
Max Eberl, der Sportvorstand von Bayern München, hat sich in einem aktuellen Interview dazu geäußert, wie er vor drei Jahren mit schwerwiegenden psychischen Problemen kämpfte. Der 42-Jährige, der einst als Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach tätig war, gab im Januar 2022 seinen Rücktritt bekannt und bezeichnete die Zeit danach als gesundheitlich und menschlich herausfordernd. Eberl erinnerte sich, dass er sich in dieser Periode oft nicht mehr in der Lage fühlte, einen Bundesliga-Verein zu führen, und sogar stundenlang auf der Couch verbrachte, anstatt zur Arbeit zu gehen. Diese dunklen Monate stellte er als die spannendste Reise seines Lebens dar, in denen er nicht nur mit seinen Ängsten konfrontiert wurde, sondern auch eine tiefgehende persönliche Entwicklung durchlitt.
In der Reflexion über seine Krisenerfahrung rät Eberl anderen Betroffenen, sich Hilfe zu suchen. Er selbst habe den „Exit“ rechtzeitig geschafft und geht jetzt bewusster mit seinem Leben um. Während seiner Spaziergänge mit dem Hund verlässt er stets sein Handy zu Hause, was für ihn eine enorme Steigerung der Lebensqualität bedeutet. Früher war er jederzeit erreichbar; heute genießt er die ungestörten Momente in der Natur, wo ihn kein Trainer oder Journalist kontaktieren kann.
Chronik seiner Karriere
Eberls Karriere erstreckt sich über 23 Jahre bei Borussia Mönchengladbach, zunächst als Spieler, später als Nachwuchskoordinator und ab 2008 als Sportdirektor. Nach seinem Abschied von Mönchengladbach wurde er Sportchef bei RB Leipzig, doch die gemeinsame Zeit endete nach etwas mehr als zehn Monaten. Im März 2024 übernahm Eberl die Position des Sportvorstands beim FC Bayern München, wo er nun seine Erfahrungen und Lernprozesse einbringt.
Die emotionale Tiefe, die Eberl in seinen Erlebnissen beschreibt, ist kein Einzelfall im Leistungssport. Laut Studien sind Profisportler durch den hohen Leistungsdruck und Stressoren wie Verletzungsgefahr besonders anfällig für psychische Erkrankungen. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2010 ergab, dass Athleten während ihrer Karriere bis zu 640 Stressoren ausgesetzt sind. Diese Belastungen können auch nach der aktiven Karriere bestehen bleiben, vor allem bei Sportlern, die unfreiwillig aus dem Sport ausscheiden.
Psychische Belastungen im Leistungssport
Die Resultate einer niederländischen Metaanalyse zeigen, dass psychische Probleme bei aktiven und ehemaligen Athleten häufig anzutreffen sind. So leiden 20 % der aktiven Athleten und 16 % der ehemaligen unter allgemeiner seelischer Belastung. Bei Schlafstörungen sind die Zahlen mit 26 % aktiven und 21 % ehemaligen Athleten ebenfalls alarmierend hoch. Depressionen und Angststörungen sind bei 34 % der aktiven Athleten und 26 % der ehemaligen Athleten verbreitet. Alkoholmissbrauch ist ein weiteres ernstes Thema, das 19 % der aktiven und 21 % der ehemaligen Athleten betrifft.
Die steigende Aufmerksamkeit für die psychische Gesundheit von Athleten hat zur Folge, dass Experten interdisziplinäre psychosoziale Betreuungskonzepte fordern, die sowohl während als auch nach der aktiven Karriere greifen sollten. Eberls Erfahrungen untermauern die Notwendigkeit solcher Maßnahmen. Der Druck und die angespannte Psyche können nicht nur während der Karriere, sondern auch im Übergang in das Leben nach dem Sport zu Herausforderungen führen.
Max Eberl hat mit seinem offenen Umgang und seinem persönlichen Wandel ein wichtiges Zeichen gesetzt. Seine Erkenntnisse könnten dazu beitragen, das Bewusstsein für psychische Gesundheit im Profisport weiter zu stärken. Wohl dem, der in der Lage ist, die eigene Gesundheit priorisiert und Hilfe in Anspruch zu nehmen.