
Am 9. Januar 2025 wird der zweite Jahrestag eines beispiellosen Angriffs auf die brasilianische Hauptstadt Brasília begangen. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva erinnerte an die gewaltsamen Ereignisse, die sich einen Tag davor, am 8. Januar 2023, ereigneten. Dabei stürmten tausende Anhänger des ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro mehrere Regierungsgebäude, darunter den Präsidentenpalast, das Oberste Gericht und den Kongress, in einem Versuch, Lulas Präsidentschaft zu untergraben. Der Angriff kam nur eine Woche nach Lulas Amtsantritt für eine nicht aufeinanderfolgende dritte Amtszeit.
Lula bezeichnete die Unruhen als „Putsch“ gegen seine Regierung. Während des Angriffs war er nicht im Präsidentenpalast, und der Kongress war zu diesem Zeitpunkt nicht in Sitzung. Der Vorfall führte zu erheblichen Sachschäden in Millionenhöhe und Verletzungen bei zahlreichen Sicherheitskräften sowie Protestierenden. Viele der Rioter forderten zudem einen Militäreinsatz gegen Lula und zweifelten die Integrität der Wahlen an, die Lula mit einem knappen Vorsprung von 2,1 Millionen Stimmen gegen Bolsonaro gewonnen hatte.
Restaurierte Kunstwerke und Gedenken
Im Rahmen der Gedenkfeierlichkeiten überwachte Lula die Rückgabe von 21 restaurierten Kunstwerken, die während des Angriffs beschädigt wurden. Dies geschah zwei Jahre nach den Vorfällen. Zu den Kunstwerken, die zurückgegeben wurden, zählt das modernistische Gemälde „As Mulatas“ von Emiliano Di Cavalcanti sowie eine wertvolle Uhr aus dem 17. Jahrhundert, die zuvor von Balthazar Martinot, dem Uhrmacher des französischen Königs Ludwig XIV., gefertigt worden war. Die restaurierten Werke wurden feierlich an die wichtigsten Machtzentren des Landes zurückgegeben.
Der Angriff erinnerte stark an die Stürmung des US-Kapitols zwei Jahre zuvor, als Anhänger von Donald Trump versuchten, das Wahlergebnis zu kippen. In Brasilien wurden im Nachgang des Angriffs 371 Personen verurteilt, darunter sowohl direkte Teilnehmer als auch Unterstützer, die finanziell zur Organisation der Riots beigetragen hatten. Ein Großteil der Verantwortung wird Bolsonaro angelastet, der sich zum Zeitpunkt der Angriffe in den USA aufhielt und mittlerweile rechtlichen Problemen gegenübersteht, darunter die Anklage wegen Anstiftung zu den Unruhen.
Politische Spannungen und Auswirkungen
Die politische Lage in Brasilien ist weiterhin angespannt. Bolsonaro, der einige Zeit nach Lulas Amtsantritt ins Ausland ging, hatte anhaltende Schwierigkeiten, seine Rolle bei den Unruhen abzulehnen. Im Juni 2023 entschied das brasilianische Wahlgericht, dass er bis 2030 nicht für ein Amt kandidieren kann. Im November 2024 wurden sowohl Bolsonaro als auch 36 seiner Verbündeten wegen versuchter Manipulation der Wahlergebnisse von 2022 offiziell angeklagt. Zudem wird gegen Bolsonaro ein Ermittlungsverfahren wegen seiner angeblichen Beteiligung an einem Putschplan geführt.
Obwohl Brasilien in den letzten zwei Jahrzehnten Fortschritte wie Armutsreduzierung und soziale Mobilität erzielt hat, zeigen Massenproteste der letzten Jahre, dass eine große Unzufriedenheit in der Bevölkerung herrscht. Die hohe Kriminalität, unzureichender Wohnraum und ein ungleicher Zugang zu Bildung und Gesundheitsdienstleistungen bleiben Herausforderungen für das Land. Trotz dieser Probleme bleibt Brasilien ein Akteur mit bedeutendem Einfluss auf der internationalen politischen Bühne.
In dieser komplexen politischen Landschaft ist die Rückkehr zu einem stabilen demokratischen Prozess von entscheidender Bedeutung. Lulas Präsidentschaft stellt dies in den Mittelpunkt, während er gleichzeitig die unruhige Verfassung des Landes und die aufkeimenden Ansprüche seiner Vorgänger navigieren muss.
Für weitere Informationen zu den Ereignissen und ihren Auswirkungen besuchen Sie Al Jazeera, Fox 41 Yakima und BPB.