen. Panik brach aus, als diese Drohnen Schüsse abgaben und Schallbomben abwarfen.
Yousef, 37 Jahre alt, und seine Familie – seine Frau Amal, die gerade ihr jüngstes Kind geboren hatte, ihre fünf Kinder und Yousefs Schwiegervater Jamil – versuchten verzweifelt, sich in den Schulhof zu retten. Männer über 14 Jahre wurden von israelischen Soldaten an den Schultor versammelt und mussten sich einzeln vor einer Kamera aufstellen, die Gesichtserkennungstechnologie nutzte. Nach der Registrierung fanden sich diese Männer in einer von Baggern gegrabenen Grube wieder, wo Yousef und etwa 100 andere Männer unter Schüssen und Schlägen litten.
Die Schrecken des Einsatzes
Dort, in der Grube, war Yousef zunehmend besorgt um das Wohl seiner Familie, insbesondere da Amal nach der Geburt Schwierigkeiten hatte, sich um die Kinder zu kümmern. Im Laufe des Tages schrumpfte die Zahl der Männer in der Grube, bis nur noch sieben übrig blieben. Schließlich wurde Yousef zufällig mit zwei anderen Männern ausgewählt und in eine nahegelegene Wohnung gebracht, wo die Soldaten ihn als menschliches Schutzschild einsetzten, während sie Gebäuden durchsuchten. Yousef war gezwungen, Türen zu öffnen und zu kontrollieren, ob sich Kämpfer in den Räumen aufhielten, während Soldaten hinter ihm warteten.
Die Situation eskalierte weiter, als am vierten Tag Yousef und ein anderer Mann mit der Verteilung von Evakuierungsblättern beauftragt wurden. Yousef plante, während dieser Evakuierung zu fliehen und endlich seine Familie zu finden. Allerdings wurde er von einem Soldaten in das Bein geschossen, bevor er mühselig mit Unterstützung anderer Männer fliehen konnte. Er wurde ins al-Ahli Arab Hospital gebracht, wo er medizinische Versorgung erhielt.
Eine verzweifelte Flucht
Amal hatte in der Zwischenzeit ihre Kinder in die New Gaza School gebracht, wo sie von Yousefs Zustand erfuhr. Währenddessen wurden Frauen und Kinder stundenlang im Schulhof festgehalten und bettelten um Nahrung und Wasser. Amal und die Kinder mussten schließlich nach Süden fliehen, trotz der ständigen Bedrohung durch die Panzer. In diesem Chaos verlor Amal ihre neugeborene Tochter für kurze Zeit, konnte sie aber glücklicherweise wiederfinden.
Nach einem langen und gefährlichen Weg erreichten sie schließlich die New Gaza School, wo die Familie wieder vereint war. Yousef hatte inzwischen 13 Stiche im Krankenhaus erhalten und läuft nun mit einer merklichen Lahmheit. Tragischerweise wird sein Vater Jamil seit dem Vorfall vermisst. Das Baby, das bei ihrer Flucht keinen Namen trug, wurde „Sumoud“ (Stehvermögen) genannt, ein Symbol für den unerschütterlichen Willen der Bewohner Gazas, trotz der unerträglichen Umstände zu überleben.
Die Situation in Gaza hat sich dramatisch verschärft, insbesondere seit dem 7. Oktober 2023, als Kämpfer der Hamas den Grenzzaun zwischen dem Gazastreifen und Israel durchbrachen und mehr als 1.100 Menschen töteten. Seitdem haben die israelischen Streitkräfte gegen die Bevölkerung im Gazastreifen einen brutalen Kurs gefahren, mit mehreren zehntausend Toten und unzähligen weiteren, die dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, die jedoch oft behindert wird. Ärzte ohne Grenzen hat die Lage als Völkermord klassifiziert und berichtet von ethnischen Säuberungen und anhaltenden Verwüstungen in der Region, wie Médecins Sans Frontières ausführlich dokumentiert.
Die humanitäre Not in Gaza bleibt enorm, trotz der sporadischen Ankunft von Hilfslieferungen. Die Tragödie um Yousef und seine Familie ist nur ein Beispiel für die unzähligen Geschichten von Leid, Verlust und dem unermüdlichen Streben nach Überleben in einem der am längsten andauernden Konflikte der Geschichte.