
Roger Humbert, der von 1929 bis 2022 lebte, gilt als ein entscheidender Pionier der Fotografie des 20. Jahrhunderts. Anlässlich seiner wegweisenden Arbeiten wird vom Literaturwissenschaftler Bernd Stiegler eine umfassende Ausstellung in Winterthur organisiert. Diese trägt den Titel „Fotografien für den geistigen Gebrauch“ und wird im Konstanzer Turm zur Katz in Zusammenarbeit mit der Fotostiftung Schweiz präsentiert. Die Erarbeitung der Ausstellung fand im Rahmen eines Projektseminars an der Universität Konstanz statt, wo Studierende die Gelegenheit hatten, verschiedene Aspekte des Ausstellungsmangements kennenzulernen. Dazu gehörten die Auswahl der Werke, das Erstellen eines Hängeplans und die gesamte konzeptionelle Gestaltung der Präsentation.[Uni Konstanz]
Der Titel der Ausstellung geht auf Humberts eigene Überlegungen zurück und reflektiert seine vielfältigen Ideen zu Fotografie und deren Nutzung. Besonders bemerkenswert ist, dass Humbert in den 1960er Jahren die „Konkrete Fotografie“ begründete, welche die Grenzen traditioneller Fotografieverfahren erweiterte. Durch die Kombination von gegenständlicher, kamerabasierter Fotografie mit Fotogrammen und generativen Fotografien, die ohne Kamera entstanden, schuf Humbert ein einzigartiges künstlerisches Werk. In seiner Dunkelkammer erzeugte er Fotogramme, indem er fotosensitives Papier belichtete und mit Objekten arbeitete. Während seines Lebens schuf er mehrere Hundert Fotogramme, die einen bedeutenden Teil seines künstlerischen Schaffens ausmachten.
Vernissage und Ausstellungsdetails
Die Vernissage der Ausstellung wird am 6. Februar 2025 um 19.00 Uhr im Wolkenstein-Saal des Kulturzentrums am Münster in Konstanz stattfinden. Anschließend ist die Ausstellung vom 7. Februar bis 1. Juni 2025 für das Publikum zugänglich. Die Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Freitag von 10.00 bis 18.00 Uhr sowie an Samstag, Sonntag und Feiertagen von 10.00 bis 17.00 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, und der erste Sonntag im Monat ist der Eintrittspreise frei. Zudem finden öffentliche Führungen am ersten Sonntag eines jeden Monats um 15 Uhr statt. Nach der Ausstellung in Konstanz wird sie in veränderter Form vom 21. Juni bis 12. Oktober 2025 in der Fotostiftung Schweiz gezeigt.
Digitale Konzepte und Humberts Erbe
Im Jahr 2005 kehrte Roger Humbert zur Fotografie zurück, wobei er eine digitale Kompaktkamera einsetzte. Seine neu gewonnene Perspektive revolvierte um das Verständnis des menschlichen Sehapparats und die Wahrnehmung von Licht und Objekten. Humbert fiel dabei auf die komplexen Prozesse im menschlichen Gehirn, die notwendig sind, damit Bilder im Sehzentrum entstehen. Diese Überlegungen führten ihn zu Fragen über künstliche und echte Intelligenz, wobei er der letzten eine entscheidende Rolle für die Kreativität zuschrieb. Zudem experimentierte er mit der digitalen Kamera und schuf Lichtstrukturen, die sein Werk bereicherten.[Photo Edition Berlin]
Humberts innovativer Ansatz zur Fotografie hat nicht nur das künstlerische Schaffen seiner Zeit beeinflusst, sondern auch die Diskussion über die Möglichkeiten und die Bedeutung der Fotografie in der modernen Welt neu entfacht. Die Verknüpfung traditioneller und digitaler Techniken bleibt relevant in einem Zeitalter, das zunehmend von technologischen Entwicklungen geprägt ist. Damit bleibt Roger Humbert eine inspirierende Figur für kommende Generationen in der Kunst- und Fotografie-Szene.