
In Wasserburg am Inn, Oberbayern, erschüttert ein Akt des Vandalismus eine kleine Gemeinschaft. Robert Zeislmeier, der mit den Folgen des Vorfalls konfrontiert ist, zeigt sich fassungslos über die Zerstörung einer Marienfigur in der von seinen Eltern erbauten Familien-Kapelle. Der Kopf der Madonna wurde gewaltsam abgetrennt und mit Wucht gegen die Wand geschleudert. Der Vorfall geschah anscheinend ohne Zeugen und wurde erst während einer Messe, als Zeislmeier nicht in der Stadt war, entdeckt. Die Kapelle befindet sich in der Salzburger Straße, nur wenige Schritte von einer Tankstelle entfernt, und war bis zu diesem Vorfall ein Ort des Gebets und der Andacht.
Im Inneren der Kapelle brennen Kerzen, stehen frische Blumen und ein Foto von Robert Zeislmeier Senior, der 2022 verstorben ist. Ein Rosenkranz um den Hals der Madonna unterstreicht die spirituelle Bedeutung der Figur, die nun auf einem leeren Sockel steht. Zeislmeier hat die Entscheidung getroffen, die beschädigte Statue restaurieren zu lassen, um den Erinnerungsort seiner Familie nicht länger dem Vandalismus zu überlassen. Trotz seines Schockes und der Schmerzlichkeit des Vorfalls hat Zeislmeier darauf verzichtet, die Polizei zu informieren. Er ist überzeugt, dass die Täter nicht ermittelt werden können.
Ein besorgniserregender Trend
Die Polizeiinspektion Wasserburg gibt an, dass bisher keine weiteren ähnlichen Vandalismusfälle in der Region bekannt sind. Polizeichef Markus Steinmaßl erklärt, dass es oft schwierig sei, die Intention hinter solch destruktiven Taten zu beurteilen. Dennoch ist dieser Vorfall nicht isoliert. Die Schäden an religiösen Stätten bilden im Rahmen einer größeren Problematik, wie das bayerische Landeskriminalamt (LKA) berichtet. Laut den Ermittlungen nimmt der Vandalismus an Kirchen und Kapellen seit Jahren zu. Allein im Jahr 2022 wurden 294 Fälle registriert, was einem Anstieg im Vergleich zu 271 Fällen im Vorjahr entspricht.
Im Jahr 2019 zählte das LKA 219 Sachbeschädigungen, 2020 waren es bereits 242. Dieser Trend wird jedoch nicht als dramatisch angesehen, und die Gründe für diese Zunahme bleiben unklar. Umso mehr ist es besorgniserregend, dass sich die Motive hinter den Taten ebenfalls verändern. Neben religionsfeindlichen Schmierereien und Anti-Nazi-Parolen zeigen Berichte des LKA auch, dass pro-russische Statements in bestimmten Regionen auftauchen.
Vergangenheit und Ausblick
Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich bereits im Oktober 2020 in Straubing, wo eine Marienstatue ebenfalls beschädigt wurde. Damals wurde der Kopf mit einem Mund-Nasen-Schutz versehen und das Bild des Akts verbreitete sich viral. Der mutmaßliche Täter wurde später wegen Schuldunfähigkeit auf freien Fuß gesetzt. Auch im Bistum Münster bleibt Vandalismus nicht aus, wo unter anderem Taufgeschirr gestohlen wurde. Die Zunahme von Vandalismus an Kirchen muss daher mit wachsender Besorgnis betrachtet werden, besonders im Kontext der jüngsten Ereignisse in Wasserburg.
Mit der geplanten Restaurierung der Madonna-Figur beabsichtigt Robert Zeislmeier, nicht nur ein Stück Familienerinnerung zu bewahren, sondern auch ein Zeichen zu setzen, dass religiöse Stätten respektiert werden sollten. Die Gemeinde wird weiterhin auf der Hut sein müssen, um künftige Vorfälle zu verhindern.