
In Mannheim ereignete sich ein tragischer Vorfall, bei dem ein psychisch gestörter Mann zwei Menschen tötete und mehrere weitere verletzte. Der 40-jährige Täter aus Ludwigshafen litt an einer langjährigen psychischen Erkrankung und war regelmäßig in Behandlung. Diese erschütternde Tat hat die Diskussion über die Überwachung von Risikopersonen in Deutschland neu entfacht. Baden-Württemberg prüft derzeit die Übernahme eines Konzeptes aus Nordrhein-Westfalen, das darauf abzielt, psychisch auffällige Menschen zu identifizieren, die potenziell gefährlich sein könnten. ZVW berichtet, dass das Konzept hinter den aktuellen Bemühungen die Initiative „Personen mit Risikopotenzial“ (Periskop) ist, die von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) ins Leben gerufen wurde.
Dieses Konzept wurde entwickelt, nachdem mehrere Amokläufe in Nordrhein-Westfalen, wie etwa die Amokfahrt in Trier, bei der im Dezember 2020 fünf Menschen starben und Dutzende verletzt wurden, Alarm auslösten. In der Konsequenz ist es nun seit Mai 2022 ein landesweiter Standard in Nordrhein-Westfalen, Risiken durch einen Kriterienkatalog zu bewerten. Auch Schulen, Gesundheitsämter und psychiatrische Einrichtungen arbeiten im Rahmen von Fallkonferenzen eng zusammen, um das Vorgehen zu koordinieren. Polizei NRW hebt hervor, dass der enge Austausch zwischen verschiedenen Sicherheitsbehörden entscheidend für die Prävention solcher Taten ist.
Das Konzept „Periskop“
Das Konzept „Periskop“ hat sich seither als sinnvoll erwiesen und bereits mehr als 7.431 Prüffälle bearbeitet. Von diesen wurden 5.035 Personen identifiziert, darunter allein 1.003 Mehrfachprüffälle. Zum 30. November 2024 waren in Nordrhein-Westfalen 362 Personen als Risikopersonen eingestuft. Dennoch bleibt zu betonen, dass laut Reul eine ständige Überwachung nicht möglich ist und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Institutionen von zentraler Bedeutung ist. Diese Erkenntnis verdeutlicht sich auch in den Anmerkungen von SPD-Rechtsexperte Boris Weirauch, der fordert, auch diejenigen zu identifizieren, die durch herkömmliche Raster fallen.
Die bisherige Erfahrung zeigt, dass nicht alle Straftaten vorhergesagt oder verhindert werden können, da menschliches Verhalten komplex ist. Dies bestätigt Jörg Kinzig, ein Kriminologe, der auf die Unsicherheit hinweist, welche Straftaten durch Frühwarnsysteme tatsächlich verhindert werden können. Insbesondere die Verbindungen zwischen den Behörden müssen gestärkt werden, damit Warnsignale besser erkannt werden können, denn oft sind die Täter psychisch auffällig und bereits bei den Behörden bekannt. Das Projekt wurde in mehreren Städten in Nordrhein-Westfalen, darunter Münster und Bielefeld, im Rahmen einer dreijährigen Implementierungsphase gestartet.
Psychische Erkrankungen in Deutschland
Die aktuellen Entwicklungen rücken zudem das Thema psychische Erkrankungen in den Fokus. Statistiken zeigen, dass mehr als jeder vierte Erwachsene in Deutschland psychische Probleme hat. Jährlich erfüllen über 18 Millionen Menschen die Kriterien einer voll ausgeprägten psychischen Erkrankung. Angststörungen und affektive Störungen zählen zu den häufigsten Diagnosen und verursachten 2017 16 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage. Diese Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit, den Umgang mit psychischen Erkrankungen in unserer Gesellschaft zu verbessern.Planet Wissen berichtet von verschiedenen Faktoren, die zur steigenden Zahl psychisch Erkrankter führen, darunter Leistungsdruck, veränderte Lebensumstände und ein schneller Alltag.
Angesichts der oben genannten Vorfälle wird deutlich, wie wichtig die Etablierung von Präventionsmaßnahmen und eine Sensibilisierung für das Thema psychische Gesundheit sind. Um die Gesellschaft zu schützen und betroffenen Menschen zu helfen, ist ein interdisziplinärer Ansatz unerlässlich.