
Am 14. April 2025 kündigt das Zentrum für Wissenschaftstheorie der Universität Münster eine faszinierende öffentliche Ringvorlesung an. Das Thema „Willensfreiheit und Bewusstsein – ein philosophischer Dialog“ verspricht eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit grundlegenden Fragen über die menschliche Freiheit und deren Beziehung zum Bewusstsein.
Die Vorlesungsreihe beginnt am 17. April und lädt die Teilnehmer ein, die provokante Fragestellung zu erörtern: Ist Freiheit eine Illusion, und ist Bewusstsein nur ein überflüssiges Nebenprodukt, wenn alle menschlichen Gedanken und Handlungen von neuronalen Mechanismen bestimmt werden? In diesem Kontext werden zwei Lösungsvorschläge präsentiert. Der erste betrachtet Freiheit als Handeln nach Gründen, die über kausale Abläufe hinausgehen. Der zweite Ansatz fokussiert auf bewusste neuronale Zustände, die ermöglichen sollen, dass das Kausalgefüge des Gehirns freies Entscheiden und Handeln zulässt.
Hybride Veranstaltungsformate und Inhaltsübersicht
Die Vorträge der Reihe finden hybrid statt. Präsenzteilnehmer sind eingeladen, donnerstags von 18.15 bis 19.45 Uhr im Hörsaal F2 des Fürstenberghauses, Domplatz 20-22, teilzunehmen. Für die Online-Teilnahme ist eine vorherige Anmeldung erforderlich.
Die Vortragsreihe besteht aus mehreren interessanten Terminen, die jeweils verschiedene Perspektiven auf das Thema bieten:
- 17. April: Dietmar Hübner (Leibniz-Universität Hannover) – „Von stochastischen Gehirnen, willigen Suchtkranken und nichtkausalen Gründen: Handlungsfreiheit, Willensfreiheit und der ganze Rest“.
- 8. Mai: Ulrich Krohs (Universität Münster) – „Bewusstsein als biologisches Merkmal“.
- 22. Mai: Dietmar Hübner – „Über Sherlock Holmes, wasserscheue Fußgänger und sterbliche Katzen: Freier Wille und platonistische Gründe“.
- 5. Juni: Ulrich Krohs – „Wir bauen ein Bewusstsein“.
- 26. Juni: Dietmar Hübner – „Von Mikrozuständen über Leibnizwelten bis hin zu paranoiden Mafiosi: Willensfreiheit, Repräsentation und Bewusstsein“.
- 3. Juli: Ulrich Krohs – „Wie das Gehirn Freiheit ermöglicht“.
- 17. Juli: Andreas Hüttemann (Universität zu Köln) – „Vergleichender Kommentar und Podiumsdiskussion“.
Wissenschaftliche Perspektiven zur Willensfreiheit
In der laufenden Diskussion um Willensfreiheit erheben sich viele Fragen, die auch in den Vorträgen thematisiert werden. So geht der Neurowissenschaftler Prof. Dr. Kai Kaila von der Universität Helsinki in seinen Ausführungen davon aus, dass die Frage nach einem freien Willen nicht empirisch, sondern ontologisch und philosophisch ist. Er betont, dass die Neurowissenschaften lediglich die Funktionen und Prozesse hinter Entscheidungen untersuchen können, nicht jedoch die Existenz des freien Willens beantworten können.
Die allgemeine Definition von Willensfreiheit schließt die Fähigkeit ein, unter identischen Bedingungen anders zu entscheiden und damit Urheber der eigenen Entscheidungen zu sein. Doch der Determinismus besagt, dass alles Geschehene aus vorhergehenden Ereignissen resultiert, was dem Konzept des freien Willens widerspricht. Interessanterweise argumentiert Kaila, dass es bislang keine vollständigen Beweise für einen deterministischen Ansatz gibt, was Möglichkeiten für den Glauben an einen freien Willen öffnet.
Kaila legt weiterhin dar, dass in der wissenschaftlichen Praxis gewöhnlich deterministische Ursachen zugrunde gelegt werden, was jedoch im Widerspruch zur alltäglichen Erfahrung von Willensfreiheit steht. Auch die Pflicht, zwischen competing theories der Physik zu vermitteln, illustriert die Komplexität des Themas. So finden verschiedene physikalische Nobelpreisträger anerkannt, dass sowohl die Relativitätstheorie als auch die Quantenmechanik respektiert werden sollten, trotz ihrer Unvereinbarkeit.
Die Ringvorlesung an der Universität Münster bietet eine Gelegenheit, diese spannenden und kontroversen Themen zu erforschen und zu diskutieren – ein Dialog, der sowohl philosophische als auch wissenschaftliche Einblicke in die Natur der menschlichen Entscheidungsfindung und des Bewusstseins bietet.