
Dr. Moritz Baßler, Professor für Neuere deutsche Literatur am Germanistischen Institut der Universität Münster, beschäftigt sich intensiv mit dem Wandel der Lesekultur. In seinem neuesten Artikel reflektiert Baßler über die Bedeutung von Büchern in der heutigen Gesellschaft. Seine Beobachtungen sind Teil einer Themenseite zum „Welttag des Buches“ und stammen aus der Unizeitung wissen|leben vom 2. April 2025. Er unterstreicht, dass das Verhältnis zu traditionellen Medien wie Büchern und Vinylschallplatten für ihn von großer Bedeutung ist.
Früher empfahl Baßler seinen Studierenden, Bücher zu kaufen und eine persönliche Bibliothek aufzubauen. Heute erkennt er jedoch einen kulturellen Wandel. Bücherregale werden oftmals nicht mehr als Ausdruck von Intellektualität, sondern als Zeichen des Alters wahrgenommen. Eine einschneidende Erkenntnis erhielt er durch einen Anruf eines Antiquars, der ihm verriet, dass viele Bücher nach dem Tod ihres Besitzers weggeworfen werden. Diese Beobachtung hat ihn zum Nachdenken angeregt.
Der Einfluss digitaler Medien
In Seminarräumen sind heutzutage kaum noch Bücher zu finden; elektronische Geräte dominieren. Dies spiegelt sich in den aktuellen Lesertrends wider. Laut einer Studie des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels hat die Zahl der Buchkäufer zwischen 2013 und 2017 um 6,4 Millionen abgenommen. Allerdings zeigen erste Tendenzen eine Stabilisierung im vergangenen Jahr, da die Umsätze auf hohem Niveau bleiben. Dabei kaufen Buchkäufer im Schnitt mehr Bücher und zahlen höhere Preise.
Diese Veränderungen werden durch digitale Unterhaltungsmöglichkeiten beeinflusst. Streaming-Dienste nehmen einen größeren Raum im Alltag ein, wodurch das Leseverhalten leidet. Abends fehlt häufig die Energie für Bücher, was einen Rückgang des Lesens zur Folge hat. Dennoch zeigt Baßler Hoffnung: Trotz der Herausforderungen für die Buchbranche erinnert er daran, dass viele Bücher nach wie vor verkauft und gelesen werden. Lange Schlangen vor Buchmessen und das Interesse junger Leser an Autogrammen ihrer Lieblingsautoren sind ein Zeichen dafür.
Nostalgie und moderne Lesekultur
Baßler vergleicht Bücher mit nostalgischen Objekten wie Vinyl-Schallplatten oder faltbaren Stadtplänen. Diese modernen Bücher werden oft als Fan-Objekte betrachtet, bei denen der Bildungsaspekt in den Hintergrund tritt. Sie erfordern nicht immer ein tiefes Kontextwissen oder eine literarische Interpretation. In Zeiten von Social Media und Online-Plattformen wie Bookstagram gewinnen visuelle Elemente an Bedeutung und verdrängen in gewisser Weise die klassische Buchkultur.
Die Buchbranche sieht sich vor Herausforderungen: Die Vertrauenswürdigkeit von Informationen aus Büchern bleibt zwar hoch, aber jüngere Generationen könnten Bücher nur noch als Teilkultur wahrnehmen. Politische und gesellschaftliche Teilhabe erfordern jedoch eine tiefere Auseinandersetzung mit gelesenem Material. Die Notwendigkeit eines fairen Urheberrechts und der Zugang zu Literatur sind für die kulturelle Vielfalt von großer Bedeutung.
Dennoch belegen positive Erinnerungen an Bücher unter Abwanderern, dass für viele das Lesen eine wichtige Entschleunigung darstellt. Umso wichtiger ist es, neue Wege zu finden, Leser zu erreichen. Trotz der Herausforderungen verweist Baßler auf die Notwendigkeit, sich Bücher zu kaufen und eine eigene Bibliothek aufzubauen. Nur so kann eine kulturelle Kontinuität sichergestellt werden.
Dr. Moritz Baßler plädiert dafür, die Wertschätzung für Bücher neu zu fördern und ihre Bedeutung im gesellschaftlichen Diskurs nicht vergessen zu lassen. Für ihn sind Bücher nach wie vor ein unverzichtbares Element der kulturellen Identität und des Wissens.
Ein positiver Aspekt ist die hohe Dichte an Buchhandlungen und Verlagen in Deutschland, viele von ihnen unabhängig. Dennoch ist die Frage offen, ob Kinder und Jugendliche ohne lesende Vorbilder zu regelmäßigen Lesern werden. Die Leseförderung und Sichtbarkeit von Büchern sind zentrale Aufgaben für die Buchbranche sowie für Politik und Bildungseinrichtungen.
Für weitere Informationen und tiefere Einblicke in die wandelnde Lesekultur verweisen wir auf die ausführliche Analyse in den Beiträgen von U Münster und bpb.de.